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BE_5358: Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen
(BE_Ringgenberg_refK_Oberhofen_sIII.1a)

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Titel

Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1671
Masse
43.3 x 32.2 cm im Licht
Standort
Lage
s III, 1a
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Die Wappenschilde der Gemeinden Oberhofen und Hilterfingen befinden sich zu Seiten der Stifterinschrift vor dem Podium am Scheibenfuss. Von ovalen Lorbeerkränzen umfasst, werden sie von je einem Engel gehalten. Auf dem braun und gelb gefliesten Podium sind als Schildwächter ein Halbartier und Büchsenschütze postiert. Mit Schwert und Ehrenketten ausgerüstet, tragen beide ein langärmeliges blaues Hemd, ein Lederwams, blau gestreifte rote Pluderhosen, blaue Strümpfe und einen schwarzen Federhut. Hinter ihnen zieht sich vor gelbem Damastgrund eine zwischen die dunkelroten Rahmenstützen gesetzte Balustrade hin. Die Rahmung krönt ein dunkelroter Flachbogen mit mehrfarbiger Scheitelkartusche. Die beiden Figurenbilder seitlich davon schildern, wie die Einwohner Oberhofens und Hilterfingens im Rebberg die Trauben einbringen (rechts) und wie sie diese keltern (links). Die Kelterung spielt sich vor einer Holzhütte ab, in deren Hintergrund die Thunerseelandschaft mit Schloss Oberhofen fantasievoll wiedergegeben ist.

Iconclass Code
11G · Engel
41A12 · Burg, Schloß
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
45C16(RIFLE) · Schußwaffen: Gewehr
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
47I423 · Weinlese, Weinernte
47I4241 · Weintrauben keltern
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gemeinde Oberhofen und Hilterfingen, Kirchgemeinde

Inschrift

Ein Ehrsame / Gemeind Vnd / Kilchöri Oberhofe / vnd Hilderfingen: 1671.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Das untere hellrote Stück der rechten Säule und das Balustradenmittelstück zwischen den Männern neu ergänzt; ein Sprung und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1769 Restaurierungsarbeiten. Laut den Amtsrechnungen Interlakens von 1769 erfuhren damals die Chorfenster eine Restaurierung: "dem Glaser Hans Bhend, die fenster im kirchenchor zu Ringgenberg ze reparieren 24 Btz."
1910/11 Restaurierungsarbeiten durch Hans Drenckhahn, Thun. Laut dem Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums von 1911 (S. 41) wurden am 21. August 1910 die Glasgemälde in der Kirche Ringgenberg durch ein Hagelwetter beschädigt, so dass diese in der Folge zum Teil durch Drenckhahn repariert werden mussten.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die rund 24 Kilometer von Ringgenberg entfernten Gemeinden Oberhofen und Hilterfingen stifteten 1671 zwei vollkommen identische Scheiben in die dortige Kirche. Ausgeführt wurden sie vom Berner Glasmaler Matthias Zwirn, der die eine davon monogrammierte. 1681 liessen die beiden Gemeinden von Zwirn nach dem gleichen Muster nochmals zwei Scheiben herstellen, und zwar für die Kirche in Steffisburg. Leider kennt man den genauen Grund nicht, weshalb die beiden Orte 1671 und 1681 jeweils eine Doppelstiftung machten. Seit 1652 gehörte Hilterfingen zur damals von Bern neu eingerichteten Vogtei Oberhofen. Oberhofen andererseits zählte zur Kirchgemeinde Hilterfingen mit der auf Oberhofer Gemeindegebiet gelegenen Pfarrkirche St. Andreas. Die beiden Orte waren also aufs Engste miteinander verbunden. Man kann sich fragen, ob sie mit ihren Doppelstiftungen eine gewisse Eigenständigkeit zu markieren versuchten oder ob sie sich einfach aus Symmetriegründen dazu veranlasst sahen, jeweils zwei Glasgemälde zu stiften.
Dem gleichen Kompositionsschema folgen auch die Glasgemälde der beiden Gemeinden in der Kirche Beatenberg von 1673, in der Kirche Leissigen von 1675, im Bernischen Historischen Museum von 1678 (BHM Bern, Inv. 22220; aus der Kirche Sigriswil?) und diejenige von 1678, welche verschollen ist (ehemals Sammlung Pourtalès, aus Schloss Mauensee; Wegeli 1932, S. 98f.).

Nach dem Hagelschlag von 1910 musste der Thuner Glasmaler Hans Drenckhahn die dadurch an den Glasgemälden der Kirche Ringgenberg verursachten Schäden reparieren. Gleichzeitig entschloss man sich dazu, von der Doppelscheibe Oberhofens und Hilterfingens das eine Stück dem Bernischen Historischen Museum zu überlassen und stattdessen in der Kirche eine von Drenckhahn angefertigte Kopie davon aufzustellen. Seit 1911 befindet sich eines der beiden Glasgemälde, nämlich dasjenige mit Zwirns Monogramm, somit in Bern (BHM Bern, Inv. 6893).

Der Weinbau, der in den Wappen der Gemeinde und Kirchgemeinde angesprochen wird, ist auch das Thema der Oberbilder. Während Jahrhunderten wurden am Thunersee Reben gepflanzt und Wein gekeltert, denn im Mittelalter herrschte dort ein sehr mildes Klima. Der Weinanbau wurde später jedoch durch Klimaveränderungen, Rebkrankheiten, Weinsteuern und Konkurrenzdruck der Westschweiz stark beeinträchtigt und 1910 vollständig aufgegeben, jedoch im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen (Ganz 2002).

Die Scheiben der Stadt Unterseen, der Landschaft Hasli und die Doppelscheibe von Oberhofen und Hilterfingen sahen Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen 1896 in der Kirche Ringgenberg auf der Südseite des Langhauses.

Datierung
1671
StifterIn

Oberhofen, Hilterfingen, Gemeinden, Kirchgemeinden

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ringgenberg.
Die Unterhaltspflicht der neun (acht) 1911 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Brief Hermann Kassers an den Berner Regierungsrat vom 15. 5. 1896 (in Unterlagen von Heinz Matile, BHM Bern).

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S.47, 82.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249.

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1911, Bern 1912, S. 41.

C. Byland/H. Türler, Armoiries communales suisses, in: Schweizer Archiv für Heraldik 27/1913, H. 4, S. 201.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn).

Vgl.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. XII, 1932.

Robert Ganz, Hilterfingen und Hünibach. Eine Gegenwart – zwei Vergangenheiten (Berner Heimatbücher 144), Bern 2002.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9787 (Schiff, Südseite; Matthias Zwirn)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Ringgenberg_refK_Oberhofen_sIII.1a
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Ringgenberg
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ringgenberg.
Die Unterhaltspflicht der neun (acht) 1911 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_5358
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016