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BE_696: Standesscheibe Solothurn
(BE_Ursenbach_refK_Solothurn_sII.2b)

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Titel

Standesscheibe Solothurn

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1518

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund erhebt sich die bekrönte Wappenpyramide Solothurn-Reich. Sie wird von zwei auf Fliesenboden stehenden Engeln gehalten. Von diesen trägt derjenige links über seiner Alba eine damaszierte, sandfarbene Dalmatika. Sein lediglich in eine Alba gekleideter Gefährte hält in der Rechten das Solothurner Banner, dessen Eckquartier den hl. Ursus kniend vor Christus in Gestalt des Ecce homo zeigt (analog zum 1512 von Papst Julius an Solothurn verliehenen Banner). Engel und Wappen rahmen seitlich zwei aus gewundenen Baumstämmchen gebildete Säulen, über die sich ein zierlicher gelber Astbogen mit Blattwerk schwingt. Das Oberbild zeigt den berittenen hl. Georg im Kampf gegen den Drachen.

Iconclass Code
11G · Engel
11H(GEORGE) · der Kriegerheilige und Erzmärtyrer Georg (Georgius); mögliche Attribute: Banner (rotes Kreuz auf weißem Feld), (rotes) Kreuz, Drachen, (weißes) Pferd, zerbrochene Lanze, Schild (mit Kreuz), Schwert
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
25FF411 · Drache
44A31 · Banner, Standarte (als Staatssymbol etc.)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Solothurn, Reich

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Teile des Drachens oben rechts, das weisse Stück des Solothurner Banners, die Säulenbasis unten rechts sowie der Engel rechts neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1679 Reparaturarbeiten an Glasgemälden? Laut dem Berner Vennermanual vom 6. Mai 1679 (XXIX, S. 482) waren die gnädigen Herren von Bern 1679 bei der von der Gemeinde Ursenbach geplanten Kirchenerweiterung bereit, die Kosten für die Chorreparatur und die Neubemalung der ganzen Kirche zu übernehmen sowie allenfalls auch neue Fenster einsetzen zu lassen: "...Wegen den allten gemahlten Fenstren dan hab. M.G.H. Euch Herrn Vogt überlassen, sellige nach ewerem Gutfinden zu Ersparung dess Kostens mit neuen Fensteren zu menagiren und anzuwenden" (Lehmann 1916).
1747/48 Reparaturarbeiten an Glasgemälden? Laut den Amtsrechnungen Wangens von 1747/48 wurden damals neue Fenster im Kirchenchor von Ursenbach eingesetzt: "für neue Fenster im Kirchenchor zu Ursenbach bezahlt 166 lb 25β 8 d" (Kopien von Auszügen aus den Berner Amtsrechnungen, angelegt durch Dr. Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Möglicherweise war diese Fenstererneuerung mit Reparaturarbeiten an den alten Glasgemälden verbunden.
1872 Johann Jakob Röttinger, Zürich: Restaurierung der Glasgemälde mit Anfügung eines zusätzlichen Glasfelds am unteren Rand (dieses heute wieder entfernt; vgl. Fotos SNM Zürich) und Wiedereinsetzung derselben an neuen Standorten.
1933 Louis Halter, Bern. Die Glasgemälde-Restaurierung Halters ist durch die Inschrift in Fenster s III dokumentiert: "renoviert Arct. H. Bühler – W. Reber Maler – L. Halter Glasm. 1933".

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Möglicherweise war es Matthäus Ensinger, der selbst mit einer Wappenscheibe in der Kirche vertretene Vogt von Wangen, der sich anlässlich des 1515 errichteten Neubaues darum bemühte, dass ausser Bern weitere Stände und Institutionen dorthin Fenster und Wappen schenkten. Bern selbst machte seine Stiftung 1515, die meisten anderen Donatoren wohl aber etwas später, zum Teil vielleicht ab 1519 im Anschluss an die Übernahme des Kirchensatzes durch Bern.

Im Gegensatz zu den anderen im frühen 16. Jahrhundert nach Ursenbach gestifteten Glasgemälden schreibt Hans Lehmann die beiden von Solothurn nicht Jakob Stächeli zu, weil sich diese seiner Meinung nach deutlich von den übrigen abheben. Ihm zufolge dürften sie vielmehr von Jakob Wyss stammen, dem er auch die Scheiben Solothurns aus Hindelbank (BHM, Inv. 8556) und aus der Kirche Wengi im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 369) zuspricht. Wyss kann jedoch kaum ihr Schöpfer gewesen sein, war er doch von Beruf offenbar kein Glasmaler, sondern ausschliesslich Glaser.
In der Grundkomposition stimmt Solothurns Standesscheibe in Ursenbach mit den eben genannten aus den Kirchen von Hindelbank und Wengi sowie mit der fast vollständig erneuerten Stiftung dieses Standes in der Kirche Scherzligen überein. Zudem ist sie analog gestaltet wie diejenige in der Kirche Leuzigen von 1519, die Jakob Meyer zugeschrieben wird (wie dort wird ihre ergänzte rechte Engelsfigur ursprünglich ihr Gegenüber angeblickt haben). Stilistisch allerdings verrät das Leuziger Vergleichsstück eine andere Hand als die Standesscheibe in Ursenbach, ist es doch in der Bemalung feiner ausgeführt als diese. Man darf deshalb annehmen, dass Solothurn seine Stiftung für Ursenbach nicht durch Meyer selbst, sondern durch einen vermutlich durch diesen beeinflussten Glasmaler anfertigen liess.

Laut Egbert Friedrich von Mülinen (1872) wurden die alten Glasgemälde nach der Restaurierung Röttingers von diesem in den Fenstern "unrichtig und bunt durcheinander" eingesetzt. Vor dieser Restaurierung waren die beiden Solothurner Scheiben im "3. Fenster" des Chores eingefügt und dort dürften sie sich bereits ursprünglich befunden haben (Thormann/von Mülinen 1896).

Datierung
1518
StifterIn

Solothurn, Stand

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Über die Glasmalerei in der Schweiz, in: Alpenrosen 22. Dez. 1872, No. 51, S. 504f. (zur Restaurierung Röttingers).

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Januar 1882, S. 251.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 211f.

Hermann Kasser, Eine Standesscheibe von Freiburg von 1516, in: Schweizer Archiv für Heraldik 8/1894, Nr. 25, S. 204.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 26, 92.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 240.

Paul Kasser, Geschichte des Amtes und des Schlosses Aarwangen, in: Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern, Bd. XIX, 1909, S. 134.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913], S. 39 (Jakob Wyss).

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 123f., Abb. 9b (Jakob Wyss).

K. Frei, Wyss, Jakob, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 460 (Jakob Wyss).

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz 7/1934, S. 171.

Hugo Dietschi, Statistik solothurnischer Glasgemälde I. Teil, in: Jahrbuch für solothurnische Geschichte, 13/1940, S. 12.

Wilhelm Liechti/Werner Heiniger/Otto Holenweg, Die Kirchenfenster von Ursenbach, in: Jahrbuch des Oberaargaus 26/1983, S. 49–73.

Georges Descoeudres, Archäologische Ausgrabungen in der Pfarrkirche von Ursenbach, in: Jahrbuch des Oberaargaus 37/1994, S. 89–108.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04074 B (1963), Neg. Howald 010261; SNM Zürich, Neg. 8278 (Jakob Wyss)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Ursenbach_refK_Solothurn_sII.2b
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Ursenbach
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_696
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Patricia Sulser 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema