Bestelltes Bild

BE_184: Wappenscheibe Rodolphe Benoît, Abt von St. Johannsen
(BE_Bern_BHM_363)

Kontaktdaten

Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein.
Bitte geben Sie Ihren Namen ein.
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.
Die E-Mail-Adresse ist ungültig.

Bitte machen Sie so viele Angaben wie möglich (Titel der Publikation, Datenbank, Herausgeber, Auflage, Erscheinungsjahr, usw.)

Das Vitrocentre Romont kann Ihnen nur eigene Bilder zur Verfügung stellen. Bilder von Dritten können wir Ihnen leider nicht überlassen. Betrifft Ihre Bestellung Fotografien von Drittparteien, senden wir Ihnen die Kontaktadresse, über welche die Bilder bezogen werden können.

Die von Ihnen in diesem Formular angegebenen Personendaten werden vom Vitrocentre Romont ausschliesslich für die Bearbeitung Ihrer Bildbestellung verwendet. Die Korrespondenz zur Bestellung wird zur internen Nachvollziehbarkeit archiviert. Die Daten werden weder für andere als die hier aufgelisteten Zwecke verwendet noch an Dritte weitergegeben. Durch das Absenden des Bestellformulars erklären Sie sich mit dieser Nutzung Ihrer Personendaten einverstanden.

Bei Fragen können Sie gerne eine E-Mail an info@vitrosearch.ch senden.

Titel

Wappenscheibe Rodolphe Benoît, Abt von St. Johannsen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
um 1501
Masse
56.6 x 42.3 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor hellviolettem, aus schwarzem Grund mit dem Federkiel ausradierten Federdamast steht das Wappen des Abtes von St. Johannsen Rodolphe Benoît. Es wird von zwei blond gelockten Engeln flankiert, die über dem Schild die Mitra (Inful) und das Pedum mit Pannisellus emporhalten. Während der grün und gelb geflügelte Engel über der Albe einen roten Umhang trägt, erscheint der rot und blau geflügelte in einer langen hellgelben Tunika. Die Komposition umschliesst eine spätgotische Rundbogenarkade mit schlanken steinfarbenen Säulchen. Den Bogen ziert ein gelber Ast, dessen Akanthusblattwerk die Zwickel füllt.

Iconclass Code
11G · Engel
11P31131 · Insignien eines Bischofs, z.B. Mitra, Krummstab
11P315311 · Abt
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Rodolphe Benoît (de Benediktis), Kloster St. Johannsen

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Zwei Gläser am oberen Rand und ein kleines Stück im Flügel des linken Engels neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen Um 1880: Johann Heinrich Müller, Bern? Friedrich Bürki liess von der damals nach Bern geholten Scheibe durch Johann Heinrich Müller eine Kopie für die Kirche in Büren anfertigen. Es ist deshalb durchaus denkbar, dass Müller das Original gleichzeitig restaurierte und darin die Ergänzungen einsetzte.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Rodolphe (de) Benoît stammte aus Bursins im Waadtland und gehörte 1480 als Mönch der Abtei Payerne an. 1483 wurde er Vorsteher des Priorats Perroy (Amt Rolle VD). Gleichzeitig war er Prior zu Corcelles und Generalvikar in Payerne. 1501 wurde ihm die Abtei Erlach übertragen. Benoît setzte sich gegen zwei Konkurrenten, darunter Niklaus von Diesbach, durch, und mit Unterstützung von Bern amtete er seit August 1504 als unumstrittener Abt des Erlacher Klosters St. Johannsen. 1512/13 liess er eine Brücke über die Zihl erstellen und erhielt dafür einen Ablassbrief von Papst Julius II. Rodolphe Benoît war der letzte Abt des Benediktinerklosters, das er bei der Säkularisation am 3. September 1529 mit allen Gütern und Einkünften der Stadt Bern übergab. Abt und Mönche wurden dabei mit Geld und Mobilien abgefunden. Benoît setzte am 9. Juni 1534 sein Testament auf, in dem er den Wunsch äusserte, im Chor des Priorats Perroy im Grab seines Onkels Nicod Benoît beigesetzt zu werden (Helvetia Sacra III, 1.1, S. 670f. und III, 1.2, S. 963f.; HBLS 2/1924, S. 101). Neben der vorliegenden Scheibe haben sich weitere Stiftungen Rodolphe Benoîts erhalten: eine Doppelscheibe von 1523 in der Kirche Ligerz, eine Scheibe von 1526 im Bernischen Historischen Museum (Inv. 33619) sowie eine 1987 von der Gemeinde Erlach erworbene Scheibe. Ein weiteres, überaus qualitätvolles Glasgemälde dieses Abtes ist durch ein Foto Sibyll Kummers (Vitrocentre Romont) dokumentiert. All diese Scheiben des Abtes sind mit den beiden Engeln als Schildhalter durchwegs analog komponiert. Zudem befand sich 1975 bei der Galerie Stuker in Bern eine Benoît-Scheibe von 1519, die vermutlich einen illegitimen Sohn des Abtes zum Stifter hatte (Kat. Helbing 1914, S. 10, Nr. 141, Taf. 6; Kat. Stuker 1975, Nr. 5377, Taf. 68; Clottu 1977, S. 27, Anm. 18; Moser 1998, S. 129, Anm. 56).

Bis 1332 war die einstige Katharinenkirche in Büren an der Aare Filiale von Oberwil bei Büren gewesen. Ihr Chor (wohl aus dem 3. Viertel des 13. Jh.) und ihr Schiff (aus dem 14. u. 15. Jh.) wurden um 1500 grundlegend erneuert. Die aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Scheibe könnte demnach durchaus eine Stiftung in die um 1500 erneuerte Katharinenkirche gewesen sein. Vieles weist allerdings darauf hin, dass die Wappenscheibe Rodolphe Benoits wie diejenige Rudolf von Erlachs (BHM Bern, Inv. 2430) ursprünglich in die Wallfahrtskirche von Oberbüren (Gemeinde Büren) gestiftet wurde. Um 1470 wurde an Stelle einer älteren Marienkapelle eine grössere Kirche errichtet, weil sich dorthin ein erheblicher Pilgerstrom entwickelt hatte. Grund dafür waren die von Maria vollbrachten Wunder, d. h. die kurze Wiedererweckung totgeborener Kinder, die so noch lebend getauft werden konnten. Als Auferweckungsheiligtum erlebte diese Wallfahrtskirche in den Jahrzehnten vor und nach 1500 einen eigentlichen Boom (s. Gutscher/Ulrich-Bochsler/Utz Tremp 1999). Das Patronatsrecht über die Kirche hatte zunächst das Benediktinerkloster Erlach St. Johannsen. Der Wallfahrtsort wurde auch vom Berner Rat gefördert. Dieser setzte 1482 einen Vogt über die Kapelle ein, übernahm 1495 von St. Johannsen das Patronatsrecht und stiftete bis 1518 vier Kaplaneien. Nach der Reformation 1528 wurde das Marienheiligtum von Oberbüren abgeschafft und die Kirche zwischen 1530 und 1532 abgebrochen (HLS 9/2010, S. 314). Während ihrer Blütezeit erhielt die Wallfahrtskirche grosszügige Vergabungen. Die Annahme liegt nahe, dass auch der Abt von St. Johannsen zu dieser Zeit der Kirche ein Fenster mit der vorliegenden Scheibe spendete. Denn im Spätmittelalter hatte das Kloster St. Johannsen in Büren ein abgabefreies Haus und den Weinbaum besessen (Moser 1977). Nach dem Berner Ratsmanual vom 6. Juli 1530 (Ratsmanual 226,54/58) verfügte damals der Rat, die Wallfahrtskirche in Oberbüren abzubrechen und den ehemaligen Gönnern der Kirche bzw. ihren Nachkommen, die Glasgemäldestiftungen zurückzugeben (Moser 1977, S. 21). Nach Moser verzichteten die Nachkommen des Rudolf von Erlach (s. d.) und des Abtes von St. Johannsen vermutlich auf die Rücknahme der Stiftungen, was dem Schultheissen von Büren ermöglichte, die entsprechenden Glasgemälde zu behändigen und in die seit dem frühen 12. Jahrhundert bezeugte Katharinenkirche in Büren an der Aare überführen zu lassen. Dort befindet sich noch heute die von Johann Heinrich Müller erstellte neuzeitliche Kopie (Fenster n IV). Dazu existiert auch die Pause des Glasgemäldes im Nachlass Müller im Bernischen Historischen Museum (Depositum im Vitrocentre Romont).

Die Zuschreibung der Scheibe durch Hans Lehmann an die Werkstatt des Lukas Schwarz kann nicht aufrecht gehalten werden, da keine gesicherten Glasgemälde aus dessen Hand nachweisbar sind. Der Federdamast kommt jedoch jenem in der Wappenscheibe des Sebastian vom Stein aus dem Jahr 1504 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich sehr nahe (Inv. LM 6237; aus der Kirche Aetingen SO; Schneider 1971, Bd. 1, Nr. 73).

