Forschung
Der Herr zu Liebegg, Birrwil und Belp (seit 1550) Augustin von Luternau († 1563), der Sohn Antons und der Dorothea von Friedingen, war seit 1529 mit Salome von Diesbach, Tochter des Berner Schultheissen Sebastian von Diesbach, und in zweiter Ehe seit 1545 mit Elisabeth von Offenburg, Tochter des Basler Bürgermeisters Henman von Offenburg, verheiratet. Er wurde 1527 Berner Grossrat. 1536–1540 amtete er als erster Berner Landvogt von Chillon und 1547–1552 als Landvogt von Gex. 1555 half er dem Altschultheissen Hans Franz Nägeli, den während der Liquidation der Grafschaft Greyerz entstandenen Widerstand der Landschaft Saanen gegen die Einführung der Reformation und die Eingliederung in den bernischen Territorialstaat zu brechen (HLS 8/2009, S. 115).
Ausser der vorliegenden Stiftung gibt es von Augustin von Luternau und dessen erster Gemahlin eine runde Allianzwappenscheibe aus dem Jahre 1540 im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 1321b / IN 1459; Schneider 1971, Bd. I, Kat.-Nr. 219).
Heinz Matile vermutet in dieser Scheibe eine Kopie (Kartei Stifter, Bernisches Historisches Museum). Es handelt sich jedoch um ein originales Werk. Laut Carl Friedrich Ludwig Lohner befand sich dasselbe 1842 mit drei weiteren Allianzwappenscheiben aus dem Jahre 1543 im Salon des Grafen von Pourtalès in Greng bei Murten. Lohner betont dabei, dass die vier betreffenden Glasgemälden Pendants bilden, alle vom gleichen Meister stammen, sehr schön und gut konserviert sind sowie die Taufnamen der Frauen nicht nennen (Manuskript Lohners im BHM Bern, Inv. 26709; dazu Heinz Matile: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern). Die auch in den Massen übereinstimmenden vier Scheiben (42 x 32 cm) zeigen die Allianzwappen der Ehepaare Augustin von Luternau und Salome von Diesbach, Wolfgang von Erlach und Katharina von Diesbach, Hartmann III. von Hallwyl (1503–1573) und Maria von Mülinen sowie Christoph Effinger von Wildegg (1487–1551) und Margarete Muntprat von Spiegelberg. Über unbekannte Wege gelangten alle vier Scheiben 1922 auf die Auktion bei Fischer in Luzern (Kat.-Nrn. 647, 648, Taf. 30). Zwei davon, diejenigen des Augustin von Luternau und des Wolfgang von Erlach, sind heute im Besitz des Schlossmuseums Thun (Inv. 732, 733).
In der Dezemberauktion von 1934 bei Helbing in München waren zwei Glasgemälde von 1543 mit den Wappen des Augustin von Luternau beziehungsweise des Hartmann III. von Hallwyl (Kat.-Nrn. 213, 214). Nach der Katalogbeschreibung müssen sie mit den beiden hier besprochenen Werken identisch sein. Die Scheibe des Augustin von Luternau soll jedoch schon 1931 in den Besitz des Museumsschlosses Thun gekommen sein. Demnach ist dies entweder unzutreffend oder das 1934 in München befindliche Stück muss ein analog gestaltetes Werk oder eine Kopie davon sein.
Von derselben unbekannten Hand wie die vier hier besprochenen Glasgemälde stammen die beiden Rundscheiben im Schweizerischen Nationalmuseum von Zürich, die 1540 Augustin von Luternau und Christoph Effinger mit ihren Frauen stifteten (Schneider, Bd. I, Kat.-Nrn. 219/220).
Von den zwei Allianzwappenscheiben des Augustin von Luternau und des Wolfgang von Erlach existieren im Nachlass des Glasmalers Hans Drenckhahn im Vitrocentre Romont Pausen, die dieser am 17. April 1931 anfertigte. Vermutlich hatte Drenckhahn die beiden genannten Glasgemälde damals zu restaurieren.
Datierung
1543
StifterIn
Luternau, Augustin von († 1563) · Diesbach, Salome von
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1931 Schlossmuseum Thun (Schenkung Eduard Hopf: Vermittler oder Vorbesitzer)
Vorbesitzer*in
1842 im Salon zu Greng bei Murten, Graf F. von Pourtalès. – Vor 1931 Amerika (laut Hans Drenckhahn).
Inventarnummer
Inv. 732