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BE_1005: Ämterscheibe, Ämterbaumscheibe Bern (rechtes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Bern_BHM_1009)

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Titel

Ämterbaumscheibe Bern (rechtes Stück der Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Bucher, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1671
Masse
77.3 x 57.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der in einen Harnisch und einen kurzen roten Rock gekleidete Stadtgründer Herzog Berchtold V. von Zähringen liegt, sein Haupt auf ein rotes Kissen gebettet, auf einem Rasenboden. Speer und Schild sind zwischen Kanonen abgelegt. In Anlehnung an die "Wurzel Jesse" wächst aus dem Bauch des Herzogs der Berner Ämterwappenbaum. Dieser umschliesst mit seinen Zweigen die in Grisaillemalerei dargestellte Stadt Bern, über der die Allegorie der Justitia in rotem Gewand und blauem Mantel zwischen zwei Engeln auf Wolken thront. Den Ästen entwachsen zusammen mit dem unbekannten Wappen oben an der Spitze (von Silber und Rot oder Gold geteilt: Lausanne?) 25 Wappen, von denen 23 folgende bernische Ämter repräsentieren: Erlach, Interlaken, Trachselwald, unbekanntes Wappen (oben in Gold ein blauer Stern, unten dreimal Blau-Gold gespalten), Simmental, Laupen, Huttwil, Aeschi, unbekanntes Wappen (gespalten von Rot mit zwei silbernen Balken und von Gold mit am Spalt wachsendem schwarzem Adler), Büren, Weissenburg, Thun, Nidau, Brugg, Unterseen, Landshut, Aarburg, Wiedlisbach, Hasle (Hasli), Wangen, Aarberg, Aigle, Aarwangen, Frutigen, Lenzburg. Am Scheibenfuss befindet sich zwischen dem Stadtnamen in einem runden Lorbeerkranz die bekrönte Wappenpyramide Bern-Reich in Begleitung zweier das Berner Banner bzw. das Reichsschwert haltender Bären.
Dieses Werk ist das rechte Stück einer Doppelscheibe. Das Gegenstück dazu bildet die Scheibe mit der von zwei Löwen begleiteten Wappenpyramide Bern-Reich (BHM Bern, Inv. 38975).

Iconclass Code
25F23(BEAR) · Raubtiere: Bär
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
25I111 · Stadtgründer
44A1(+3) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Provinz, Region; regional)
45C16(CANNON) · Schußwaffen: Kanone
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Reich, Ämterwappen: Erlach, Interlaken, Trachselwald, Simmental, Laupen,Huttwil, Aeschi, Büren, Weissenburg, Thun, Nidau, Brugg, Unterseen, Landshut, Aarburg, Wiedlisbach, Hasle (Hasli), Wangen, Aarberg, Aigle, Aarwangen, Frutigen, Lenzburg; Berner Banner

