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BE_580: Stadtscheibe Burgdorf mit hl. Georg
(BE_Seeberg_refK_Burgdorf_hlGeorg)

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Titel

Stadtscheibe Burgdorf mit hl. Georg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
1517
Masse
88. x 44.2 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe zeigt einen Ritterheiligen im Halbharnisch mit dem Burgdorfer Banner in seiner Rechten vor lila Damastgrund. Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen identifizieren ihn mit dem von ihnen als "Patron von Burgdorf" bezeichneten hl. Mauritius. Patron dieser Stadt war Mauritius jedoch nie. Mit dem Drachen zu ihren Füssen und dem roten Kreuz im weissen Feld auf ihrem Brustharnisch und Schild ist die hier dargestellte Rittergestalt zudem eindeutig als hl. Georg gekennzeichnet. Die architektonische Rahmung besteht aus zwei dünnen, den Pfeilern vorgelagerten Säulchen mit hellblauen Basen und Kapitellen sowie einem hellgrünen Astbogen mit eingerolltem Blattwerk.

Iconclass Code
11H(GEORGE) · der Kriegerheilige und Erzmärtyrer Georg (Georgius); mögliche Attribute: Banner (rotes Kreuz auf weißem Feld), (rotes) Kreuz, Drachen, (weißes) Pferd, zerbrochene Lanze, Schild (mit Kreuz), Schwert
25FF411 · Drache
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
Iconclass Stichworte
Heraldik

Banner Burgdorf

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Nach Hans Lehmann sollen der lila Damast und die Rahmenarchitektur "zu guten Teilen neu" sein. Diese angeblichen Ergänzungen heben sich in Technik und Stil jedoch in keiner Weise vom originalen Glasbestand ab. Einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1922 Renovation der Butzenverglasung, ausgeführt durch Glasmaler Eduard Boss aus Bern (Inschrift bei Fenster s II unten).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Stadt Burgdorf, rund 16 Kilometer südlich von Seeberg gelegen, besass seit 1395 die niedere Gerichtsbarkeit über die Herrschaft Grasswil. Weil Seeberg zu dieser Herrschaft gehörte, konnte sie durch ihren Grasswil-Vogt dort ihre Rechte als Gerichtsherrin ausüben. Als solche machte sie 1517 in die erneuerte Stadtkirche Seebergs eine Fenster- und Wappengabe. Wie im Falle der Schenkungen des Schwarzwaldklosters St. Peter und Berns bestand ihre Wappengabe aus einer Doppelscheibe. Das linke Stück davon zeigt Maria, die Patronin der Burgdorfer Stadtkirche, das rechte den hl. Georg als Bannerträger Burgdorfs. Dieser Heilige war der Patron der Kirche in Oberburg, von welcher diejenige in Burgdorf bis 1401 eine Filiale bildete. Gleichzeitig war der hl. Georg Patron der Schlosskirche von Burgdorf. Heute ist die Doppelstiftung Burgdorfs ins zentrale Chorfenster der Kirche Seeberg eingefügt. 1890 (von Mülinen) und 1896 (Thormann/von Mülinen) befand sich diese aber im ersten südlichen Chorfenster (s II). Ihr ursprünglicher Standort wird denn auch kaum das wohl für die Scheiben des Klosters St. Peter und Berns bestimmte Mittel-, sondern eines der Seitenfenster im Chor gewesen sein.

