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BE_2584: Gemeindescheibe Attiswil
(BE_Oberbipp_refK_Attiswil)

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Titel

Gemeindescheibe Attiswil

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Fisch, Hans Ulrich II. · zugeschr.
Datierung
1659
Masse
40 x 31 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum erscheint das Gemeindewappen von Attiswil in Begleitung zweier mit Laubkränzen bekrönter Wildmänner, die beide eine ausgerissene Tanne in ihren Händen halten. Die zwei Schildwächter stehen vor einer niedrigen Balustrade auf dem blau marmorierten Fliesenboden des beschrifteten Podiums. Vor gelbem, schnurverziertem Grund erhebt sich hinter ihnen eine Rahmenarchitektur aus zwei blauen Säulen mit einem blauen Gebälk, von dem an zwei geflügelten Engelsköpfen eine Stoffgirlande herabhängt. Darüber ist links im Oberbild David im Kampf gegen Goliath festgehalten (1 Sam 17, 49f.). An sich läge es somit nahe, die gegenüberliegende Szene als Davids Löwenkampf (1 Sam 17, 34–37) zu interpretieren. Als Vorbild dazu diente Hans Ulrich II. Fisch vermutlich aber eine Darstellung von Simsons Löwenkampf (Ri 14, 5f.). In vergleichbarer Form begegnet man Simson als Löwenbezwinger beispielsweise in Rissen Daniel Lindtmayers aus dem beginnenden 17. Jahrhundert (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nrn. 534a, 536). Die Szene dürfte hier deshalb eher auf Simson denn auf David zu beziehen sein.

Iconclass Code
31A44411 · Wilder Mann
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
71F325 · Samson tötet den Löwen mit seinen bloßen Händen
71H1431 · David tötet einen Löwen und einen Bären (oder berichtet Saul davon)
71H1442 · David schleudert einen Stein gegen Goliaths Stirn
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Attiswil

Inschrift

Die Gemein zů Attißwÿl. / 16 59.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprung und mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Laut den Angaben in der 1896 erschienenen Publikation Franz Thormanns und Wolfgang Friedrich von Mülinens befanden sich damals in Oberbipp keine alten Glasgemälde. Es ist jedoch nicht zu bezweifeln, dass es sich bei den heute in der Kirche vorhandenen drei Scheiben aus dem 17. Jahrhundert um Werke handelt, die für dort geschaffen wurden. In den Jahren um 1896 waren sie wohl nicht in der Kirche vorhanden, weil man sie aufgrund der damaligen Renovationsarbeiten aus den Fenstern entfernt hatte.
Die 1686 durch den Neubau von Dünz ersetzte Vorgängerkirche wurde laut den Amtsrechnungen Bipps 1659 im Innern umfassend renoviert. Damals erhielt sie unter anderem einen neuen Abendmahlstisch und eine hervorragende barocke Holzkanzel (Flatt 1971). Die Erneuerungsarbeiten von 1659 veranlassten die Gemeinden von Oberbipp und Attiswil auch zu ihren damaligen Wappenstiftungen. Diese wurden 1686 in die neue Kirche übernommen.

Die Gemeinde Attiswil liegt rund 4 Kilometer südwestlich von Oberbipp. Mit der Herrschaft Bipp kam sie 1413 an Bern und Solothurn sowie 1463 durch die Herrschaftsteilung an Bern allein. In diesem Stadtstaat gehörte sie wie Oberbipp zum Amt Bipp.

Die der gleichen Hand zuzuweisenden Gemeindescheiben Oberbipps und Attiswils von 1659 lassen sich stilistisch problemlos im Werk von Hans Ulrich II. Fisch (1613–1686), dem Sohn Hans Ulrichs I., verankern. Parallelen dazu bieten beispielsweise die von diesem 1663 für die Kirche Gränichen geschaffenen Glasgemälde, unter denen das von Bern gestiftete einen Bären nach dem Muster desjenigen der Oberbipper Gemeindescheibe zeigt (Hasler 2002, Kat.-Nrn. 38–40). Diese Bärenfigur gehörte zu den Grundmustern im Vorlagenrepertoire der Aarauer Fisch-Werkstatt (Hasler, wie oben, Kat.-Nrn. 32, 47, 79, Abb. 37.1). Hans Ulrich II. Fisch war es offenbar auch, der 1659 die von seinem Vater 1621 für die Kirche Oberbipp gefertigte Bernscheibe auszubessern hatte (s. d.).

Datierung
1659
StifterIn

Attiswil, Gemeinde

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberbipp.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1889 an die Kirchgemeinde abgetreten. Im entsprechenden Abtretungsvertrag die Glasgemälde offenbar nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Karl H. Flatt, Von der Kirche zu Oberbipp, in: Jahrbuch des Oberaargaus 2/1959, S. 31.

Samuel Herrmann, Die Gemeindewappen des Amtsbezirks Wangen, in: Jb. des Oberaargaus 13/1970, S. 48, 83.

Karl Heinrich Flatt, 1000 Jahre Oberbipp. Das Dorf in der Geschichte (Sondedruck aus der Gemeindechronik "1000 Jahre Oberbipp"), Langenthal 1971, S.108.

Karl H. Flatt u. a., Kirche Oberbipp, Oberbipp 1976, S. 5.

Bernhard Känzig-Rastorfer, Oberbipp und seine Geschichte. Eine Gemeindechronik, Oberbipp 2007, S. 110f.

Vgl.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04264 B

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Oberbipp_refK_Attiswil
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberbipp
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberbipp.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1889 an die Kirchgemeinde abgetreten. Im entsprechenden Abtretungsvertrag die Glasgemälde offenbar nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_2584
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016