Name

Probstatt, Hans Heinrich

Namensvarianten
GMP · H.H.Probst. · HHP
Lebensdaten
Luzern um 1645–nach 1666 Luzern
AutorIn und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2018
Standorte mit Objekten
Biografische Daten

Der wahrscheinlich der gleichnamigen Familie aus Luzern entstammende Glasmaler Hans Heinrich Probstatt soll dort der Lukasbruderschaft angehört und 1660 seiner Stadt als Pfleger gedient haben. Weiteres ist über ihn nicht bekannt. Ungesichert ist so auch Hans Lehmanns Vermutung, wonach er seine Glasmalerlehre bei Jakob Wägmann in Luzern absolviert haben soll.
Zumindest gibt es von ihm vier signierte Glasgemälde. Dazu zählen die 1656 für das Pilgerwirtshaus zum Kreuz in Sachseln gefertigte, den Rütlischwur darstellende Standeswappenscheibe mit doppelter Signatur “HHP” und “H.H.Probst” im Historischen Museum Obwalden in Sarnen (Durrer, 1971, S. 512, Abb. 303), die Scheibe Johannes Dürlers von 1660 mit der Signatur “H H Probstatt me pinxit”, die aus dem gleichen Jahr datierende Rundscheibe des aus Luzern stammenden Bischofszeller Chorherrn Franz Heinrich Ludwig Pfyffer mit dem Monogramm “HHP” sowie die vom Surseer Schultheissen Ludwig Schnyder und seiner Ehefrau Maria Elisabeth Pfyffer 1662 ins Rathaus Sempach gestifteten Scheiben mit dem Monogramm “GMP” (Glas-Maler Probstatt) im Museum der Stadt Frankfurt am Main (Beeh-Lustenberger, 1965, Nr. 104, 105). Von diesen Werken hatte Probstatt dasjenige Dürlers zusammen mit neun weiteren 1659/60 für die Katharinenkapelle von Inwil anzufertigen (der noch zwei von anderer Hand gemalte Stücke enthaltende Zyklus befindet sich im neuen Kreuzgang des Klosters Eschenbach). Einem Zyklus gehört ebenfalls das Glasgemälde Franz Heinrich Ludwig Pfyffers an. Die betreffende, sechs Rundscheiben umfassende Serie im Ortsmuseum Bischofszell schuf Probstatt 1660 im Auftrag der Stadt Bischofszell und Angehöriger des dortigen St. Pelagiusstiftes vermutlich für die dortige katholische Stadtschule (TG_104TG_109). Das in Frankfurt aufbewahrte Glasgemälde Schnyders schliesslich bildet das Pendant zu demjenigen von dessen Frau. Probstatt zeigt sich in diesen knapp 20 Werken als ein handwerklich geschickter, mit der Schmelzfarbenmalerei bestens vertrauter Meister.
Lehmann (1940, S. 194–200, Abb. 256–272) schreibt Probstatt ausser den genannten Glasgemälden noch rund zehn weitere zu. Mehrere dieser zusätzlichen Zuweisungen erweisen sich jedoch als unhaltbar. Zu denken ist in erster Linie an die in Privatbesitz erhaltenen, eine Serie bildenden sechs Scheiben mit Darstellungen aus der schweizerischen Befreiungssage, die zwischen 1652 und 1657 von Personen aus Unterwalden gestiftet wurden. Wie Uta Bergmann aufzeigte, lässt sich der betreffende Zyklus stilistisch weit besser im Werk des Zuger Glasmalers Michael IV. Müller als in demjenigen Probstatts verankern (Bergmann, 2004, Kat.-Nrn. 141–145).
Dafür kann Probstatt mit einer Zeichnung in Verbindung gebracht werden. Es handelt sich um den in der Graphischen Sammlung des Zürcher Kunsthauses befindlichen Entwurf zu seiner Standeswappenscheibe im Historischen Museum Sarnen (Hess, 2010, Abb. 3).

Literatur

Beeh-Lustenberger, S. (1965). Glasgemälde aus Frankfurter Sammlungen. Frankfurt am Main: Waldemar Kramer.

Bergmann, U. (2004). Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern : Benteli.

Boesch, P. (1947). Sechs Rundscheiben von Bischofszell von 1660. Thurgauische Beiträge zur Vaterländischen Geschichte, Bd. 83, S. 50–59, Abb. 1.

Durrer, R. (Nachdruck 1971). Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden. Basel: Birkhäuser.

Hess, D. (2010). Die “Schweizerscheibe” und die Konstruktion einer helvetischen Nationalkultur. Helvetische Merkwürdigkeiten. Wahrnehmung und Darstellung der Schweiz in der Kunst- und Kulturgeschichte seit dem 18. Jahrhundert (Neue Berner Schriften zur Kunst, 11). Bern etc. : Peter Lang, S. 177f.

Knoepfli, A. (1962). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. III: Der Bezirk Bischofszell. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser, S. 326–328.

Lehmann, H. (1940). Geschichte der Luzerner Glasmalerei von den Anfängen bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. Luzern: Keller & Co. AG.

Reinle, A. (1963). Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern. Bd. VI. Das Amt Hochdorf. Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 47, S. 63f.