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BE_851: Runde Wappenscheibe Johann Anton I. Tillier
(BE_Bern_BHM_382)

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Titel

Runde Wappenscheibe Johann Anton I. Tillier

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1557
Masse
⌀ 31.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen von Johann Anton I. Tillier ist vor roten Damastgrund gesetzt. Umfasst wird es von einer Bordüre aus hellgrünem Glas, die mit Blattwerk, Blüten, Grotesken und Löwenmasken geschmückt ist.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
48A9872 · Groteske (Ornament)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Johann Anton Tillier

Inschrift

Anthoni Tillier der Zÿt Seckelmeister zů Bern / 15 57.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die zwei kleinen Randgläser zu beiden Seiten des Schildfusses alt ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb; im hellblauen Glas rückseitiger, mit Silbergelb bemalter Anschliff.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Anton I. Tillier (1494/1500–1562), der Sohn Johann Rudolfs und der Antonia Techtermann, wurde 1525 des Grossen Rats zu Bern, 1529 Schultheiss zu Burgdorf, 1533 Gubernator von Aigle, 1536 Berner Kleinrat und Landvogt von Avenches, 1540 Venner zum Roten Löwen, 1541 Landvogt von Lausanne, 1548 Venner, 1552 Deutschseckelmeister und 1560 Bauherr. Er war dreimal verheiratet, in erster Ehe mit einer Angehörigen der Familie Schaller, in zweiter seit 1536 mit Barbara Hübschi, der Tochter des Lienhard, sowie in dritter seit 1542 mit Katharina von Diesbach, der Tochter Rudolfs. Von Kaiser Karl V. wurde er seiner Verdienste wegen geadelt (HLS 12/2013, S. 392; HBLS 6/1931, S. 791).
Von Johann Anton Tillier gibt es das Glasgemälde von 1557 im Bernischen Historischen Museum. Zudem schenkte dieser 1560 eine Wappenscheibe in die Kirche von Oberdiessbach. Von ihm gestiftet wurde vermutlich auch die verschollene Scheibe, die 1560 in die Kirche Röthenbach (Würzbrunnen) kam (Thormann/von Mülinen 1896, S. 41, 83f). Auf einer von ihm vor 1562 gemachten Stiftung beruhen möglicherweise die beiden 1693 von Samuel Fueter erneuerten Wappenscheiben der Familie Tillier im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 298/299). Für eine Scheibe von ihm bestimmt ist ein Entwurf aus der Zeit um 1545 in unbekanntem Besitz (Scheidegger 1947, Nr. 40; Thöne 1970, Nr. 1002).

Alfred Scheidegger betrachtet die Scheibe als eine Arbeit Joseph Göslers. Nach den Angaben zum Foto des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich soll ihr Schöpfer jedoch Mathis Walther sein. Weil sich für Gösler keine gesicherten Glasgemälde namhaft machen lassen und die Mathis Walther zuzuweisende Vaterunserscheibe in der Kirche Einigen mit der Stiftung Tilliers nicht vergleichbar ist, vermögen diese Zuschreibungen nicht zu überzeugen. Näher als der Vaterunserscheibe steht das Glasgemälde Tilliers der 1565 entstandenen Rundscheibe des Niklaus IV. von Diesbach im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23896), deren Schöpfer entgegen Scheideggers Annahme nicht Joseph Gösler, sondern Hans Jakob Hübschi war. Seine Stilbezüge dazu sind jedoch zu wenig eng, um es Hübschi zusprechen zu können. Zwei andere Rundscheiben verwandter Art bilden die 1553 von Andres und Bendicht von Diesbach in die gleichnamige Kapelle des Berner Münsters gemachten, von Scheidegger wiederum als Werke Göslers bezeichneten Wappengaben (Kurmann-Schwarz 1998, S. 377f., 478–482, Abb. 320, 321). Bei ihnen sind als stilistische Besonderheit die "ausgestanzten Blättchen" in den Helmdecken zu nennen (Scheidegger 1947, S. 44f.). Dieses auf Scheiben der Zeit von rund 1535 bis 1565 nachweisbare Motiv glaubt Brigitte Kurmann-Schwarz (S. 481) als persönliches Stilmerkmal eines unbekannten, in der Nachfolge Hans Funks anzusiedelnden Glasmalers interpretieren zu können. Sofern ihre Interpretation zutrifft, kann die das betreffende Motiv nicht aufweisende Stiftung Tilliers demnach auch nicht vom "Meister der ausgestanzten Blättchen" geschaffen worden sein.

Datierung
1557
StifterIn

Tillier, Johann Anton I. (1494/1500–1562), Seckelmeister

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern

Inventarnummer
BHM 382

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalog der Sammlungen des verstorb. Hrn. Alt-Grossrath Fr. Bürki. Auktion in der Kunsthalle Basel, 13. Juni 1881 und folgende Tage, Nr. 225.

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 53.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 53.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 47.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 7.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 48, Nr. 40, Abb. 46 (Joseph Gösler).

Vgl.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern 1896.

Friedrich Thöne, Katalogtext, in: Schweizer Künstler. Zeichnungen, Aquarelle, Bilder, Katalog Auktion August Laube & Sohn, Zürich 3. Juni 1970.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9183 (Mathis Walther, Bern)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_382
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_851
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016