Die sechs in der Kirche Seeberg aus dem frühen 16. Jahrhundert vorhandenen Glasgemälde bilden eine stilistisch homogene Gruppe. Ihre Einheitlichkeit unterstreicht das verwendete Damastmuster, das mit Ausnahme der beiden Burgdorfer Stiftungen die vier übrigen Werke auszeichnet. Hans Lehmann betrachtet die sechs Seeberger Scheiben denn auch als Arbeiten derselben Hand. Darin glaubt er diejenige von Jakob Wyss erkennen zu können. Ob dieser Berner Glaser auf Glas malte, ist jedoch nicht gesichert. Lehmanns Zuschreibung ist deshalb abzulehnen. Unter den aus dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stammenden Scheiben, die sich Berner Glasmalern zuweisen lassen, sind solche aus der Werkstatt Hans Funks mit denjenigen in Seeberg am besten vergleichbar. Zu nennen sind insbesondere die Berner Vinzenzenscheibe von 1513 und die Aarberger Bannerträgerscheibe von 1515 aus der Kirche Kerzers im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 1886, 1887) sowie die ebenfalls dort aufbewahrte Aarauer Stadtscheibe aus der Zeit um 1515 (BHM Bern, Inv. 17631). Die drei genannten Werke stehen in der Figurengestaltung den Glasgemälden in Seeberg nahe. Zudem besitzen die Aarbeger und Aarauer Stiftungen ein ganz ähnliches Damastmuster wie vier der dortigen Scheiben sowie die Aarberger ein Rahmenwerk in der Art wie bei den von Burgdorf nach Seeberg verehrten Glasgemälden. In ihrem Damastmuster hinwiederum entsprechen diese zwei Burgdorfer Glasgemälde exakt demjenigen der Vinzenzenscheibe Berns aus der Kirche Kerzers. Dem gleichen Damastmuster begegnet man nochmals auf den Scheiben mit der Mondsichelmadonna und dem hl. Leodegar, die das Stift Schönenwerd 1520 sicherlich in der Werkstatt Funks für die Kirche von Uerkheim in Auftrag gab (Hasler 2002, S. 279–283, Farbabb. S. 92, 93). Alles in allem spricht damit Vieles dafür, dass der Zyklus von Seeberg im Atelier von Funk geschaffen wurde.

Datierung
1517
StifterIn

Burgdorf, Stadt

Herstellungsort
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 97.

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Fünftes Heft. Der Oberaargau, Bern 1890, S. 196f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 27, 84.

R. Ochsenbein, Glasgemälde im alten Schützenhaus zu Burgdorf, in: Schweizer Archiv für Heraldik 13/1899, S. 82.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei,1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 219–223 (Jakob Wyss).

K. Frei, Wyss, Jakob, in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 460 (Jakob Wyss).

Emil Würgler, Kunst, Handwerk und Volkskunst, in: Heimatbuch des Amtes Burgdorf, Burgdorf 1930, Bd. 1, S. 483.

Siegfried Joss, Aus Seebergs Vergangenheit, Herzogenbuchsee 1931, S. 20.

Conrad de Mandach, Die St. Bartholomäus-Kapelle in Pérolles-Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1932–1945, Zürich 1946, S. 35 (Jakob Wyss).

Siegfried Joss, Die Kirche von Seeberg, in: Jahrbuch des Amtes Wangen a. A., 1. Ausg. 1947, S. 36 (nach Niklaus Manuel).

Walter Gfeller, Auf den Spuren alter Wappen im Oberaargau, in: Jahrbuch des Oberaargaus 36/1993, S. 120.

Karl H. Flatt, Zur älteren Geschichte von Seeberg, in: Jahrbuch des Oberaargaus 36/1993, S. 68.

Peter Eggenberger u. a., Seeberg, Pfarrkirche. Die Ergebnisse der Bauforschungen von 1999/2000, Bern 2009, S. 18, 46–48, Abb. 58.4.

Vgl.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Weiteres Bildmaterial

BHM Bern (wohl Aufnahmen Hans Drenckhahns), 29556, 29557 (Detail), 29558 (Detail); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04647 B, Neg. Howald 08187 (1979); SNM Zürich, Neg. 8923 (Jakob Wyss)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Seeberg_refK_Burgdorf_hlGeorg
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Seeberg
Eigentümer*in

1890 trat Bern den Chor der Kirche an die Kirchgemeinde ab (aber ohne die dort befindlichen Scheiben).
Der vom Kanton Bern am 25. 1. 1984 der Kirchgemeinde unterbreitete Gebrauchsleihevertrag betreffend vorliegender Scheibe wurde von dieser nicht unterzeichnet.

Inventar

Referenznummer
BE_580
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016