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TG_312: Allianzwappenscheibe Kaspar Blarer von Wartensee und Sigonia von Diesbach
(TG_Arbon_Museum_TG_312)

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Titel

Allianzwappenscheibe Kaspar Blarer von Wartensee und Sigonia von Diesbach

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hör, Andreas · signiert
Datierung
1558

Ikonografie

Beschreibung

Flankiert von den Vollwappen Blarer von Wartensee und von Diesbach ist der vor farblosem Grund auf dem niedrigen Podium stehende Stifter ins Zentrum der Scheibe gesetzt. In einen silbernen Harnisch und Helm gekleidet sowie mit Dolch und Ehrenkette ausgestattet, hält er in seiner Rechten eine Lanze. Figur und Wappenschilde umfasst eine Rahmung aus hellbraunen Pilastern mit blauen Kapitellen und einem grünen Giebel. Im Oberbild ist in einer Landschaftskulisse das Schiessen auf den toten Vater festgehalten. Es handelt von drei Söhnen, die nach dem Tod des Königs, ihres Vaters, um dessen Nachfolge stritten. Auf den Rat eines benachbarten Königs holen sie den Leichnam aus dem Grab, binden ihn an einen Baum und schiessen um die Wette, dass, wer das Herz des Vaters treffe, dessen Thronnachfolger werden solle. Nachdem zwei der Söhne ihre Pfeile abgeschossen hatten, weigerte sich jedoch der dritte, jüngste Sohn, gegen das Herz des Vaters zu zielen. Darauf erkannte der als Richter anwesende König, dass allein er würdig sei, dem Vater auf den Thron zu folgen (Boesch, 1954/55). Das Oberbild zeigt den umhüllten Leichnam des Vaters links am Baum festgebunden und mit den beiden Pfeilen bestückt, welche die zwei auf der Gegenseite dargestellten Söhne bereits auf ihn geschossen haben. Der dritte Sohn hingegen tut dem mit seinen Soldaten das Wettschiessen begleitenden königlichen Richter auf den Knien kund, dass er auf dieses grässliche Wettspiel verzichte.

Iconclass Code
42B53 · das Schießen auf den Leichnam des Vaters: zwei streitende Erben werden von einem Richter gezwungen, einen Pfeil auf den Leichnam des Vaters zu schießen; der falsche Erbe zögert nicht, während der wahre Erbe sich weigert, auf seinen Vater zu schießen
46A122(BLARER VON WARTENSEE) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BLARER VON WARTENSEE)
46A122(DIESBACH VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DIESBACH VON)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Blarer von Wartensee, Kaspar: In Silber ein schreitender, golden bewehrter roter Hahn mit zwei goldenen Kreuzen an Kamm und Halslappen; Helm: silbern; Helmdecke: rot und silbern; Helmzier: ein roter Hahnenhals mit zwei goldenen Kreuzen an Kamm und Halslappen.
Wappen, Diesbach, Sigonia von:

Inschrift

Caspar Blarer von wa[r]tens[e]e [d]er Zit vogt Zu Arbon / vnd Sigo[ni]a Blarer von [W]arte[n]see. geborne von Diesbach (in eckigen Klammern die durch Sprungbleie verdeckten Buchstaben)
1558

Signatur

AH

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Eine kleine Ergänzung im Wappen (linke obere Ecke des Schilds); die Schwarzlotbemalung stellenweise abgerieben; zahlreiche Sprungbleie und einige Sprünge; die Verbleiung erneuert.

2011 kleine Restaurierung.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit beidseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Kaspar Blarer von Wartensee (um 1505–um 1586), der Sohn Hans Jakobs und der Bruder des St. Galler Abtes Diethelm Blarer von Wartensee, war 1544–1571 fürstbischöflicher Obervogt zu Arbon. 1535 heiratete er Sigonia von Diesbach, die Tochter Sebastians und der Dorothea von Hallwyl. Bei der Erbteilung nach dem Tod seiner Mutter Apollonia von Syrgenstein erhielt Kaspar Blarer 1557 den halben Hof Egg unterhalb von Schloss Wartensee, dem Stammsitz der Blarer von Wartensee. Dort liess er damals Schloss Wartegg erbauen (Elsener, 2015, S. 17f.). Damit liegt die Vermutung nahe, dass Kaspar Blarer die vorliegende Scheibe für seinen damals neu erbauten Wohnsitz Wartegg in Auftrag gab.
In der im Gasthaus Römerhof in Arbon befindlichen Gerichtsscheibe ist ein Inschriftenfragment eingefügt, das offenbar aus einem 1566 von Kaspar Blarer von Wartensee, Vogt zu Arbon,gestifteten Glasgemälde stammt (TG_90; Boesch, 1956).

Die Scheibe wird genannt in:
Christie's, 1909, Nr. 8.
Boesch, 1956, S. 15.
Elsener, 2015, Farbabb. S. 14.

Datierung
1558
StifterIn

Blarer von Wartensee, Kaspar (um 1505–um 1586) · Diesbach, Sigonia von, Wartegg (Rorschacherberg)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1950 Museumsgesellschaft Arbon

Vorbesitzer*in

Bis 1909 Sammlung Braikenridge, England · 1950 im Schweizerischen Nationalmuseum zur Begutachtung und Verkauf von P. Bertschinger an Bürgergemeinde Arbon für dortiges Museum

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1954/55). Schiessen auf den toten Vater. Ein beliebtes Motiv der schweizerischen Glasmaler. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 15, S. 87–92.

Boesch, P. (1956). Die alte Glasmalerei in St. Gallen. 96. Neujahrsblatt hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen. St. Gallen: H. Tschudy & Co.

Christie Auktionshaus, London (1909). Auktionskatalog. Manson & Woods (26.2.1909). London: Christie's.

Elsener, O. (2015). Wartegg. Schloss und Menschen. Episoden aus sechs Jahrhunderten. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Arbon_Museum_TG_312
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Museumsgesellschaft Arbon
Eigentümer*in

Seit 1950 Museumsgesellschaft Arbon

Inventar

Referenznummer
TG_312
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020