Inschrift

... Statt Bernn / 1671 (Inschriftenbeginn auf dem Gegenstück).
DVX A ZÄRINGEN.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere alte und neue Ergänzungen in den Zweigen des Ämterbaums; ein altes Flickstück unten im violetten Sockelrand; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die vorliegende Scheibe wurde zusammen mit ihrem Pendant 1671 in die Kirche von Grossdietwil im Kanton Luzern gestiftet. Twing und Allmend des katholischen Grossdietwils erstreckten sich bis ins Bernbiet (HLS 5/2006, S. 733f.), womit die Stiftung Berns in die dortige Kirche zu erklären ist. Die Schenkung ist sowohl im Berner Ratsmanual (Staatsarchiv Bern, A II 474, Ratsmanual 163 [16.10.1670–8.4.1671], S. 93 [13.11.1670]) als auch im Manual der deutschen Vennerkammer (Staatsarchiv Bern, B VII 54 1671, fol. 144r [29.1.1672]) sowie in den Amtsrechnungen Aarwangens 1671 (Staatsarchiv Bern, B VII 879) vermerkt. 1879/80 wurde die Kirche Grossdietwil durch einen Neubau ersetzt, und die dort vorhandenen Standesscheiben Berns und Luzerns sowie eine Scheibe des Stiftes Beromünster gelangten in die Sammlung Friedrich Bürki in Bern. Von dort kam die Berner Standesscheibe anschliessend ins Bernische Historische Museum (Estermann 1894, S. 150f.; Reinle 1959, S. 108; Matile 1965/66).
Aus dem Berner Ratsmanual (13.11.1670) geht hervor, dass die Berner Standesscheibe eine ältere Stiftung ersetzen sollte: "Über sein schreiben, wöllind ihr gnädigen herren den herren von Münster [Beromünster], samt der pfarreÿ Großendietweÿl die ehr gern deferiert haben, daß anstatt ihr gnädig herren verblichenen vnd theils verbrochenen ehrenwappens im chor ein neüwes gesetzt werde, maßen er dasselbe beÿ einem gutten meister machen laßen, oder so ermelte herren dasselbe, von anständiger gleichheit wegen, selbs zemachen bestellt, dasselbe in ihr gnädigen herren namen bezahlen vnd dero verrechnen werde." Es ging demnach um den Ersatz eines "verblichenen und theils verbrochenen ehrenwappens". Die 1671 gestiftete Standesscheibe Luzerns trat ebenfalls an die Stelle einer älteren Luzernscheibe, wie aus dem Gesuch an Luzern (Staatsarchiv Luzern, Schachtel 1014) hervorgeht (Reinle 1959, S. 108; Matile 1965/66).
Bei den Vorgängerstücken Berns dürfte es sich um die Standesscheibe im Bernischen Historischen Museum (BHM, Inv. 1894; Matile 1965/66) sowie die zugehörige, ebenfalls dort befindliche Ämterbaumscheibe (BHM Inv. 62269) handeln. Die jüngeren zwei Glasgemälde entsprechen den älteren, heute stark ergänzten Scheiben in allen wesentlichen Teilen des Aufbaus. Die vorliegende Scheibe zeigt wie die ältere das unbekannte gespaltene Wappen mit dem Adler (das wohl mit den Ämtern Zofingen und Aarau in Zusammenhang steht).

Die ältere Doppelstiftung erfolgte wohl im Jahr 1608. Die Standesscheibe (Inv. 1894) trägt dieses Datum in ihrer Inschrift. Die Ämterbaumscheibe zeigt das Datum 1618, dabei handelt es sich jedoch wahrscheinlich um eine falsche Ergänzung. Allerdings weist der Stil der beiden Scheiben in die Zeit der 1660er Jahre und nicht ins Jahr 1608. Sie müssen also bereits in den 1660er Jahren ein erstes Mal ersetzt oder stark ergänzt worden sein. Rätselhaft bleibt, wieso die ältere Standesscheibe (Inv. 1894) nicht wie die jüngere eine halbe Inschrift ("Die lobliche"), sondern eine vollständige ("Die Lobliche Statt Bern") trägt. Ebenso ist unklar, warum die ältere Stiftung nach der Neustiftung 1671 erhalten blieb.
Offenbar kostete die neue Stiftung verhältnismässig viel, was zu Diskussionen Anlass gab. Die Berner Obrigkeit konnte ihr Wort (s.u.) jedoch nicht brechen und sah sich gezwungen, den Betrag auszurichten. Das Venner-Manual (29.1.1672) hält fest: "Zedel an h. allt landtvogt Rhott von Arwangen. Obwol das in die kirchen zu Großdietweil verehrte fenster vnd ehrenwappen miner gnädigen herren zimlich vil costet, könne man doch, wegen gegebnen worts mit keiner anstendigkeit etwas abbrechen, solle derwegen die 56 gulden entrichten, vnd minen gnädigen herren verrechnen." Möglicherweise waren in diesem hohen Preis noch Kosten für die Reparatur der älteren Scheiben mitgerechnet. Sie stammen jedoch sicher nicht aus derselben Glasmalerwerkstatt.

Die genannte Stelle im Ratsmanual äussert sich auch zur Herstellung der Doppelscheibe. Dieselbe sollte nämlich entweder "beÿ einem gutten meister" gemacht werden, womit ein Berner Glasmaler gemeint war, oder aber durch einen Luzerner Meister, falls die Herren von Beromünster als Kollatoren der Kirche wünschten, dies "von anständiger gleichheit wegen, selbs zemachen". Die Berner Amtsherren boten also an, auch eine seitens der Luzerner bei einem Meister ihrer Wahl bestellte Scheibe zu bezahlen, damit sie den ebenfalls in Luzern hergestellten Scheiben von Luzern und von Beromünster "gleich" gestaltet würde.
Der stilistische Vergleich bestätigt, dass der Auftrag der Berner Doppelscheibe von 1671 an einen Luzerner Glasmaler ging. Aufgrund der Ähnlichkeit zum 1703 datierten Zyklus in der Pfarrkirche Winikon, insbesondere zur Stadtscheibe Sursees (vgl. Jolidon 1997, S. 43, Abb.) kommt als Meister am ehesten Hans Jakob Bucher von Sursee in Frage (vgl. auch die ihm zugewiesene Standesscheibe Luzerns von 1688 aus der Sammlung Sudeley; Lehmann 1941, Abb. 330). Die Scheiben von 1671 wären damit die frühesten erhaltenen Werke, die man diesem Surseer Glasmaler zuschreiben könnte. Eventuell käme aber auch sein ihn prägender Vater David Bucher als Autor in Frage.

Die sog. Ämterbaum- oder Stammbaumscheiben sind eine Gattung, die auf den Berner Stadtstaat beschränkt blieb. Die Darstellung der Ämterwappen als Früchte eines im Stadtgründer wurzelnden Baumes geht sicher auf die Bildvorstellung der Wurzel Jesse zurück, die jedem Berner im typologischen Fenster des Berner Münsters vor Augen stand. Vermutlich war es Hans Funk, der als erster 1512 in einer für das Rathaus von Mülhausen im Elsass bestimmten und dort noch erhaltenen Scheibe die Bildvorstellung in den staatlich-heraldischen Bereich übertrug (Lehmann 1914, S. 323–324, Taf. XXVIII; Matile 1965/66, S. 64).

Datierung
1671
StifterIn

Bern, Stand

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1888 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

1880 Ankauf durch einen Antiquar in Bern (für Bürki). – Ab 1880 Sammlung Friedrich Bürki, Bern.

Inventarnummer
BHM 1009

Bibliografie und Quellen

Literatur

Antiquarisches Museum der Stadt Bern. Bericht der Museumskommission über die Jahre 1886 bis und mit 1890, Bern 1892, S. 19f.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 83.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 45 ("geschmacklos").

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 80, 245.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 8f.

Heinz Matile, Berner Ämterscheiben, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 45/46, 1965/66, S. 66f., Abb. 26 (Glasmaler aus Sursee, Hans Jakob Bucher?).

Der Bund, Montag, 3. Januar 1966.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, S. 79.

Peter Jezler/Peter Martig, Von Krieg und Frieden. Bern und die Eidgenossen bis 1800 (Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum 11), Bern 2003, S. 11, Farbabb. 10.

Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt (Berner Zeiten), Bern 2006, S. 157, Farbabb. 137b.

Vgl.

Melchior Estermann, Geschichte der Pfarreien Grossdietwil und Grosswangen, in: Der Geschichtsfreund XLIX/1894.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914.

Hans Lehmann, Geschichte der Luzerner Glasmalerei von den Anfängen bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts, Luzern o. J. [1941].

Adolf Reinle, Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band V. Das Amt Willisau, Basel 1959.

Yves Jolidon, Der Scheibenzyklus von 1703–1705 in der Pfarrkirche Winikon, in: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern 15/1997, S. 19–52.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 3204; SNM Zürich, Neg. 9230 (Werkstatt Kupferschmied, Burgdorf)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_1009
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1888 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1005
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

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