Das vorliegende Glasgemälde erwarb Friedrich Bürki 1880 gemeinsam mit zwei Figurenscheiben der Heiligen Christophorus und Barbara sowie Katharina von der Kirchgemeinde Büren an der Aare (vgl. Protokollauszüge bei Moser 1977). Damals befanden sich die drei Scheiben im Schiff der reformierten Kirche. Im Kaufvertrag verpflichtete sich Bürki, für die Kirche getreue Kopien durch "Glasmaler Müller" (= Johann Heinrich Müller) anfertigen zu lassen. Beim Tode Bürkis kamen die drei Scheiben an dessen Enkel, welche sie 1882 nach Bern zunächst in die Stadtbibliothek überführten. Von dort gelangten sie erst 1894 ins neu erbaute Bernische Historische Museum (Moser 1977, S. 26). Dem ins Leben gerufenen Museum wurden die drei Scheiben offenbar aber schon Jahre zuvor zugesprochen.

Datierung
um 1501
Zeitraum
1501 – 1510
StifterIn

Benoît (de Benediktis), Rodolphe, Abt Kloster St. Johannsen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Seit 16. Jahrhundert Kirche Büren. – Seit 1880 Sammlung Friedrich Bürki, Bern

Inventarnummer
BHM 363

Bibliografie und Quellen

Literatur

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 52 (1510 datiert).

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 51.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 46.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 140f., 282.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 61, Taf.-Abb. XIII.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 236, 245.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 5.

Hans Lehmann, Die Glasmalerfamilie Wildermut zu Biel und Neuenburg und die Glasgemälde in der Kirche zu Ligerz, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 12/1910, S. 240 (Anm. 3).

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 219 und 18/1916, S. 139 (Werkstatt Lukas Schwarz).

Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 397 (Lukas Schwarz).

W. Bourquin, Beiträge zur Geschichte Biels, Biel 1922, S. 28.

Donald L. Galbreath, Armorial Vaudois, Baugy sur Clarens 1934, Bd. 1, S. 40, Abb. 110.

Hugo Wagner, Wappenscheibe des Rodolphe BenoÎt Abtes von St. Johannsen, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1950 und 1951, Bern o. J., S. 29f. (ca. 1500–1510).

Michael Stettler, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 31, 1951 (Bern 1952), S. 141f., Abb. 42 (1. Jahrzehnt 16. Jh.).

Martin Moser, Baugeschichtliches über die Kirche von Büren, in: Hornerblätter 1963 (Vereinigung für Heimatpflege Büren a. A.), S. 20.

Olivier Clottu, Les nobles de Diesse, in: Schweizer Archiv für Heraldik 79/1965, S. 43.

Ellen J. Beer, Die Glasmalereien der Schweiz aus dem 14. und 15. Jahrhundert, Basel 1965, S. 226 (Anm. 599).

Die Stadt Büren und ihre Wappen, Büren a. d. Aare 1973, S. 89 u. 90. (Abb. der Kopie mit falscher Angabe).

Martin Moser, Von den Glasgemälden in der Sankt Katharinen-Stadtkirche von Büren und allerlei was drum und dran, in: Hornerblätter Jg. 35, 1976, Büren a.d. Aare 1977, S. 18–21, 26–30 (Farbabb.).

Olivier Clottu, Monuments sigillographiques et héraldiques de l'ancien monastère de Saint-Jean de Cerlier, in: Schweizer Archiv für Heraldik 91/1977, S. 27, Farbtaf. I (aus Kirche Büren, gegen 1520).

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 164.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998, S. 129 (Anm. 56).

Felix Ackermann/Walter E. Meyer, Die Stadtkirche Büren an der Aare (Schweizerische Kunstführer), Bern 2015, S. 15f. (Lukas Schwarz).

Archivmaterial: Briefe in den Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum Bern (Kopien in Romont).

Vgl.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

Galerie Hugo Helbing, München, Antiquitäten, Holzskulpturen und Möbel ... sowie alte Schweizer und Deutsche Glasgemälde aus Schweizer Besitz, Katalog Auktion 24. Juni 1914.

Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog 146, November/Dezember 1975.

Elsanne Gilomen-Schenkel (Red.), Frühe Klöster, Die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz (Helvetia Sacra, Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 1, Erster und Zweiter Teil), Bern 1986.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998.

Daniel Gutscher, Susi Ulrich-Bochsler und Kathrin Utz Tremp, "Hie findt man gesundtheit des libes und der sele", Die Wallfahrt im 15. Jahrhundert am Beispiel der wundertätigen Maria von Oberbüren, in: Berns grosse Zeit, Das 15. Jahrhundert neu entdeckt, Bern 1999, S. 380–391.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1123; SNM Zürich, Neg. 9214 (Lukas Schwarz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_363
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_184
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler ; Sarah Keller ; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema