Forschung
Die kleine Scheibe mit dem Vogel als Hauptmotiv hat Robert Schär seinem Sohn, Max Schär, zum Bettag 1960 geschenkt. Der 1922 geborene Max war damals 38 Jahre alt. Er war als Architekt tätig und hat beispielsweise den modernen Bau der Steffisburger Kirche Sonnenfeld entworfen, den sein Vater Robert Schär mit Fenstern ausgestattet hat.
Der Bettag geht ursprünglich auf schwere Notzeiten zurück. Die Menschen sollten an diesem Tag angehalten werden, Reue für begangene Sünden zu empfinden und sich mit einer Rückbesinnung auf den rechten Weg befassen. In der Schweiz wird der «Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag» fast von allen Kantonen am dritten Sonntag des Septembers gefeiert.
Beim dargestellten Vogel handelt es sich um eine Taube mit einer Kopfhaube. Die Taube kommt in der biblischen Erzählung von Noah vor (1. Mose 6,5): Gott möchte alle Lebewesen der Erde vernichten, weil furchtbare Gewalt herrscht – nur Noah, seine Familie und von jeder Tierart zwei Individuen sollen auf der Arche Rettung vor einer enormen Flut finden. Nach etlichen Tagen auf See schickt Noah eine Taube aus. Ihre Rückkehr mit einem Olivenzweig im Schnabel bedeutet, dass die Flut zurück gegangen ist. Die Taube gilt deshalb als Friedenszeichen zwischen Gott und den Menschen. Aus diesem Grund wird sie auch als Symbol für den Bettag verwendet: Der Mensch soll durch Reue wieder Frieden mit Gott finden.
Der Künstler hat eine eher ungewöhnliche Lösung für den gewünschten Inhalt gefunden: Die Taube entspricht nicht dem gängigen Bild, nach welchem sie meistens im Flug und mit dem Zweig im Schnabel dargestellt wird. Es scheint beinahe, als ob sich die Taube nach dem Loslassen des Olivenzweigs gerade niedergelassen hätte und die Flügel im nächsten Moment an den Körper legen würde. Auch farblich geht Schär ungewohnte Wege: Die üblicherweise weisse Taube ist mehrheitlich blau und gelb; die Farbe Weiss erkennt man nur am Bauch, den Schwanzfedern und am Flügelansatz. Kompositorisch nimmt das am Kopf vorkommende und daher prominente Gelb die Hauptfarbe des Glasstücks mit dem Zweig auf. Die mit Schwarzlot eingezeichneten und stark vereinfachten Federn sowie die stilisierte Kopfform verleihen der Friedenstaube einen insgesamt verspielten Eindruck.
Datierung
1960
Eingangsdatum
17.12.2021
Schenker*in / Verkäufer*in
Schenkung von Regula Gossweiler-Schär
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Regula Gossweiler-Schär, Aarau
Inventarnummer
VMR 10062