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BE_1006: Standesscheibe Bern
(BE_Bern_BHM_1894)

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Titel

Standesscheibe Bern

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1608
Masse
69.8 x 56.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor schnurverziertem farblosem Grund ist die Wappenpyramide Bern-Reich auf das Podium gesetzt. Sie wird von zwei auf dem gefliesten Podiumsboden stehenden Löwen begleitet. Davon führt derjenige links mit einem Spangenhelm auf dem Kopf das (ergänzte) Berner Banner mit sich. Sein Kollege, dessen Kopf eine mit Federn besetzte Krone schmückt, hält in seinen Klauen den Reichsapfel und das Reichsschwert empor. Das (ergänzte) Oberbild schildert die zur Namensgebung Berns führende Jagd, auf welcher der Bär erlegt wurde. Die zwischen zwei roten, mit Waffentrophäen dekorierten Konsolen am Scheibenfuss befindliche blaue und gelbe Rollwerkkartusche enthält die Stifterinschrift.

Iconclass Code
25F23(BEAR) · Raubtiere: Bär
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
43C11 · Jagen; die Jagd
44A31 · Banner, Standarte (als Staatssymbol etc.)
44B193 · Kugel (als Symbol der obersten Gewalt; mit einem Kreuz bekrönt)
45C13(SWORD) · Hieb- und Stichwaffen: Schwert
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Reich, Banner Bern

Inschrift

Die lobliche / 16 Statt Bern 08.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die in der Scheibe vorhandenen zahlreichen neuen Ergänzungen gehen auf zwei unterschiedliche Restaurierungen zurück. Die Farben teilweise abgetragen; zahlreiche Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
"Schlecht in den Farben und stark ergänzt" (v. Rodt, Kat. BHM 1892).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Kirche Grossdietwil wurde 1665–1676 umgebaut und erhielt damals vom Stift Beromünster (1671) sowie von Bern und Luzern Scheiben geschenkt. Die damalige Berner Doppelstiftung ist im Bernischen Historischen Museum erhalten (Inv. 38975 und 1009).
Aus dem Berner Ratsmanual (Staatsarchiv Bern, A II 474, Ratsmanual 163 [16.10.1670–8.4.1671], S. 93 [13.11.1670]) geht hervor, dass die Berner Standesscheibe eine ältere Stiftung ersetzen sollte: "Über sein schreiben, wöllind ihr gnädigen herren den herren von Münster [Beromünster], samt der pfarreÿ Großendietweÿl die ehr gern deferiert haben, daß anstatt ihr gnädig herren verblichenen vnd theils verbrochenen ehrenwappens im chor ein neüwes gesetzt werde, maßen er dasselbe beÿ einem gutten meister machen laßen, oder so ermelte herren dasselbe, von anständiger gleichheit wegen, selbs zemachen bestellt, dasselbe in ihr gnädigen herren namen bezahlen vnd dero verrechnen werde." Es ging also um den Ersatz eines "verblichenen und theils verbrochenen ehrenwappens". Die 1671 gestiftete Standesscheibe Luzerns trat ebenfalls an die Stelle einer älteren Luzernscheibe, wie aus dem Gesuch an Luzern (Staatsarchiv Luzern, Schachtel 1014) hervorgeht (Reinle 1959, S. 108; Matile 1965/66).
Bei diesen Vorgängerstücken dürfte es sich um die vorliegende Standesscheibe im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1894; Matile 1965/66) sowie die erst 2010 wieder aufgetauchte zugehörige Ämterbaumscheibe (BHM Inv. 62269) handeln. Die jüngeren zwei Glasgemälde entsprechen den älteren, heute stark ergänzten Scheiben in allen wesentlichen Teilen des Aufbaus. Der Katalog des Bernischen Historischen Museums von 1897 vermerkte noch, dass die vorliegende Scheibe "vielleicht" aus der Kirche Grossdietwil stamme.

Die ältere Doppelstiftung erfolgte wohl im Jahr 1608. Die vorliegende Standesscheibe trägt dieses Datum in ihrer Inschrift. Die Ämterbaumscheibe zeigt das Datum 1618, dabei handelt es sich jedoch um eine wohl falsche Ergänzung. Allerdings weist der Stil der beiden Scheiben in die Zeit der 1660er Jahre und nicht ins Jahr 1608. Sie müssen also bereits in den 1660er Jahren ein erstes Mal ersetzt oder stark ergänzt worden sein. Rätselhaft bleibt, wieso die vorliegende ältere Standesscheibe nicht wie die jüngere Scheibe eine halbe Inschrift ("Die lobliche"), sondern eine vollständige ("Die Lobliche Statt Bern") trägt. Ebenso ist unklar, warum die ältere Stiftung nach der Neustiftung 1671 erhalten blieb.
Offenbar kostete die neue Stiftung relativ viel. Das Manual der deutschen Vennerkammer (Staatsarchiv Bern, B VII 54 1671, fol. 144r [29.1.1672]) hält fest: "Zedel an h. allt landtvogt Rhott von Arwangen. Obwol das in die kirchen zu Großdietweil verehrte fenster vnd ehrenwappen miner gnädigen herren zimlich vil costet, könne man doch, wegen gegebnen worts mit keiner anstendigkeit etwas abbrechen, solle derwegen die 56 gulden entrichten, vnd minen gnädigen herren verrechnen." Möglicherweise waren in diesem hohen Preis noch Kosten für die Reparatur der älteren Scheiben mitgerechnet. Sie stammen jedoch sicher nicht aus derselben Glasmalerwerkstatt.

Beide Glasmalerwerkstätten, sowohl der älteren als auch der jüngeren Stiftung, waren wohl in Luzern und nicht in Bern ansässig. Im Bildaufbau und der malerischen Umsetzung sind etwa die Scheiben des Klosters Eschenbach (Lehmann 1941, Abb. 262–268, Hans Heinrich Probstatt zugeschrieben) oder auch die Luzerner Standesscheibe im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1917) mit der vorliegenden Scheibe gut vergleichbar.

Datierung
1608
StifterIn

Bern, Stand

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Vor 1894 Kunstmuseum Bern (1894 dem BHM Bern abgetreten).

Inventarnummer
BHM 1894

Bibliografie und Quellen

Literatur

Melchior Estermann, Geschichte der Pfarreien Grossdietwil und Grosswangen, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des historischen Vereins der fünf Orte. XLIX Band, Stans 1894, S. 150f., Anm. 1.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 127: vielleicht aus der Kirche Grossdietwil).

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 8.

Adolf Reinle, Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. V, Basel 1959, S. 108.

Heinz Matile, Berner Ämterscheiben, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 45/46, 1965/66, S. 67, 69 (Anm. 113), Abb. 27.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 4062

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1894
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1006
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema