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BE_435: Runde Standesscheibe Bern
(BE_Luetzelflueh_refK_Bern2)

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Titel

Runde Standesscheibe Bern

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
unbekannt · Erlach-Scharnachtal-Werkstatt
Herstellungsort
Datierung
um 1505
Masse
40.1 cm im Licht · 32 cm ohne Aussenbordüre

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund ist die bekrönte Wappenpyramide Bern-Reich dargestellt. Sie wird von zwei Bären gehalten, die seitlich der Pyramide stehen. Ein dritter Bär kauert, an einem Stein angekettet, zwischen den zwei Bernschilden. Die Kompostion umfasst eine silberhell gemusterte Aussenbordüre auf mattgrauem Grund. Es handelt sich um das Pendant zur Bernscheibe mit den drei Engeln.

Iconclass Code
25F23(BEAR) · Raubtiere: Bär
25F23(BEAR)(+12) · Raubtiere: Bär (+ Wappentiere)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Reich

Inschrift

H. D. 1938 (auf allen Stücken der Aussenbordüre).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der Kopf des Bären links, die beiden grossen Damaststücke oben und die ganze Aussenbordüre neu ergänzt (auf dem Foto 8319 des SNM Zürich fehlen der Kopf des stehenden linken Bären sowie mehrere Stücke der später ersetzten Bordüre, zudem ist der Damast darauf oben anders gemustert als heute); ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1724–1786: In dieser Zeit mussten wegen Unwettern die Kirchenfenster mehrmals repariert werden. Entlohnt wurden so 1724 der Glaser Hans Lerch für die Reparatur von 82 "Schyben" in den Chorfenstern sowie 1771 und 1788 der Glaser Bärtschi für die Reparatur beschädigter Kirchenfenster (Frutiger 1974, S. 152). Möglicherweise kam es dabei auch zu Ausbesserungen oder Entfernungen von Glasgemälden.
1786: Laut den Amtsrechnungen von Brandis kamen damals "4 neüe Fenster" in den Kirchenchor von Lützelflüh.
1938 Hans Dreckhahn, Thun: Laut Protokoll des Kirchgemeinderats vom 22. Januar 1914 wollte damals Hans Lehmann die vier alten Scheiben durch Hans Drenckhahn restaurieren lassen. Der Kriegsausbruch verhinderte dieses Vorhaben. Stattdessen wurden die Scheiben nur notdürftig geflickt, wobei fehlende Teile einfach durch gewöhnliches Fensterglas ersetzt wurden. Auf Veranlassung von Rudolf Wegeli (Direktor BHM Bern) wurden die aus dem Bleinetz zu fallen drohenden Scheiben dann erst 1938 durch Drenckhahn restauriert (Frutiger 1974, S. 154). Von Drenckhahn gibt es in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont Pausen von den Glasstücken mit den drei Engeln, dem angeketteten Bären sowie von einem Rahmenstück und von drei Gläsern mit dem Bär aus den Berner Wappen. Die Zeichnungen sind bezeichnet: "Okt. 1938 gep. DH" (Mappe "Lützelflüh 1938/39"). Mehrere von Drenckhahn aus den zwei Bernscheiben entfernte Gläser befinden sich im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 26943).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die zwei Bernscheiben finden sich weder in der Beschreibung J. A. Scheppachs (1855; nach Frutiger 1974, S. 153), von Mülinens (1879), Rahns (1883) oder Thormanns und von Mülinens (1896). Erst Hans Lehmann (1912) kennt die beiden Glasgemälde. Frutiger (1974, S. 153f.) glaubt, dass die zwei Bernscheiben in ein Chorfenster der Kirche gestiftet, zu einem unbekannten Zeitpunkt (bei einer Renovation?) aber aus der Kirche entfernt wurden. Ob sie tatsächlich für die Kirche Lützelflüh geschaffen wurden, ist jedoch nicht völlig gesichert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sie in der Kirche im Südfenster gegenüber der Kanzel platziert. Nach der Reparatur durch Drenckhahn 1938/39 wurden sie dann den zwei älteren Scheiben des Hans Friedrich von Mülinen und der Barbara von Scharnachtal (ca. 1480) im Nordfenster zugesellt.

Falls die beiden Scheiben in die Kirche Lützelflüh gestiftet worden sind, dann geschah dies wohl im Jahr des Neubaues 1505.

Die beiden Scheiben, insbesondere die Engelsfiguren der Pendant-Scheibe, weisen enge stilistische Parallelen zu den Scheiben der Kartause Thorberg im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 286, 287). Wie diese sind die zwei Rundscheiben der Erlach-Scharnachtal- Werkstatt zuzuweisen (Kurmann-Schwarz 1998, S. 454). Ähnlich komponiert ist die Berner Rundscheibe mit den Wildmännern als Schildhalter im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 354) und in Diebold Schillings Spiezer Chronik von 1485 ist ein Bär in ähnlicher Pose an einen Stein gebunden (Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.16, S. 237).

Von Hans Drenckhahn gibt es in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont Pausen von den Glasstücken mit den drei Engeln, dem angeketteten Bären sowie von einem Rahmenstück und von drei Gläsern mit dem Bär aus den Berner Wappen (Mappe "Lützelflüh 1938/39", die Pausen bezeichnet: "Okt. 1938 gep. DH").

Datierung
um 1505
Zeitraum
1500 – 1510
StifterIn

Bern, Stand

Herstellungsort
Eigentümer*in

Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Lützelflüh ab.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 14/1912, S. 299, Abb. 8 (Urs Werder).

Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Glasmalerei, Freiburg 1963, S. 98f. (Urs Werder).

Max Frutiger, Kabinettglasmalerei in der Gotthelfkirche Lützelflüh, in: "Der kleine Bund", Beilage zu: "Der Bund", 14. Nov. 1969, Nr. 267, 120 Jahrgang (Urs Werder?).

Max Frutiger, Die Gotthelf-Kirche in Lützelflüh. Bilder und Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit, Lützelflüh 1974, S. 145, 149–151, 153f., Farbabb. Taf. 26 (Urs Werder).

Max Frutiger u. a., Gemeinde Lützelflüh, Lützelflüh 1982, S. 9.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 145.

Vgl.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 29546 (Foto Drenckhahn 1938, vor Rest.), 29324 (Foto Drenckhahn 1939 nach Rest.); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 209; SNM Zürich, Neg. 8319 (Urs Werder); Farbfoto Fehlmann, Burgdorf (Frutiger 1974)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Luetzelflueh_refK_Bern2
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Lützelflüh
Eigentümer*in

Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Lützelflüh ab.

Inventar

Referenznummer
BE_435
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema