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BE_503: Standesscheibe Bern (Doppelscheibe)
(BE_Nidau_refK_Bern1)

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Title

Standesscheibe Bern (Doppelscheibe)

Type of Object
Artist / Producer
Dating
1607
Dimensions
76. x 53. cm im Licht mit Rahmenbordüre · 72.4 x 48.6 cm im Licht (ohne Rahmenbordüre)

Iconography

Description

Vor farblosem Grund steht die bekrönte Wappenpyramide Bern-Reich. Sie wird von zwei auf Fliesenboden stehenden Löwen präsentiert, die in ihren Vorderpranken ein Richtschwert bzw. den Reichsapfel halten. Am Scheibenfuss erscheint zwischen blauen Postamenten ein geflügelter Engelskopf, über dem zwischen den Bernschilden das Stiftungsjahr festgehalten ist. Hinter den Löwen erheben sich Rahmenstützen mit roten Gebälkstücken, auf denen ein blauer Spitzgiebel ruht. Seine rote Scheitelkartusche schliesst eine Löwenmaske ein. In den zwei oberen Zwickelfeldern sind Medaillons mit Königsbüsten angebracht. Das Glasgemälde wird oben und seitlich von einem Band aus bunt zusammengewürfelten Gläsern umschlossen, die 1986 mehrheitlich erneuert wurden (s. u.).
Die beiden Nidauer Bernscheiben sind identisch gestaltet.

Iconclass Code
11G · angels
25F23(LION) · beasts of prey, predatory animals: lion
25F33(EAGLE)(+12) · predatory birds: eagle (+ heraldic animals)
44B113 · king
46A122 · armorial bearing, heraldry
Iconclass Keywords
angel · eagle · heraldry · king · lion
Heraldry

Wappen Bern, Reich

Inscription

1607.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Der untere Beinteil des rechten Löwen einerseits sowie die meisten Gläser der oberen, linken und rechten Rahmenbordüre andererseits bei zwei verschiedenen Restaurierungen in der Neuzeit ergänzt (die 1986 von Reich teilweise ersetzte Rahmenbordüre war ursprünglich wie auf dem Pendant aus alten Flickstücken zusammengewürfelt, s. u.); mehrere Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Nach der Aufnahme des SNM Zürich (Foto 8994) war von den beiden schildbegleitenden Löwen derjenige rechts vormals in der anderen Bernscheibe (I 2b) eingefügt. Diese beiden Löwenfiguren müssen anlässlich einer Restaurierung im 20. Jahrhundert vertauscht worden sein.

Restaurierungen
1704 führt ein Glaser namens Schmalz Arbeiten an Fenstern und Glasgemälden aus: "Glaser Schmalz 4.8.- Arbeit Fenster und Schilten mit enschluß den bemüheten mit herauff- undt abthüyung der schilten bezahten trunckes" (Kirchenrechnungen Nidau, W7).
1986 Atelier Reich & Co., Bern: Neumontierung der Scheiben in Rahmen und Einsetzen neuer Metallfenster, teilweise Restaurierung der Glasgemälde ("defekte Randstücke neu kopieren und ersetzen").
2008/09 wird das zerschlagene Glasstück mit dem Engelsflügel rechts unten durch L. Vogrin (Biel, Spitalstrasse 12) geklebt (Angabe des Kirchensigristen).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

History

Research

Bern machte seine Doppelstiftung 1607 anlässlich der Kirchenrenovation. Bezahlt wurde sie 1607/08 durch den bernischen Landvogt zu Nidau, der die zwei neuen Staatswappen "uß höüschender noturfft" in Auftrag gab (Moser 2005, S. 78). Die zwei Bernscheiben müssen als Ersatz für zwei ältere (von 1582/83?) in die Kirche gekommen sein (Moser 2005, S. 421, Anm. 283). Laut den Amtsrechnungen Nidaus von 1607/08 wurden nämlich die Ehrenwappen in der dortigen Kirche damals durch Urs Laubscher "erneuert" (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, Bernisches Historisches Museum). Mit diesen "Ehrenwappen" muss die Doppelstiftung Berns gemeint sein. Der zwischen 1593 und 1612 in Nidau nachgewiesene Glasmaler Urs Laubscher, von dem leider keine signierten Werke bekannt sind, darf deshalb, wie von Andres Moser vorgeschlagen, als Schöpfer der beiden Bernscheiben von 1607 betrachtet werden (Moser 2005, S. 33f., 80f.) Die auf dem Foto des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich (Neg. 8994) festgehaltene Zuschreibung an den Berner Meister Hans Huber erweist sich allein schon aufgrund seiner Lebensdaten († 1598) als unhaltbar.
Weil die Kirche 1678 grundlegend erneuert wurde, sagte die Berner Obrigkeit 1679 wiederum ein Ehrenwappen zu. Danach änderte sie aber ihren Plan, indem sie sich dazu entschloss, die zwei Staatsscheiben von 1607 dort zu belassen und diese durch den Wappenzyklus des Schultheissen, des Seckelmeisters und der vier Venner zu erweitern. Die sechs 1680/81 von Bern zusätzlich gestifteten Wappenscheiben gerieten jedoch zu klein, so dass sie der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher vor ihrer Einsetzung in die Kirchenfenster zu vergrössern hatte, indem er ihnen einheitlich geformte Randergänzungen anfügte (s. d.). Weil die neuen Kirchenfenster grösser als diejenigen im Vorgängerbau waren, mussten damals auch die beiden Bernscheiben an den Rändern erweitert werden. In diesem Falle verwendete der damit beauftragte Glasmaler allerdings Flickstücke. Ob es sich bei ihm ebenfalls um den Bieler Hans Heinrich Laubscher oder um einen in Bern ansässigen Meister handelte, muss offen bleiben.

Egbert Friedrich von Mülinen sah 1893 die zwei Bernscheiben von 1607 im zentralen Chorfenster. Ihm zufolge waren damals die Glasgemälde im Chor, besonders die der linken Seite, stark beschädigt sowie diejenigen im Schiff restauriert.

Dating
1607
Original Donor

Bern, Stand

Place of Manufacture
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Previous Owner

Staat Bern

Bibliography and Sources

Literature

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 394f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 80.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 236.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 287.

Andres Moser/Ingrid Ehrensperger, Arts et monuments. Jura bernois, Bienne et les rives du lac, Bern-Wabern 1983, S. 81.

Gabriela Neuhaus, Nidau – 650 Jahre Wandlung, Nidau 1988, S. 66f., Farbabb. 7.

Kurt Maibach/Jean Schwalm, Bilder aus der Geschichte der Kirchgemeinde. Nidau 1994, S. 66–69.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. III, Bern 2005, S. 78, 81f., 421 (Anm. 283), Abb. 97 (Urs Laubscher).

Archiv der Kant. Denkmalpflege Bern, Dokumentation 1913/14 und 1986.

References to Additional Images

BHM Bern, Neg. 63, 64 (29195); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 06016, Neg. Howald 010380/3c, 010380/1, 010380/2; SNM Zürich, Neg. 8994 (Hans Huber)

Image Information

Name of Image
BE_Nidau_refK_Bern1
Credits
© Vitrocentre Romont
Date
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Nidau
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventory

Reference Number
BE_503
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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