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BE_1096: Wappenfragment aus einer vermutlichen Bildscheibe des Ludwig von Erlach
(BE_Spiez_Schlosskirche_Erlach_Fragment)

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Titel

Wappenfragment des Ludwig von Erlach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschr.
Datierung
1515/16
Masse
40 x 35 cm im Licht
Standort
Lage
Fenster in der südlichen Seitenkapelle
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Von der Scheibe erhalten ist lediglich der Von-Erlach-Wappenschild mit dem darunter in einer Schriftrolle festgehaltenen Familiennamen des Stifters und der Jahresangabe 1515. Dieses Fragment bildet Teil einer grösseren Scheibe, deren Auftraggeber Ludwig von Erlach gewesen sein muss.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Ludwig von Erlach

Inschrift

vo erlach MCCCCCXV[I(?)]

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Kleinere Ergänzungen im Wappen; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Laut Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen war die von ihnen 1515 datierte "Erlach-Scheibe" 1896 in der nördlichen Gruftkapelle (nördliche Seitenkapelle) der Spiezer Schlosskirche zu sehen. In welchem Zustand sie sich damals befand, sagen sie nicht. Weil dieselbe auf der alten Aufnahme des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich zusätzlich zum heute vorhandenen Wappen und Schriftband noch einen auf den Schild gesetzten Spangenhelm besitzt, muss damals von ihr zumindest noch das eine oder andere Fragment mehr erhalten gewesen sein. Bei der Kirchenrenovation von 1949/50 versetzte man sie dann von der nördlichen Gruftkapelle in die südliche Seitenkapelle, ihren heutigen Standort.

Das vorliegende Fragment muss mit der im 1904 zwischen dem Staat Bern und der Kirchgemeinde Spiez ausgehandelten Abtretungsvertrag erwähnten "Erlach-Scheibe von 1525" identisch sein. Dass es aus einer im frühen 16. Jahrhundert in die Schlosskirche Spiez gestifteten Von-Erlach-Scheibe stammt, ist kaum zu bezweifeln. Die darauf vorhandene Jahreszahl ist freilich nicht als "1525" zu interpretieren. Wie in der Forschungsliteratur angegeben, hat man sie als "1515" zu lesen. Diese Jahresangabe ist jedoch insofern irritierend, als die Herrschaft Spiez erst 1516 durch Kauf an die Familie von Erlach gelangte (s. u.). Die Annahme liegt deshalb nahe, dass durch das Notblei hinter der "V", der letzten heute erkennbaren Ziffer der Jahreszahl, die nachfolgende "I" verdeckt ist. Die vollständige Jahreszahl dürfte demnach kaum "1515", sondern "1516" gelautet haben.
Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen beziehen das Wappen auf Johann von Erlach (1474–1539). Derselbe wurde allerdings erst 1522 Herrschaftsherr von Spiez, und zwar in der Nachfolge Ludwig von Erlachs (1471–1522). Dieser Sohn des Landvogts Johann Rudolf († 1480) erbte 1491 die Herrschaft Belp. 1494 wurde er Berner Grossrat. Im gleichen Jahr trat er in französische Dienste, nahm 1496 mit König Karl VIII. am Feldzug nach Neapel teil und wurde deswegen 1500 aus dem Rat entsetzt, danach verbannt und schliesslich begnadigt. Bis 1501 war er Mitherr zu Jegenstorf und Balm. 1516 diente von Erlach als Hauptmann wiederum in französischen Diensten und kaufte damals von Agatha von Bonstetten, der Ehefrau Ludwig von Diesbachs (1452–1527), für 23'800 Pfund Bernermünze die Herrschaft Spiez mit Twing und Bann sowie auch dem Schloss. Damit wurde er Inhaber des Kirchensatzes von Einigen, das zur Herrschaft Spiez gehörte. Etwa gleichzeitig erwarb Ludwig von Erlach auch die Bubenberghäuser in Bern. Er gelangte 1520 in den Kleinen Rat von Bern. 1521 stand er im Solde Papst Leos X. und wurde von diesem zum Ritter geschlagen. Ludwig war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit Verena von Mülinen, in zweiter mit Magdalena Glaser und in dritter seit 1518 mit Barbara Schmid aus Uri (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1989, S. 97–108, 114f.; Kettler 2009, S. 198). Ludwig war einer der erfolgreichsten Berner Söldnerführer im Dienste Frankreichs und des Papstes. Wie sein Vetter Burkhard von Erlach stiftete er eine Tafel des zwischen 1517–1519 von Niklaus Manuel in Bern geschaffenen Totentanzes. Auf der entsprechenden Tafel (Tod und Kardinal) erscheint das gevierte Wappen von Erlach-Schmid (von Erlach 1989, S. 109f., Abb. S. 111; Kettler 2009, S. 198). Das Wappen des Ehepaares findet sich auch auf einem Türsturz des Schlosses in Spiez, ebenso auf einer spätgotischen Holzdecke, die aus dem Schloss Spiez ins Schweizerische Nationalmuseum in Zürich gelangte.
Von Ludwig von Erlach gibt es die Scheibe aus der Zeit von 1519 in der Kirche Einigen. Wie bereits Hans Lehmann erkannte, muss sich auf ihn auch das Wappen des vorliegenden Fragmentes beziehen. Dieses gehört zu einem Glasgemälde, das Ludwig von Erlach offenbar anlässlich seines Herrschaftsantritts in Spiez 1516 für die dortige Schlosskirche in Auftrag gab. Die Ausmasse des Fragments lassen dabei den Schluss zu, dass es sich um eine überaus grosse Wappenscheibe handelte, die möglicherweise ein Pendant in Form einer Figurenscheibe besass wie die Stiftungen des Hans (Johann) von Erlach (1474–1539) und seiner Frau aus dem Jahr 1515 in die Kirche Jegenstorf, heute im Bernischen Historischen Museum (BHM Inv. 355–358). Obwohl der erhaltene Wappenschild Ludwig von Erlachs auch formal und stilistisch an denjenigen des Hans von Erlach erinnert (BHM Bern, Inv. 357), bleibt die von Hans Lehmann in Vorschlag gebrachte Zuschreibung an Hans Funk eine reine Hypothese.

Datierung
1515/16
Zeitraum
1515 – 1516
StifterIn

Erlach, Ludwig von (1471–1522)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Stiftung Schloss Spiez.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1905 vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten; im Abtretungsvertrag werden die Scheiben nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventarnummer
Inv. 0505

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Über die Glasmalerei in der Schweiz, in: Alpenrosen 22. Dez. 1872, No. 51, S. 503.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 49, 88, Nr. 19.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 51 (Hans Funk).

Protokolle Ausschuss-Sitzungen Stiftung Schloss Spiez; Nr. 21, 2. 9. 1949 und 3. 11. 1949.

Alfred Heubach, Schloss Spiez, Spiez 1963, S. 21 (1515 datiert).

Vgl.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Wilfried Kettler, Der Berner Totentanz des Niklaus Manuel, Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt a. M., New York, Oxford, Wien 2009.

Jürg Schweizer/Annelies Hüssy, Schloss und Schlosskirche Spiez (Schweizerische Kunstführer), Bern 2015.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9844 (Hans Funk, 1515)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Spiez_Schlosskirche_Erlach_Fragment
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2002
Copyright
© Stiftung Schloss Spiez
Eigentümer*in

Stiftung Schloss Spiez.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1905 vom Staat Bern an die Kirchgemeinde abgetreten; im Abtretungsvertrag werden die Scheiben nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_1096
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Stefan Trümpler 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema