Rot gerahmtes Medaillon mit dem Schweisstuch der Veronika vor einem Strahlenkranz im Bogenfeld eines Rundbogenfensters mit Blankverglasung (Schweizerrauten) und gelbem Rand.
keine
Rot gerahmtes Medaillon mit dem Schweisstuch der Veronika vor einem Strahlenkranz im Bogenfeld eines Rundbogenfensters mit Blankverglasung (Schweizerrauten) und gelbem Rand.
keine
Die Fenster wurden 1972 wohl restauriert, bzw. neu verbleit (s. Signatur “GLASMALEREI / ENGELER ANDWIL SG / 1972”, Fenster s VI)
Farbloses und farbiges Glas. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie grüner Schmelzfarbe.
Das Schifffenster ist Teil eines Zyklus, der vom bekannten Glasmaler Johann Jakob Röttinger (1817–1877) geschaffen und 1876 aus Anlass der Neuerrichtung des Kirchenschiffs eingesetzt wurde (Scheiwiller-Lorber, 2014, S. 324). In den drei Rundfenstern im Chor sowie in den Bogenausmündungen der acht Schifffenster, die ansonsten wie die Chor- und Emporenfenster eine einfache, gelb eingefasste Rautenverglasung aufweisen, sind Medaillons mit farbig gestalteten christlichen “Monogrammen” (Symbole, Bilder und Buchstabenfolgen) untergebracht. Das Medaillon dieses Schifffensters zeigt das Schweisstuch der Veronika, in welchem Christus nach den Apokryphen (Nikodemusevangelium) auf dem Weg nach Golgatha seinen Schweiss abwischte. Die Abbildung seines Antlitzes im Tuch folgt der seit 1400 üblichen Darstellung des dornenbekrönten leidenden Christus mit geteiltem Bart. Anstelle der Veronika, die das Tuch üblicherweise hält, sind zwei Bänder um die Tuchzipfel geschlungen, die das Symbolhafte der Darstellung unterstreichen (Scheiwiller-Lorber, 2014, S. 168–172).
Mit Schwarzlot bemalt und hauptsächlich in den Farben blau, rot und gelb gehalten, zeichnen sich die Medaillons in Herdern durch kräftige Farbkontraste aus. Als “Chiffren” der Heilsgeschichte wurden solche Monogramme im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts oft in katholischen Kirchen angebracht und häufig in ähnlicher Art ausgeführt. Ein Grund dafür liegt darin, dass es sich um eine kostengünstige Variante der Fenstergestaltung handelte. Vergleichbare Glasmalereien von Röttinger befinden sich bspw. in der katholischen Pfarrkirche von Alterswil FR (Scheiwiller-Lorber, 2014, S. 168-172). Womöglich handelt es sich bei den Glasfenstern der katholischen Kirche St. Sebastian um das letzte Werk Johann Jakob Röttingers.
Der Zyklus wurde während der Amtszeit von Pfarrer Joseph Ignaz Kurz (1837–1891) in Auftrag gegeben. Kurz war 1863–1865 Pfarrer in Aadorf und 1865–1891 in Herdern (StATG, 8'619, Kurz). Bereits während seiner Amtszeit in Aadorf waren dort für den Neubau der Kirche Glasmalereien bei Röttinger in Auftrag gegeben worden (Katholisches Kirchgemeindearchiv Herdern, B 17.2.05).
Katholische Kirchgemeinde FrauenfeldPLUS
Kaufmann, K. (2022). Revival und Stilpluralismus – Sakrale und profane Glasmalereien im Thurgau 1865–1930. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwabe.
Scheiwiller-Lorber, E. (2014). “...gemäss den Regeln und Gesetzen der Ästhetik und der christlichen Kunst…” Johann Jakob Röttinger: Ein Glasmalerpionier im Dienste des Historismus. (Publications du Vitrocentre Romont). Bern: Peter Lang.
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