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BE_679: Wappenscheibe Friedrich von Luternau
(BE_Kirchenthurnen_refK_Luternau_I.3c)

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Titel

Wappenscheibe Friedrich von Luternau

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Güder, Hans Jakob · durch Quelle gesichert
Datierung
1673
Masse
41.2 x 32.6 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das von zwei Palmwedeln umkränzte Vollwappen des Friedrich von Luternau ist über der Stifterinschrift vor fleckig emaillierten, hellblauen Grund gesetzt. Hinter beiden Palmzweigen befindet sich eine das Wappen ovalförmig umfassende gemusterte, gelbe Leiste. Die anschliesenden Zwickelfelder füllt roter Damast. Die Komposition umgibt ein blau und gelb gestreiftes Rahmenband.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Heraldik

Wappen Friedrich von Luternau

Inschrift

Jr. Fridenrich von Lutternauw diser / Zeit Venner vnd deβ Tä: Rahtβ der Statt Bern. / 1673.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die heraldisch rechte Wappenhälfte und das daran angrenzende Glas mit dem Helmdecken- und Palmwedelstück neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Um 1880: Heinrich Müller, Bern: Müller setzte damals vermutlich Ergänzungen und Sprungbleie ein (von Mülinen 1883).
Beginn 20. Jahrhundert (vgl. Scheibe Amtsleute Kirchenthurnen).
2011 Ursula Knoblauch, Bern-Gümligen: Reinigung, Einsetzen zusätzlicher Sprungbleie und Nachlöten einzelner Bleistellen, Anbringen neuer Randbleie und Montage in Metallrahmen.

Technik

Farbloses und rotes Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Wie die Wappenscheiben in der Kirche ursprünglich angeordnet waren, lässt sich nicht mehr sicher rekonstruieren. Von Mülinens Beschreibung von 1883 lässt einiges unklar. Die Berner Standesscheibe und die Scheibe des Seckelmeisters Fischer waren sicher für das zentrale Chorfenster bestimmt. Sie sind beide etwas grösser als die vier Vennerscheiben, welche die beiden seitlichen Fenster schmückten. Die Scheibe Wurstemberger befand sich nach der Beschreibung von Mülinens auch im Chor, wohl im zweiten südlichen Chorfenster. In den vier Fenstern des Schiffes waren die zwei Scheiben von Erlach, die Scheibe von Wattenwyl, die Scheibe Hopf sowie die Scheibe von Kirchenthurnen angebracht (vgl. von Mülinen 1883). Bereits 1906 befanden sich alle zwölf Scheiben im zentralen Chorfenster (vgl. Kasser 1906).

Friedrich von Luternau (9.12.1624–1672) war ein Sohn des Grossrats und Rathausammanns Gabriel und der Elisabeth Andreae. Nach Solddiensten im Piemont zog er 1656 als Hauptmann in den 1. Villmergerkrieg. In Bern sass Friedrich von Luternau ab 1651 im Grossen Rat. 1654–1657 amtete er als Grossweibel und 1657–1663 als Landvogt zu Romainmôtier, 1669 stieg er als erster seiner Familie in den Kleinen Rat auf und erreichte 1672 das Venneramt zu Gerbern. Friedrich von Luternau war mit Margaretha Thellung, Tochter des Abraham Thellung und der Katharina Braun verheiratet. Sie hatten vier gemeinsame Kinder (HBLS 4/1927, S. 740f.; HLS 8/2009, S. 115). Friedrich von Luternau war Besitzer von Schloss und Herrschaft Schönegg (bei Burgistein). Diese Herrschaft war 1630 an Dorothea Tscharner, seit 1611 Gemahlin von Hans Rudolf von Luternau, gelangt. Da Hans Rudolf von Luternau 1657 bei seinem Tod keine Kinder hinterliess, kam Schönegg an seinen Neffen Junker Friedrich von Luternau (von Tscharner 1914, S. 238), der kurz vor seinem Tod die Scheibenstiftung in die erneuerte Kirche von Thurnen machte. Seine Frau Margaretha Thellung lebte bis zu ihrem Tod im Schloss Schönegg und wurde danach in der Kirche Thurnen bestattet (ihr Grabmal ist dort noch vorhanden).
Friedrich von Luternau stiftete noch zwei weitere Scheiben in seinem Amt als Venner. Sie stammen ebenfalls aus seinem Todesjahr und befinden sich in den Kirchen von Beatenberg und Gsteig.

Die Von-Luternau-Scheibe, die sich in der Komposition von den anderen Venner-Scheiben in Kirchenthurnen unterscheidet, erscheint in den Berner Seckelmeisterrechnungen ein erstes Mal im Oktober 1673 (Staatsarchiv Bern, Sign. B VII) : "Den 25sten dito Lt. befälchs bezahlt H. Johann Jacob Güder dem glaßmaler für mghrn und mhrn der Venneren Ehrenwapen in die Kirchen um Gsteyg, Beattenberg und Thurnen 236 lb 13 ß 4 d." Im Juni 1674 findet sie darin ein zweites Mal Erwähnung: "Den 22. h. Jacob Güder dem glaβmahler, für mhrn. Sekellmeyster Wurstenbergers und Hrn. Venners von Luternauw sel.: ehrenwappen, in die Kirchen zu Thurnen bezahlt 10 Kr. 33 lb 6 β 8 d" (Keller-Ris 1915, S. 169). Möglicherweise musste die 1673 gestiftete Scheibe noch in demselben Jahr wegen eines Schadens verändert werden. Die Entlöhnung Güders erfolgte nach dem Tod Friedrich von Luternaus.

Datierung
1673
StifterIn

Luternau, Friedrich von (1624–1673), Venner

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchenthurnen.
Die Unterhaltspflicht der sieben Glasgemälde im Chor 1915 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Viertes Heft. Mittelland. III. Papiermühle–Zuzwyl, Bern 1883, S. 107, 170.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47, 91.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249.

Hermann Kasser, Das Bernbiet ehemals und heute, II. Mittelland, 1. Zwischen Aare und Stockhornkette, Bern 1906, S. 106f.

L.S. von Tscharner, Aus der Vergangenheit der Kirche von Thurnen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 10/1914, Heft 3, S. 232, 238.

J. Keller-Ris, Die Fenster- Und Wappenschenkungen des Standes Bern von 1540 bis 1797, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915.

Güder, Hans Jakob, in: Allgemeines Künstlerlexikon 64/2009, S. 343.

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Kirchenthurnen_refK_Luternau_I.3c
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Thurnen
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchenthurnen.
Die Unterhaltspflicht der sieben Glasgemälde im Chor 1915 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_679
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016