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BE_650: Figurenscheibe Stand Bern mit hl. Vinzenz
(BE_Sumiswald_refK_Vinzenz)

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Titel

Figurenscheibe Stand Bern mit hl. Vinzenz

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · zugeschr.
Datierung
1523
Masse
85.5 x 53.5 cm im Licht (Aussenmetallrahmen)

Ikonografie

Beschreibung

Vor rotem damasziertem Grund steht der hl. Vinzenz, Berns Schutzpatron, auf einer schmalen, gemusterten Sockelleiste. In seinen Händen Buch und Palmzweig haltend, erscheint er als Diakon in einer Albe und einer blauen Dalmatika. Die Scheibe bildet das Gegenstück zu derjenigen mit der Wappenpyramide Bern-Reich. Diese beiden Glasgemälde sind als Gesamtkomposition in einer Architekturrahmung aus blattumrankten Säulen zusammengefasst. Auf hellbraunen Basen ruhend, tragen dieselben blaue Gebälkstücke. Darüber rankt sich um zwei muschelförmige Gewölbefelder verschlungenes spätgotisches Rollwerk mit Blattschmuck.

Iconclass Code
11H(VINCENT) · Vinzenz von Zaragoza (oder Valencia), Diakon und Märtyrer; mögliche Attribute: Buch, Weintrauben, Dalmatika, Bratrost (mit Nägeln), Mühlstein, Rabe, Schiff
Iconclass Stichworte
Inschrift

1523.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der Heiligenkopf und zahlreiche weitere über die ganze Scheibe verstreute Gläser von Hans Drenckhahn ergänzt (das Foto 8344 des SNM Zürich zeigt die Scheibe mit anderen Ergänzungen, d. h. im Vorzustand von Drenckhahns Restaurierung); Sprungbleie; geklebte Sprünge; die Verbleiung erneuert.
Laut Hans Lehmann (1914) soll Thüring Walther den Rollwerkbogen in "manierierter Weise restauriert" haben. Dass Walther in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die später von Drenckhahn teilweise ersetzten Bogenstücke beider Bernscheiben gänzlich erneuerte, muss jedoch bezweifelt werden.

Restaurierungen
Nach 1512: Laut Lehmann (1914, S. 213) musste der Zyklus vermutlich schon bald nach seiner Stiftung ein erstes Mal repariert werden.
1584: Thüring Walther, Bern, repariert gewisse Scheiben (Lehmann 1914, S. 213).
1706: Damals wurden in den Fenstern 516 Butzengläser ersetzt (von Steiger 1973).
1738: Damals wurden in den Fenstern 62 Butzengläser ersetzt (von Steiger 1973).
1814: Damals Reparaturen an gewissen Scheiben (Lohner; von Mülinen 1879, S. 155). Lohner erwähnt zehn alte Scheiben von 1512, die alle "sehr gross und schön und meist gut erhalten ... die Schriften... zum Theil nicht mehr ganz, zum Theil, bei der Reparation von 1814 in die Fenster Falzen eingelassen worden."
1882: Johann Heinrich Müller (1822–1903), Bern (Thormann/von Mülinen 1896, S. 97). Nach Kasser (1892) wurden die 23 alten Glasgemälde bei der "letzten" Restauration der Kirche (d. h. 1882) von Glasmaler Müller in Bern "sorgfältig reparirt und in matt ornamentirte Grisailfenster eingesetzt". Johann Rudolf Rahn konstatierte 1882 (S. 317), dass die Scheiben im Chor und dem Schiff der Kirche Sumiswald von J. H. Müller in Bern restauriert werden.
1934: Unter Leitung von Rudolf Wegeli, Direktor des Bernischen Historischen Museums, sollten die Glasgemälde offenbar bereits nach 1912 anlässlich der damaligen Kirchenrenovation durch Hans Drenckhahn restauriert werden (von Steiger 1973, Einl.). Realisiert wurde diese Restaurierung jedoch erst anlässlich der Kirchenrenovation von 1934. Unter Aufsicht Rudolf Wegelis wurden laut Ernst Thönen (1937, Vorwort) damals die Scheiben von Drenckhahn in Thun "gereinigt, von schlechten Ersatzstücken (nach Unwettern eingesetzt) befreit, mit vorzüglich gelungenen Ergänzungen wiederhergestellt, neu ins Blei gefasst" und wieder in eine Verglasung aus Butzen integriert (an Stelle der im 19. Jh. eingefügten "Teppichmusterverglasung" (von Steiger 1973, Nr. VI, nach Nr. XIV). Laut Thönen betraf diese Restauration nur die Scheiben aus dem frühen 16. Jahrhundert (= Chorfenster). Gemäss Thönen (1937, S. 20) reparierte Glasmaler Drenckhahn aus Thun die Vinzenzenscheibe in vorzüglicher Weise, indem von ihm u.a. das Haupt des Heiligen neu gemacht wurde.
1946: Das Südfenster bei der Empore erhält ebenfalls an Stelle der im 19. Jahrhundert eingesetzten "Teppichmusterverglasung" wieder eine Butzenverglasung (von Steiger 1973, nach Nr. XIV).
Nach 1973: Entfernung einiger Sprungbleie (die Farbaufnahme in der Publikation von 1973 zeigt die Scheibe mit mehr Sprungbleien als heute).
1975 Konrad Vetter, Bern: Doublierung mehrerer Gläser, Sprungklebungen (als Ersatz für Sprungbleie), "ganzes Feld neu gebleit" (Angabe auf Foto Howalds in Unterlagen Heinz Matiles, BHM Bern). Laut diesen Unterlagen wurden von Vetter auf den Sumiswalder Scheiben keine Ergänzungen eingesetzt (die auf Howalds Fotos schraffiert angegebenen Felder = von Vetter doublierte Gläser). Einsetzen einer Sekuritverglasung an Stelle alter Schutzgitter.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Berner Obrigkeit stiftete 1523 ein Scheibenpaar in die Deutschordenskirche Sumiswald. Bern war mit der Kommende seit 1371 durch einen Burgrechtsvertrag verbunden. 1525 setzte der Staat Bern in Sumiswald die Aufhebung der Leibeigenschaft durch und bei der Reformation 1527 legte er seine Hand auf das dortige Ordensbesitztum, für dessen Betreuung er Vögte einsetzte (Helvetia Sacra IV, 7.2, S. 781–794).

Die beiden Scheiben sind sicher von anderer Hand geschaffen worden als die 1512 in den Neubau gestifteten Scheiben der befreundeten Deutschordensmänner. Die voluminösen Gewanddrapierungen, die schwellenden Blattranken und Renaissancesäulen wie auch die kraftvollen Löwen der Wappenscheibe Berns lassen Bezüge zum Werk des Glasmalers Hans Funk erkennen.

Datierung
1523
StifterIn

Bern, Stand bzw. Stift St. Vinzenz

Herstellungsort
Eigentümer*in

1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 444.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 155.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 250.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde in der Kirche zu Sumiswald, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern, Bern 1892, S. 156–159.

Berthold Haendcke, Die schweizerische Malerei im XVI. Jahrhundert, Aarau 1893, S. 62.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 24, 26, 89f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 239f.

Hermann Kasser, Das Bernbiet ehemals und heute. I. Das Emmental, Bern 1905, S. 59.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der Kirche zu Sumiswald, Bern 1912, S. 5, Abb. III.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 208–213 und 17/1915, S. 148f., Taf. XIIIa (Hans Funk).

Ernst Thönen, Die Glasgemälde der Kirche zu Sumiswald, Sumiswald 1937, S. 20f., Taf. III (Hans Dachselhofer).

Hermann Holderegger, Nachrichten, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 1/1939, S. 125f.

Friedrich von Steiger, Die Glasgemälde der Kirche in Sumiswald, Sumiswald 1973, Abb. III (Hans Funk).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 189.

Sumiswald. Streiflichter, Sumiswald 2006, S. 88–93.

Petra Zimmer/Patrick Braun (Red.), Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz (Helvetia Sacra, Abteilung IV: Die Orden mit Augustinerregel, Bd. 7, Zweiter Teil), Basel 2006, S. 789.

Notizen in Unterlagen von Heinz Matile, BHM Bern (Kopie in Romont).

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern, 29598 (vor Restauration mit alten Ergänzungen, wie Foto SNM Zürich), 29550 (nach Restauration); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 07254 (Zustand nach Restauration Vetters mit geklebten Sprüngen an Stelle von Sprungbleien, 1975); SNM Zürich, Neg. 8344 (Hans Funk)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Sumiswald_refK_Vinzenz
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirche Sumiswald
Eigentümer*in

1934 kam der Chor als Eigentum vom Kanton Bern in den Besitz der Kirchgemeinde. Die im Chor befindlichen Glasgemälde blieben aber im Besitz des Kantons (von Steiger, 1973).
Der vom Kanton Bern am 4. April 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihvertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_650
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema