Forschung
Wilhelm von Diesbach (1520–1565), Sohn des Hans Rudolf und der Ursula Michel, war Junker und Herr zu Reichenbach. Er diente als Offizier in piemontesischen Diensten, gelangte 1552 in den Grossen Rat in Bern und amtete 1560–1565 als Schultheiss zu Murten. Diesbach starb 1565 an der Pest (Scheidegger 1947; Kessel 2015).
Das Bernische Historische Museum besitzt noch eine zweite Scheibe des Stifters von 1563 (BHM Bern, Inv. 11593).
Das vorliegende Stück gehörte mit der ebenfalls 1550 datierten Rundscheibe Christoph von Diesbachs (BHM Bern, Inv. 11598) wohl zu einer Reihe von Bibelscheiben, von denen sich allein die Scheiben der beiden Brüder erhalten haben. Die hier geschilderte Begebenheit ist nicht sehr häufig dargestellt und gehört zur Geschichte des Königs David. Als Absalom gegen seinen Vater David rebellierte, setzte der König Amasa an Joabs Stelle über das Heer. Daraus entstand die Rivalität der Heerführer. Joab nutzte den Feldzug gegen Scheba aus, um Amasa hinterrücks zu erdolchen (2 Sam 20). König David rächte diesen Mord später, indem er Benaja befahl, Joab am Altar zu töten (1 Kg 2, 34).
Die Vorlage zu dieser Bibelszene entnahm der Glasmaler einem Holzschnitt in Hans Holbeins des Jüngeren "Icones", die erstmals 1538 in Lyon veröffentlicht worden waren (Müller 1997, S. 160, Abb. 42, und S. 293).
Neben der erwähnten Rundscheibe des Christoph von Diesbach ist auch der Rundriss mit dem Wappen von Erlach und der Fusswaschung Christi in der Zentralbibliothek Zürich ganz ähnlich komponiert (Graphische Sammlung Inv. A III 37). Er trägt den späteren Besitzervermerk des Glasmalers Abraham Sybold von 1611, aber keine Meistersignatur.
Alfred Scheidegger schrieb die vorliegende Rundscheibe dem Berner Glasmaler Heinrich Steinegger zu, den er mit dem Monogrammisten SHB gleichsetzte, indem er das Monogramm in "Steinegger Heinrich von Bern" auflöste. Dieser Monogrammist signierte in den 1530er Jahren zwei in der Sammlung Wyss im Bernischen Historischen Museum erhaltene Rundrisse, auf denen die Landschaft wie auf der vorliegenden Scheibe ein wesentliches Element darstellt (Scheidegger 1947, S. 67–71; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 172, 173). Conrad von Mandach dagegen deutete das Monogramm als "Sigmund HolBein" (von Mandach 1948, S. 9, 13–15, 18f.). Der Bruder Hans Holbeins des Älteren zog einige Monate vor seinem Tod nach Bern, wo er 1540 verstarb. Denkbar ist immerhin, dass er in Bern die jüngst in Lyon erschienene Bilderbibel Hans Holbeins des Jüngeren verbreitete. Sein künstlerisches Schaffen bleibt jedoch weitgehend unbekannt. In die Nachfolge oder den Umkreis des Monogrammisten SHB werden zwei weitere ebenfalls in der Sammlung Wyss befindliche Rundrisse gesetzt, unter denen derjenige mit dem Doppelwappen vom Stein die gleiche Szene wiedergibt wie die oben genannte Bildscheibe Christoph von Diesbachs (BHM Bern, Inv. 20036.653, 20036.133; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 174, 175). Im Gegensatz zu den anderen erwähnten Zeichnungen im Bernischen Historischen Museum und in der Zentralbibliothek Zürich stellt diejenige mit dem Doppelwappen vom Stein eine reine Federzeichnung dar.
Die Zuschreibungsversuche sowohl der Risse wie auch der Glasgemälde sind leider rein hypothetisch. Der Meister der vorliegenden Rundscheibe lässt sich daher nicht benennen.
Die Scheibe wird genannt in:
Hasler et al., 2020, S. 45.
Datierung
1550
StifterIn
Diesbach, Wilhelm von (1520–1565)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1919 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1919 Robert von Diesbach, Bern (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Inventarnummer
BHM 11597