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BE_55: Wappenscheibe Niklaus (Nikolaus) Dachselhofer
(BE_Bern_Nydeggkirche_Dachselhofer)

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Titel

Wappenscheibe Niklaus (Nikolaus) Dachselhofer

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datierung
1668
Masse
42.8 x 28.8 cm im Licht
Standort
Lage
s V 3a
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen Niklaus Dachselhofers fusst auf der Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift. Diese Kartusche begleiten zwei sitzende allegorische Figuren. Diejenige links mit Richtschwert und Waage ist die Justitia und diejenige rechts mit dem Überfluss und Wohlstand symbolisierenden Füllhorn die Ceres. Hinter dem Wappenschild erhebt sich vor farblosem Grund eine Pfeilerarkade mit vorgelagerten kannelierten Säulen.

Iconclass Code
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
51H42 · Überfluß; Ripa: Abondanza, Abondanza maritima
54F11 · Wohlstand, Ripa: Felicità publica, Prosperità della vita, Salute
92M17 · spezifische Darstellungsformen, allegorische Darstellungsformen der Ceres; Ceres als Schutzgottheit
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Dachselhofer, Niklaus (Nikolaus)

Inschrift

Hr. Niclauβ / Daxelhoffer / alt Schuldt= / heÿβ der Statt / Bern 1668.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprung und mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1810/11: Anlässlich der damaligen Erneuerung von sechs Chorfensterflügeln werden darin zehn der alten durch Glasmaler Eggimann teilweise ausgebesserten Wappenscheiben eingesetzt.
1879 Johann Heinrich Müller und Adele Beck, Bern: Die Wappenscheiben der Nydegg werden damals durch Müller und "Fräulein" Beck mit grossem Geschick restauriert (Howald 1885).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Wegen Raumnot erfuhr die Nydeggkirche 1668 eine Erweiterung im Schiff und Chor. Hauptursache des vermehrten Platzbedarfs war offenbar der grosse Zulauf, den der Dekan Johann Heinrich Hummel bei seinen Predigten in der Nydeggkirche hatte (Hofer/Mojon 1969, S. 242, Anm. 5). Die damalige Haupterneuerung betraf den "Lättner", das heisst den Einbau einer Doppelempore vor der Nordwest- und Westwand (mit dem Standeswappen am Podest). Zugleich erhielt die Westfassade zwei Rundbogenfenster. Welch grosse Bedeutung die Berner Obrigkeit der Erweiterung der Kirche beimass, zeigt sich an den dort erhaltenen Wappengaben von 1668. Ausser der prächtigen Standesscheibe zählen dazu mehrere Glasgemälde von zum Teil hochrangigen Berner Amtsträgern, nämlich diejenigen der beiden Schultheissen, des Kirchmeiers und Altvenners Vinzenz Stürler, des Dekans Johann Heinrich Hummel und des Seckelmeisters (welscher Lande!) Emanuel Steiger. Hinzu kommen einige Scheiben, bei denen es sich allem Anschein nach nicht um Stiftungen von Amts-, sondern von Privatpersonen handelt. Dass der heute in der Nydeggkirche vorhandene Zyklus von 1668 ursprünglich umfangreicher war, belegen die damals von den Vennern Christoph von Graffenried und Sigmund von Erlach dorthin gemachten Wappengaben, die sich beide in Privatbesitz befinden (BE_1668, BE_60).

Dachselhofers Scheibe wurde erstaunlicherweise nicht nach dem gleichen Schema komponiert wie diejenigen mit den Wappen des Samuel Frisching, Vinzenz Stürler und Karl von Bonstetten. Dass auch sie in der Werkstatt Hans Jakob Güders entstand, ist anhand ihres Stils jedoch nicht zu bezweifeln. Nach einem ähnlichen Muster gestaltet ist übrigens die gleichfalls Güder zuzuweisende Wappenscheibe des Johannes Morlot von 1575 aus der Kirche Gampelen im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1011).
Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen sahen Dachselhofers Scheibe 1896 im zweiten Fenster auf der Schiffssüdseite.

Niklaus Dachselhofer (18.11.1595–12.2.1670), Sohn des Niklaus († 1620) und der Anna Güder, war dreimal verheiratet, in erster Ehe seit 1618 mit Barbara Stölli († 1641), in zweiter seit 1643 mit Magdalena Steiger († 1645) und in dritter seit 1647 mit Anna von Büren. Er war in Bern 1628 Mitglied des Grossrats und Heimlicher und 1629 Kleinrat. 1630–1634 amtete er als Landvogt zu Yverdon. 1635 wurde er erneut Kleinrat sowie Deutschseckelmeister. Von 1636–1667 war er abwechselnd amtierender und stillstehender Berner Schultheiss (HLS 3/2004, S. 563; HBLS 2/1924, S. 659).
Ausser der vorliegenden Scheibe stiftete er 1634 eine ovale Scheibe als Deutschseckelmeister (BHMBern, Inv. 63459).

Datierung
1668
StifterIn

Dachselhofer, Niklaus (1595–1670), Schultheiss

Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde Bd. IV, 1880–83, Zürich 1883, S. 184.

K. Howald, Der Zehntausend Ritter-Tag und das Zehntausend Ritter-Fenster im Berner Münster, in: Berner Taschenbuch 34, 1885, S. 136.

C. Howald, Historische Notizen über die Nydeck, in (Anhang): Orgelweihe in der Nydeckkirche, Sonntag den 13. Christmonat 1885, Bern 1886.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 58.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 245.

Paul Hofer/Luc Mojon, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. V, Basel 1969, S. 272, Abb. 307.

Güder, Hans Jakob, in: Allgemeines Künstlerlexikon 64/2009, S. 343.

Quellen zur Restaurierung 1810/11: Manual Stadtrat: VII, S.409 (2.6.1810); VIII/1, S. 77 (22.10.1810); VIII, S. 106 (12.11.1810); VIII, S. 108 (29.1.1811); VIII, S. 313 (17.6.1811); Kirchmeierrechnung 12./19. September und 20. Dezember 1811 (dazu Hofer/Mojon 1969).

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 2325; Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 02790; SNM Zürich, Neg. 9998 (Hans Jakob Güder)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_Nydeggkirche_Dachselhofer
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Nydegg Bern

Inventar

Referenznummer
BE_55
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016