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BE_893: Runde Wappenscheibe Peter von Graffenried
(BE_Bern_BHM_20210)

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Title

Runde Wappenscheibe Peter von Graffenried

Type of Object
Artist / Producer
Kallenberg, Jakob · Entwurf, zugeschr.
Dating
1539
Dimensions
34.9 cm im Licht

Iconography

Description

Im Zentrum ist auf blauem Grund mit feingliedrigem schwarzem Blattdamast das Vollwappen des Peter von Graffenried dargestellt. Daneben sitzt als Schildhalterin eine Edeldame mit langen goldenen Haaren in rotem Gewand und Federhut auf einer Mauerbrüstung. Unter Wappen und Figur entrollt sich auf dem Podium mit der Jahreszahl 1539 ein Schriftband mit dem Stifternamen. In den Aussenkranz aus grünem Renaissance-Blattwerk sind acht gelbgrundige Medaillons eingefügt. Darin erscheinen verschiedenartig gerüstete Berner Bären, die laut den sie umkreisenden, in Versform abgefassten Inschriften die damals für Bern gültigen Staatsprinzipien verkörpern.

Iconclass Code
25F23(BEAR) · beasts of prey, predatory animals: bear
41D132 · fashionable woman, 'belle'
46A122 · armorial bearing, heraldry
46A131 · bourgeoisie, middle class, citizens, burghers
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Peter von Graffenried

Inscription

Petter von grafenriet / 15 39.
Verse in den Medaillons (oben im Uhrzeigersinn beginnend): (1) ZV̊ BESCHIRMEN DIE GERECHTIKEIT / (3) ZV̊ ENTSCHITEN VNSER VATERLAND / (2) VND ZV̊ HANTHABEN VNSER FRIHEIT / 4) ZV̊ BEHIETEN DIE FROMEN VOR SCHMACH V SCHAN D / (6) MIT ERNSTLICHEM GEBET ZV GOETLICHER EER / (8) SO MEGED WIR BLIBE I EINIGKEIT VND WER ES ALLE FIRST LEID / (7) DZ EI IEDER NIT ME VERWALT DAN IM V(o)N GOT IST GEBEN GWA LT / (5) ZV̊ FIRDEREN GOTES WORT VND LEER (die ursprüngliche Anordnung der Medaillons vermerken die Zahlen 1–8 in Klammern).

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Die Medaillons z. T. vertauscht (s. u.); ein kleines Glas in der Frauenfigur neu ergänzt; ein altes Flickstück im Wappenschild; Sprünge und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Im 19. Jahrhundert Johann Heinrich Müller, Bern?
Wie aus dem Entwurf zu dieser Scheibe in der Sammlung Wyss hervorgeht (s. u.), wurden die acht Medaillons bei einer Restaurierung in der Reihenfolge vertauscht. Die Abbildung im Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums von 1929 zeigt die Medaillons in der heutigen Anordnung. In der Scheibenpause Johann Heinrich Müllers (1822–1903) im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich sind die Medaillons hingegen noch in ihrer ursprünglichen Reihenfolge zu sehen (s. u.). Dass Müller als Restaurator die Medaillons vertauschte, ist an sich denkbar, aber wenig wahrscheinlich. Die Vertauschung dürfte eher nach ihm erfolgt sein (sicher vor 1929).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes und blaues Überfangglas mit beidseitigem Auschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

History

Research

Die Vorlage zu dieser Scheibe bildet der in Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums erhaltene, 1539 datierte Riss (Inv. 20036.22; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 166). Dieser lässt sich dem Meister der Bärenputten, d. h. vermutlich Jakob Kallenberg zuweisen. Durch ihn ist die originale, auf der Scheibe bei einer Restaurierung entstellte Reihenfolge der Medaillons dokumentiert. Demnach waren die Medaillons ursprünglich im Pendelgang angeordnet. In dieser Reihenfolge zählen ihre Inschriften die geistlichen und weltlichen Aufgaben der Obrigkeit, d. h. die damals geltenden Staatsmaximen Berns, auf (vgl. de Capitani 1991, S. 61).

1912 befand sich auf der Auktion bei Helbing in München eine Rundscheibe aus der Zeit um 1500 (30 cm Durchmesser). Darauf ist in ganz ähnlicher Weise wie auf derjenigen von Graffenrieds eine auf einer Rasenbank sitzende vornehme Dame in rotem Mantel neben dem österreichischen Herzogswappen festgehalten (Kat. Helbing 1912, Nr. 59). Eventuell kannte Peter von Graffenried eine derartige, ihm für seine Stiftung als Anregung dienende habsburgische Scheibe.

Von Graffenrieds Scheibe ist durch eine Pause von Johann Heinrich Müller im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich dokumentiert (Inv. LM 24498). Darauf sind die Bärenmedaillons noch in ihrer ursprünglichen Reihenfolge angeordnet.
Eine aus dem Besitz von Harry E. Ward Jun. kommende Kopie dieser Scheibe aus dem 19. Jahrhundert befand sich 1990 im Auktionshandel (29,8 cm Durchmesser; Kat. Sotheby's 1990, Nr. 134).

Peter von Graffenried (1507–1562), der Sohn des Niklaus und der Barbara von Kunried, war Edelherr zu Chivron und St. Triphon, Herr zu Muhlern und Niederblaken, 1530 der Burgern zu Bern und 1537 des Kleinen Rats. 1540 wurde er Landvogt von Romainmôtier und 1546 Landvogt von Yverdon. 1554 war er Besitzer des Schlosses Holligen. Er heiratete 1530 Elisabeth Lehnherr († 1586) (vgl. HBLS 3/1926, S. 627f.).

Dating
1539
Original Donor

Graffenried, Peter von (1507–1562)

Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1929 Bernisches Historisches Museum Bern (Depositum Pfarrer L. Stierlin, Muri)

Previous Owner

Pfarrer L. Stierlin, Muri b. Bern

Inventory Number
BHM 20210

Bibliography and Sources

Literature

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 9, 1929, S. 125f., 136, Taf.-Abb. (Meister der Bärenputten).

François de Capitani, Staat und Obrigkeit in Bern zwischen Reformation und Revolution, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 53/1991, S. 63 (Abb.).

"Einer Eidgenossenschaft zu Lob". Entwürfe zu Schweizer Glasgemälden des 16. und 17. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog BHM Bern, Bern 1996, S. 46f., Nr. 61a, Farbabb.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 166, Abb. 166.1.

Vgl.

Hugo Helbing München, Auktionskatalog 21. November 1912.

Sotheby's New York, Auktionskatalog 31. Mai 1990.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Image Information

Name of Image
BE_Bern_BHM_20210
Credits
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Christine Moor
Date
2016
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Owner

Seit 1929 Bernisches Historisches Museum Bern (Depositum Pfarrer L. Stierlin, Muri)

Inventory

Reference Number
BE_893
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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