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TG_994: Bildscheibe Jakob Studer mit Traum Jakobs
(TG_WarthWeiningen_EhemaligeKartauseIttingen_TG_994)

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Title

Bildscheibe Jakob Studer mit Traum Jakobs

Type of Object
Artist / Producer
Jegli, Hans Ulrich · signiert
Dating
1645
Dimensions
41.4 x 32.5 cm im Licht

Iconography

Description

Das Mittelbild zeigt den an einen Felsblock mit der Aufschrift “BETEL” gelehnten, schlafenden Jakob, dem im Traum die Engel auf der Himmelsleiter erscheinen (Gn 28, 11–15). Im Hintergrund der Figuren erstreckt sich in einer dreiteiligen roten Architektur eine gebirgige Landschaft. Die Szene erläutert die Legende in der grünen Rollwerkkartusche oben am Bogenscheitel, zu deren Seiten sich je ein Putto in blauem Gewand mit einer Amphore auf dem Gebälk niedergelassen hat. In der hohen Fusszone unterhalb der Bibelszene befinden sich in Begleitung von vier allegorischen Gestalten das oval umkränzte, Glaserwerkzeuge darstellende Wappen Jakob Studers und seitlich davon die in eine Rollwerkkartusche gesetzte Stifterinschrift. Bei den Allegorien handelt es sich um die oberhalb der Inschriftenkartusche als Sitzfiguren platzierten Tugenden der Gerechtigkeit mit Schwert und Waage und der Weisheit (Klugheit) mit Spiegel und Schlange sowie um die beiden neben dem Wappenmedaillon sitzenden, unbekleideten Putten, die sich anhand ihrer Attribute Fackel und Hahn (links) beziehungsweise Buch und Lamm (rechts) als Verkörperungen der Wachsamkeit und Sanftmut zu erkennen geben.

Iconclass Code
11M44 · Justice, 'Justitia'; 'Giustitia divina' (Ripa) ~ one of the Four Cardinal Virtues
11MM41 · Prudence, 'Prudentia'; 'Prudenza' (Ripa) ~ one of the Four Cardinal Virtues - MM - triumph
46A122(STUDER) · armorial bearing, heraldry (STUDER)
52A23(+4) · Alertness, Vigilance; 'Guardia', 'Vigilanza', 'Vigilanza per difendersi & oppugnare altri' (Ripa) (+ emblematical representation of concept)
57A77(+4) · Friendliness, Gentleness, Affability; 'Affabilità, piacevolezza, amabilità', 'Animo piacevole, trattabile & amorevole', 'Benignità' (Ripa) (+ emblematical representation of concept)
71C3121 · the dream of Jacob: while sleeping on the ground with a stone for pillow Jacob sees a ladder reaching from earth to heaven with angels going up and down; usually with God at the top of the ladder
92D1916 · cupids: 'amores', 'amoretti', 'putti'
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Studer, Jakob: In Blau auf grünem Dreiberg drei gekreuzte silberne Glaserwerkzeuge, beseitet von zwei silbern besamten goldenen Rosen mit grünen Stielen und grünen Blättern; Helm: silbern mit goldener Spange; Hlemdecke: blau und silbern; Helmzier: ein wachsender Mann in blauem Gewand und blauer Zipfelmütze, in der rechten Hand eine golden besamte violette Rose mit grünem Stiel und grünen Blättern haltend.

Inscription

Jacob Studer Burger zu Wintterthur Zů / Wintterthur vnd Glasser / Des Gotts-Hauβ vnd / Crützgangs Zů Jttingen
16 45.
BETEL
Gott ist gerächt führsichtig allein. / Erscheindt sich hie an dem Jacob fein / Dan was im Zů gsagt wahr im Schlaff / was im gehalten vest Hernach : / GENESIS AM 28 · CAPITEL ·

Signature

HV̊Ieglÿ.

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Sprünge und ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses und rotes Glas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

History

Research

Jakob Studer (1589–1672) aus Winterthur war Glaser von Beruf. Er trat zum katholischen Glauben über und starb 1672 in Baden (Schulthess, 1961, S. 50; Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 588).
Studer liess die Scheibe 1645 in seiner Heimatstadt Winterthur durch Hans Ulrich Jegli anfertigen. Laut der Stifterinschrift war er zu jener Zeit Glaser in der Kirche und im Kreuzgang der Kartause Ittingen. Dass er das Glasgemälde seinem damaligen Arbeitsort verehrte, ist durchaus denkbar. Parallelfälle dafür bieten beispielsweise Hans Heinrich Egeri aus Baden und Georg Rieder aus Ulm. Sie beide wirkten 1623 beziehungsweise 1626 im Zisterzienserkloster Wettingen als Maler und beteiligten sich damals jeweils mit einem Freund an einer Scheibenstiftung in den dortigen Kreuzgang (Hoegger, 2002, S. 286f., 304–306, Farbabb. S. 101 u. 114).

Die Architekturrahmung mit den darin integrierten allegorischen Figuren kennt man in analoger Form von vier Scheibenrissen, in deren Hauptszene anstelle von Jakobs Traum das Urteil des Kambyses erscheint. Es handelt sich um die drei 1607 entstandenen Risse Werner Küblers des Jüngeren im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Hans Jakob Nüschelers in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau und Lorenz Linggs in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe sowie um den um einige Jahre jüngeren Riss unbekannter Hand in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler, 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 604, Abb. 604, 604.1, 604.2, 604.3; Mensger, 2012, Bd. 1, Kat.-Nr. 400). Alle vier genannten Werke dürften auf eine verschollene Vorlage Christoph Murers zurückgehen. Ob Hans Ulrich Jegli 1645 direkten Zugriff auf diese Vorlage hatte oder einen Nachriss davon besass, muss offen bleiben.
Das Hauptbild mit dem Traum Jakobs gestaltete Jegli ähnlich wie Lorenz Lingg auf seinem 1607 wahrscheinlich in der Zürcher Werkstatt Christoph Murers angefertigten Riss in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Mensger, 2012, Bd. 1, S. 214f., Kat.-Nr. 415). Damit liegt die Annahme nahe, dass sich Jegli auch dafür an einer Vorlage dieses berühmten Zürcher Glasmalers orientierte.

Die Scheibe wird genannt in:
Rahn et al., 1883, S. 68, Nr. 141.
Rahn, 1890, Nr. 336.
Heberle, 1891, Nr. 311.
Ausstellung von Glasgemälden, 1891, Kat.-Nr. 93
Boesch, 1955, S. 68, Abb. 19 (falsche Angabe Todesjahr Jakob Studer 1648).
Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 588.

Dating
1645
Original Donor

Studer, Jakob (1589–1648), Glaser Winterthur

Place of Manufacture
Owner

Schweizerisches Nationalmuseum, Depositum im Museum Ittingen

Previous Owner

1831–1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Seit 1891 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Inventory Number
IN-67.42 (Schweizerisches Nationalmuseum)

Bibliography and Sources

Literature

Ausstellung von Glasgemälden aus eidgenössischem und Privatbesitz im grossen Börsensaale in Zürich anlässlich der Generalversammlung der schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (1891). Zürich: Ulrich & Co. im Berichtshaus.

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG.

Heberle, J. M., Köln (1891). Katalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung der Herren C. und P.N. Vincent in Konstanz am Bodensee. Versteigerung zu Konstanz am Bodensee, den 10. September 1891. Köln.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. 2 Bde., Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.

Rahn, J.R. et al. (1883). Officieller Katalog der Schweizerischen Landesausstellung Zürich 1883. Special-Katalog der Gruppe XXXVIII: "Alte Kunst". Zürich: Orell Füssli & Co.

Rahn, J. R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde in der Vincent'schen Sammlung in Constanz. Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. Farbabb. Stäfa: T. Gut & Co.

Schulthess, K. (1961). Reformierte Ortsfremde im Sterberegister von Otelfingen 1650-1785. Der Schweizer Familienforscher, 28, S. 43–52.

References to Additional Images

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 52679

Image Information

Name of Image
TG_WarthWeiningen_EhemaligeKartauseIttingen_TG_994
Credits
© Vitrocentre Romont
Date
2018
Copyright
© Schweizerisches Nationalmuseum
Owner

Schweizerisches Nationalmuseum, Depositum im Museum Ittingen

Inventory

Reference Number
TG_994
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020