Forschung
Auf dem Karton des Rückseitenschutzes – für den Betrachter des Hinterglasgemäldes also nicht sichtbar – ist ein herzförmiges Papier aufgeklebt, das beschriftet ist: N. I2 / Beron: Ioseph Kopp / Sacell: ad S: Thomam Apot / & Punct: N 4i Poss: 65. / Ecclesia Catholica cum Ioañe /=I777=. Darunter befindet sich ein kleiner Kupferstich, den M. Gastl und Johann Georg Bergmüller (1688–1762) in Augsburg mit kaiserlichem Privileg schufen. Der Hinterglasmaler hat diesen seitenverkehrt als Vorlage benutzt, dabei jedoch stark vereinfachend die äusserst komplizierten theologischen Zusammenhänge, u… Mehr
Auf dem Karton des Rückseitenschutzes – für den Betrachter des Hinterglasgemäldes also nicht sichtbar – ist ein herzförmiges Papier aufgeklebt, das beschriftet ist: N. I2 / Beron: Ioseph Kopp / Sacell: ad S: Thomam Apot / & Punct: N 4i Poss: 65. / Ecclesia Catholica cum Ioañe /=I777=. Darunter befindet sich ein kleiner Kupferstich, den M. Gastl und Johann Georg Bergmüller (1688–1762) in Augsburg mit kaiserlichem Privileg schufen. Der Hinterglasmaler hat diesen seitenverkehrt als Vorlage benutzt, dabei jedoch stark vereinfachend die äusserst komplizierten theologischen Zusammenhänge, u. a. mit den fünf Sinnen, unbeachtet gelassen. Ausserordentlich ist, dass die Vorlage auf die Rückseitenabdeckung geklebt ist und damit sozusagen der Interpretationsschlüssel zum Hinterglasgemälde gleich mitgeliefert wird. Der im Vergleich zu Arbeiten der Surseer Schule etwas sattere Farbauftrag, bei dem die Schatten gemalt sind und die Modellierung nicht allein der schwarzen Unterlage überlassen wird, vor allem aber auch die rückseitige Inschrift weisen das Hinterglasgemälde mit höchster Wahrscheinlichkeit dem Dietwiler Pfarrer Joseph Carl Kopp (1741–1805) von Beromünster zu, von dem bekannt ist, dass er sich neben seiner "gottbegnadeten" Predigertätigkeit auch der Hinterglasmalerei widmete. Zu seinen festen und besten Auftraggebern gehörte sein Jahrgänger Joseph Kopp (1741–1785), der in Beromünster Kaplan und Punktator war und die Thomas-Pfrund besetzte. Dessen gleichen inventarartigen, frommen Besitzereinträgen begegnet man nicht nur auf dem Pendant mit der Johannesvision (Kat.-Nr. 75), sondern auch auf Hinterglasgemälden in Sursee (Herz-Jesu als Guter Hirte und Maria als Gute Hirtin. Stiftung Stadtmuseum Sursee, Inv.-Nrn. ST 44 und 45. Jolidon 1995. Kat.-Nrn. 4.24 und 4.25). Das Stift St. Michael in Beromünster, seit alters ein bedeutender Hort theologischer Bildung, und die anderen Klöster und Kirchen der Innerschweiz und der Eidgenossenschaft spielten eine wichtige Rolle bei Aufträgen und in der Verbreitung von Hinterglasarbeiten. Die hintermalten profanen Kabinettstücke, die humanistisch gebildete Sammler des Manierismus philosophierend diskutierten, sind nun endgültig durch belehrende, oft moralisierende Wandzierden abgelöst worden, die in Klerikerkreisen des Barock theologisierend erläutert wurden und den Geschmack des Bürgertums wesentlich mitprägten.
Weniger Datierung
Um 1777
Zeitraum
1750 – 1777
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
F. Kopp, Luzern · R.+F. Ryser (1971)
Inventarnummer
RY 502