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BE_31: Figurenscheibe Stand Solothurn mit hl. Ursus
(BE_Grossaffoltern_refK_Ursus_sII.2b)

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Titel

Figurenscheibe Stand Solothurn mit hl. Ursus

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1524
Masse
84.7 x 48.9 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der in einen stahlblauen Vollharnisch gekleidete, mit einem weissen Federbarett ausstaffierte sowie mit Schwert und Schweizerdolch bewaffnete hl. Ursus hält in der Rechten sein Banner mit dem durchgehenden weissen Kreuz in Rot. Unklar bleibt, ob das rosa Fliesenfeld hinter seinen Füssen als Bodenebene oder als gefliester Sockel zu verstehen ist. Darüber ist ein grüner Damastteppich gespannt, hinter den der Blick auf eine Landschaft mit Kirche unter blauem Himmel frei wird. Die seitliche Rahmung bilden zierliche Balustersäulen. Sie tragen einen blattgeschmückten Astbogen, an dessen Scheitel eine rosarote Tafel mit der Jahreszahl 1524 prangt.

Iconclass Code
11H(URSUS & VICTOR) · männliche Heilige (URSUS & VICTOR)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
Iconclass Stichworte
Inschrift

1524.
S. MARIA [ORA] (auf Brust- und Schulterband des Heiligen).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Zahlreiche Gläser neu ergänzt; teilweise Verluste in der Schwarzlotbemalung; etliche Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1868 Johann Heinrich Müller (1822–1903), Bern: Einsetzen von Ergänzungen. Müllers Restaurierung ist durch die dazu vorhandene Offerte dokumentiert, die dieser am 6. Februar 1868 der Berner Baudirektion unterbreitete (Staatsarchiv Bern, BB X 648: Grossaffoltern 1840–1930). Wie daraus hervorgeht, besassen vor Müllers Eingriff alle fünf damals in den Chorfenstern eingefügten Glasgemälde (hl. Abt, Madonna, hl. Vinzenz, hl. Ursus, Bernscheibe) ältere Ergänzungen sowie zwei davon in die fehlenden unteren Teile der Figuren eingesetzte Flickstücke. Von der vorliegenden Scheibe gibt es von Müller zudem eine nur in Teilen ausgeführte Zeichnung (BHM Bern, als Depositum im Vitrocentre Romont, Inv. 28503, E 8). Bezüglich der von Müller erneuerten Stücke lassen sich daraus allerdings keine Rückschlüsse ziehen.
1909 Gustav Robert Giesbrecht, Bern: Giesbrechts Restaurierung ist durch eine Rechnung von 1909 dokumentiert (Kirchgemeindearchiv Grossaffoltern, Angabe von Caviezel/Bruneau, Denkmalpflege Kanton Bern).
1963/64: Bei der damaligen grossen Kirchenrenovation wurden die alten Glasgemälde herausgenommen und die Fenster renoviert. Ob damals auch die Glasgemälde restauratorische Eingriffe erfuhren und bei der Wiedereinsetzung umplatziert wurden, ist ungewiss (Angabe von Caviezel/Bruneau). Vermutlich damals bei einzelnen Scheiben aber Stabilisierung des Bleinetzes).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb (verschiedener Färbung).

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bei dem Bannerträger wird es sich, Thormann/von Mülinen, Lehmann und Dietschi folgend, um eine Darstellung des hl. Ursus, des Standespatrons von Solothurn handeln. Marti sah darin hingegen den hl. Mauritius, der die Thebäische Legion anführte. Als Pendant dürfte zu diesem Stück ursprünglich eine Solothurner Standesscheibe gehört haben (Thormann/v. Mülinen 1896, S. 26), wenn nicht gar – wie bei der Stiftung Berns (und des Klosters Frienisberg?) – noch weitere Scheiben.
Die Zuschreibung Hans Lehmanns an den Berner Meister Hans Dachselhofer lässt sich aufgrund fehlender Quellen und Vergleichsmöglichkeiten nicht aufrechterhalten. Von Dachselhofer haben sich keine gesicherten Werke erhalten. Die Berner Seckelmeisterrechnungen machen lediglich deutlich, dass er von ca. 1510–1540 Aufträge von der Stadt Bern erhielt. Er war aber offenbar mehr als Glaser denn als Glasmaler tätig. Klar als Glasmaler bezeichnet ist "Hans Tachselhofer" allein in den Stadtrechnungen von Freiburg i. Ü., wohin er 1537 mehrerer Wappenscheiben lieferte (Anderes 1963, S. 222). Bei diesem Meister handelt es sich aber vielleicht nicht um den seit 1509 in Bern nachgewiesenen (alten) Hans Dachselhofer, sondern um seinen gleichnamigen, dort ebenfalls als Glaser tätigen Sohn.
Neben Dachselhofer arbeiteten in Bern zahlreiche weitere Glaser bzw. Glasmaler, unter denen die meisten keine gesicherten Werke hinterliessen. Der unbekannte Meister der Ursus-Scheibe war bemüht, sich dem Stil Hans Funks anzugleichen, aufgrund der Steifheit seiner Figur kann er aber höchstens in seinem weiteren Umkreis gesucht werden.

Von der Scheibe existiert eine Bleistift-Zeichnung im Nachlass Johann Heinrich Müllers, der als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont aufbewahrt wird.

Datierung
1524
StifterIn

Solothurn, Stand

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grossaffoltern.
Die Unterhaltspflicht der fünf Glasgemälde im Chor 1887 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 541 (hier diese Scheibe 1528 datiert).

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 56.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Les armes d'une famille bernoise éteinte, in: Schweizer Archiv für Heraldik Jg. 9, 1895, Nr. 1, S. 1f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 26, 54.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 237.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 215f. (Hans Dachselhofer).

Hugo Dietschi, Statistik solothurnischer Glasgemälde I. Teil, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, 13/1940, S. 38, Nr. 75.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 44 (hl. Mauritius).

Ernst Marti, Aus der Geschichte der Kirche Grossaffoltern 1513–1988, Grossaffoltern 1988, S. 42, Farbabb. S. 46.

Vgl.

Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i.Ü. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Glasmalerei, Freiburg 1963.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald (1988 von Leiter aus) R 2467 K (=c) und SW, Neg. Hesse 04150 (1963); SNM Zürich, Neg. 8996 (Hans Dachselhofer, der Name von Jakob Stächeli durchgestrichen)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Grossaffoltern_refK_Ursus_sII.2b
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Grossaffoltern
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grossaffoltern.
Die Unterhaltspflicht der fünf Glasgemälde im Chor 1887 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_31
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema