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BE_265: Wappenscheibe Daniel Wyss
(BE_Bern_BHM_395)

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Titel

Wappenscheibe Daniel Wyss

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Dünz, Hans Jakob · signiert
Datierung
1611
Masse
22 x 15 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das Zentrum der Scheibe nimmt die allegorische Darstellung des Geizes ein. Auf einem Stadtplatz steht vor seiner Haustür ein älterer Mann. Der Geizkragen weist mit ausgestreckter Hand einen um Almosen bittenden Mann ab, während er seinen Geldbeutel in der Hand hinter seinem Rücken verbirgt und ein Hund den Bittenden anpinkelt. Die Szene rahmt eine Arkade aus roten Pfeilern und einem hellblauen Bogen. In der Fusszone sind vor mächtigen gelben Postamenten zwei Bären mit Halbarten postiert. Sie halten über dem Wappen des Daniel Wyss das Schriftband mit dem Stifternamen und Datum empor.

Iconclass Code
11N34 · Geiz (Ripa: Avaritia): Personifikation einer der sieben Todsünden
25F23(BEAR) · Raubtiere: Bär
45C14(HALBERD) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Hellebarde
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
55B1 · Reichtum, Überfluß; Ripa: Opulenza, Richezza
55BB1 · Armut; Ripa: Povertà, Povertà del doni, Povertà in uno ch'habbia bell'ingegno
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Wyss, Daniel (Kolben)

Inschrift

Daniel Wÿβ / 1611.
HID.
Selbs han wers kan, ist für entleene gůt / Armůt vnd mangel trurig macht demut / Dem Gÿt vd Rÿchtum setzet nach verβunst, / Die Armůt hat verachtung vnd ungunst. / Das schaffet zwar alein das schnöde Geltt, / Nit wenig es an wahrer liebe felt.

Signatur

HID

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Daniel Wyss (1582–1654?), Sohn des Anton (1531–88) und der Ursula Im Haag, war Goldschmied von Beruf. Seiner Stadt diente er als Schreiber, 1616 als Rathausammann, 1619 als Gubernator zu Payerne (Peterlingen) und 1617/18 sowie ab 1634 als Münzguardian. Laut der Berner Genealogie war Daniel Wyss zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Esther Rohr (1587–vor 1621), Tochter des Kornelius und der Sophia Schneeberger, und in zweiter mit Anna Stettler (* 1603), Tochter Michael Stettlers und Maria Galdis (Kessel 2016). Es bestehen jedoch Widersprüche hinsichtlich des Todesjahres des Stifters, das in der Genealogie mit 1629 angegeben wird, dagegen bei Türler mit 1652 und im Historisch-Biographischen Lexikon mit 1654 (Türler 1905, S. 109f.; HBLS 7/1934, S. 608).

Aufgrund des Monogramms ist davon auszugehen, dass die Scheibe von Hans Jakob Dünz geschaffen wurde. Sie stellt eine der wenigen für diesen Berner Glasmaler gesicherten Werke dar.
Laut Franz Thormann (1909) befand sich die Scheibe ursprünglich in der Siechenhauskapelle in Bern und gelangte von dort an Friedrich Bürki, aus dessen Sammlung sie das Museum 1882 erwerben konnte. Welche privaten oder beruflichen bzw. politischen Ereignisse Daniel Wyss zur Stiftung einer Scheibe ins Siechenhaus veranlassten, ist unbekannt. Sein Appell, den Armen zu helfen und nicht mit Geiz zu begegnen, war eine moralische Unterstützung der Aussätzigen, die jeweils am Freitag "der Almosen halber" in die Stadt kommen durften (Caviezel-Rüegg u. a. 1998, S. 5). Sechs weitere Glasgemälde des 16. und 17. Jahrhunderts aus diesem Siechenhauskirchlein, die mit der vorliegenden Scheibe ursprünglich im mittleren Chorfenster eingelassen waren, kamen 1907 in die Sammlung des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 6510–6515).

Datierung
1611
StifterIn

Wyss, Daniel (1582–1654?)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern

Inventarnummer
BHM 395

Bibliografie und Quellen

Literatur

G. Trächsel, Hans Jakob Dünz der ältere. Glasmaler, Radirer und Chorweibel, in: Festschrift zur Eröffnung des Kunstmuseums in Bern 1879, Bern 1879, S. 96, Taf.-Abb.

Catalog der Sammlungen des verstorb. Hrn. Alt-Grossrath Fr. Bürki. Auktion in der Kunsthalle Basel, 13. Juni 1881 und folgende Tage, Nr. 85.

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 54.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 54.

Eduard von Rodt, Das historische Museum Berns, in: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1885, Bern 1885, S. 83.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 48.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 44f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 161.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 9.

Paul Hofer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. 1, Basel 1952, S. 422.

Elisabeth von Witzleben, Bemalte Glasscheiben, München 1977, Abb. 111.

Klaus Speich, Die Künstlerfamilie Dünz aus Brugg. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der Barockzeit im reformierten Stand Bern, Brugg 1984, S. 70–72, Farbabb. S. 73.

Im Schatten des Goldenen Zeitalters. Künstler und Auftraggeber im bernischen 17. Jahrhundert, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1995, Bd. 1, Nr. 183.

Zita Caviezel Rüegg u. a., Die Waldau bei Bern (Schweizerischer Kunstführer), Bern 1998, S. 28f. (Abb.).

Vgl.

Heinrich Türler, Die bernischen Münzmeister, in: Neues Berner Taschenbuch 10/1905, S. 96–119.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2016 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F26082&main_person=I64857; 12.1.2016].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9154 (Hans Jakob Dünz, Bern)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_395
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_265
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016