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TG_895: Kluge und törichte Jungfrauen-Fenster
(TG_Schlatt_ReformierteKirche_TG_895)

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Titel

Kluge und törichte Jungfrauen-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1922–1923
Masse
300 x 100 cm

Ikonografie

Beschreibung

Fünfteiliges Rundbogenfenster mit schmalem, roten Rand. In den unteren beiden Feldern sind unter einer Bogenarchitektur je eine kluge und eine törichte Jungfrau dargestellt. Die kluge Jungfrau schreitet nach links, die brennende Öllampe in der linken Hand, die Flamme mit der rechten Hand schützend. Die törichte Jungfrau hält inne, lässt die leere Öllampe sinken und greift sich verzweifelt an die Stirn. Übrige Fensterfläche mit leicht getönter Rautenverglasung gestaltet. Die Rauten werden aus roten Glasstäben gebildet, deren Schnittpunkte blau sind.

Iconclass Code
73C841 · die Parabeln Christi: die klugen und die törichten Jungfrauen (Matthäus 25:1-13)
Iconclass Stichworte
Signatur

ENTWORFEN UND GEMALT VON / C. ROESCH, DIESSENHOFEN / TECHNISCHE AUSFÜHRUNG: / A. KIEBELE, ST. GALLEN (s V)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

1991 restauriert und neu gefasst, zudem zusätzliche äussere Isolierverglasung.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, Bemalung mit Schwarzlot und Schwarzlotlasur.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Als Teil der 1922 begonnenen Renovation der evangelischen Kirche in Unterschlatt sollten die vorhandenen Glasfenster von 1853 repariert, bzw. ersetzt werden (Evang. Kirchgemeindearchiv Schlatt, 5.10.3; Kostenvoranschlag der Architekten Brenner & Stutz). Erst nach Beginn der Renovationsarbeiten wurde in Erwägung gezogen, gemalte Scheiben erstellen zu lassen. Da die Mehrkosten durch Spenden von Schlatter Bürgern gedeckt werden konnten, wurde im Oktober 1922 Carl Roesch aus Diessenhofen mit dem Entwurf von Glasmalereien beauftragt (Evang. Kirchgemeindearchiv Schlatt, 5.10.4; Bericht über die Kirchenrenovation von Pfarrer Roman Gröber, 21.12.1922, sowie Evang. Kirchgemeindearchiv Schlatt; Protokolle der Kirchenvorsteherschaft und Baukommission vom 7.9.1922 und 17.10.1922). Insgesamt entwarf und bemalte Roesch fünf Fenster mit Gleichnissen Jesu und fünf Ornamentfenster. Die technische Ausführung übernahm Anton Kiebele in St. Gallen. Alle Glasmalereien zeigen Rautenornamente – Roesch nahm hiermit ein Element auf, welches auch im Holzwerk des 1922/23 neu gestalteten Innenraumes zu finden ist.
Die Szenen der Gleichnisse Jesu zeichnen sich durch eine bewegte und expressive Darstellung, starke Farbkontraste und eine gleichzeitig detailliert wie auch grob aufgetragene Schwarzlotbemalung aus. Insbesondere die Fenster auf der Südseite weisen Farbakzente in Gelb und Orange auf. Hervorzuheben ist die Glasmalerei des barmherzigen Samariters (TG_896): Die Figur des Samariters wird teilweise vom verletzten Mann verdeckt und verschmilzt zudem farblich mit dem Hintergrund. Der helfende Mensch ist in den Hintergrund gerückt, wodurch die Selbstlosigkeit seiner Tat um so stärker ins Zentrum gerückt wird.
Mit den Glasmalereien in Schlatt und denen der evangelischen Kirche Amriswil (TG_352TG_363) erhielt Roesch 1922 gleich zwei grosse Aufträge. Für sein künstlerisches Arbeiten stellte der vorhandene Zeitdruck eine Herausforderung dar (Helg, 2009, S. 39).

Datierung
1922–1923
Zeitraum
1922 – 1923
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Schlatt

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ducret, M. et al. (Hrsg.) (1999). Schätze des Glaubens. Kostbarkeiten aus dem Besitz der thurgauischen Kirchengemeinden. Frauenfeld: Huber, S. 215.

Helg, U. (2009). Carl Roesch: Leben und Werk: 1884-1979. Zürich: Offizin, S. 39-40.

Landert, M. (Hrsg.) (2006). Carl Roesch: eigenwillig – angepasst [Ausstellungskatalog]. Sulgen: Niggli.

Hess, R. (1939). Neue Glasmalerei in der Schweiz. Eine Wegleitung zu den Standorten und ein Verzeichnis der Künstler. Basel: J. & F. Hess.

Knoepfli, A. (1958). Carl Roesch: ein Beitrag zur Geschichte der Malerei seit 1900. Frauenfeld: Huber, S. 109–110, 142.

Raimann, A. (1992). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. V: Der Bezirk Diessenhofen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Wiese Verlag, S. 265, 267-268.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Schlatt_ReformierteKirche_TG_895
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Viktor Holikov)
Aufnahmedatum
2021
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Schlatt

Inventar

Referenznummer
TG_895
Autor*in und Datum des Eintrags
Eva Scheiwiller-Lorber 2016; Katrin Kaufmann 2021