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TG_142: Runde Allianzwappenscheibe Hans Heinrich Olbrecht und Anna Magdalena Rüeber
(TG_Kreuzlingen_evangKirche_TG_142)

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Titel

Runde Allianzwappenscheibe Hans Heinrich Olbrecht und Anna Magdalena Rüeber

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Johann Georg · zugeschr.
Datierung
um 1724

Ikonografie

Beschreibung

Die vor farblosen Grund gesetzten Vollwappen Hans Heinrich Olbrechts und Anna Magdalena Rüebers werden in der oberen Hälfte von den Stifternamen und in der unteren von zwei zusammengebundenen Palmwedeln umkreist.

Iconclass Code
46A122(OLBRECHT) · Wappenschild, heraldisches Symbol (OLBRECHT)
46A122(RÜEBER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (RÜEBER)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Olbrecht, Hans Heinrich: Geviert mit silbernem Schildrand, 1 und 4 in Rot eine goldene Lilie, 2 und 3 in Gold eine golden besamte rote Rose; Helm: blau; Helmdecke: golden und rot; Helmzier: ein wachsender roter Löwe, in den Vorderpranken eine goldene Lilie haltend.
Wappen Rüeber, Anna Magdalena: In Rot mit silbernem Schildrand eine blaue Rübe mit grünen Blättern; Helm: blau; Helmdecke: silbern und blau; Helmzier: ein wachsender Mann in blauem Gewand, in der rechten Hand eine blaue Rübe mit grünen Blättern haltend.

Inschrift

Jo: Heinrich Olbrecht Quartier HaubtAman Vnd Kirch / en Pfleger Vnd Frauw Ana Magdalena Olbr / echtin Ein gebohrne Rüeberin Sein Ehgemahl

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1862 Josef Ditz, Konstanz: Reparatur einzelner Wappenscheiben und Entfernung defekter.
1899 Friedrich Berbig, Zürich.
Das Foto des Amtes für Denkmalpflege Thurgau zeigt die Rundscheibe noch in einer floralen Rahmung gefasst (vgl. Abb.bei Strauss, 1954). Diese stammte wohl von Friedrich Berbig und wurde vor 1954 bei der Umplatzierung der Wappenscheiben entfernt.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Heinrich Olbrecht (1.1.1659–5.8.1727) war der Sohn Heinrichs, eines Angehörigen der gleichnamigen Familie aus Egelshofen. 1677 ehelichte er Susanna Studer von Rickenbach, die bei der Geburt ihres neunten Kindes 1691 starb. Am 14. Juni des gleichen Jahres heiratete Olbrecht Veronika Harder vom Besmer zu Rickenbach (†1721) und am 3. November 1722 in dritter Ehe in der Schlosskirche Altenklingen Anna Magdalena Meyer, eine geborene Rüeber, aus Tägerwilen. Beruflich betätigte er sich vermutlich als Landwirt, Weinbauer und Händler. Seit 1697 amtete er lebenslänglich als Kirchenpfleger von Rickenbach-Egelshofen. Zudem war er Ammann der Vogtei Eggen sowie seit 1718 Quartierhauptmann von Emmishofen. Olbrecht, der enge Beziehungen zu Bürgermeister Hirzel in Zürich und zu den Zollikofer von Altenklingen pflegte, bekleidete damit die höchsten Amtsstellen, die gewöhnliche Bürger der Landgrafschaft Thurgau innehatten (Leutenegger, 1924, S. 50f.; Kreuzlinger Mosaik, 1991, S. 201–203). 1717 wurde Hans Heinrich Olbrecht, Ammann der Vogtei Eggen, vom Konstanzer Bischof als Gewalthaber des Jakob Ruprecht Zollikofer von und zu Altenklingen mit dem Hof und Gut Pfauenmoos belehnt (Dokument im Staatsarchiv Thurgau, C 0'1, 0/24, 194).
Olbrecht, der bereits 1716 in Egelshofen eine Gebäude zur Unterbringung des evangelischen Pfarrers erworben hatte, war als Ammann und Kirchenpfleger direkt in den dort 1724 in Gang gekommenen Kirchenbau involviert. Als Promotor desselben machte er auch eine Wappengabe in den Neubau, ebenso sein Sohn Hans Jakob (TG_143).

Der Zyklus für die neuerbaute Kirche von Egelshofen dürfte ursprünglich knapp zwei Dutzend Glasgemälde umfasst haben. Nach einer Beschreibung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren damals die einzelnen Scheiben je zu zweit auf die in der Kirche von 1724 vorhandenen zehn Rundfenster verteilt (zwei Rundfenster an der Ost- sowie je vier an der Nord- und Südseite; vgl. Erni/Raimann, 2009, S. 204, Abb. 182, 184). Peter Erni und Alfons Raimann gehen davon aus, dass dies ihrer ursprünglichen Anordnung entsprach. Laut Hermann Strauss sollen die Glasgemälde 1724 hingegen in gleicher Weise in die beiden östlichen Chorfenster eingebaut worden sein, indem in sechs paarweise übereinander geordneten Feldern jeweils je zwei Rundscheiben oben und unten, sowie zwei viereckige Scheiben in der Mitte zur Aufstellung kamen (Strauss, 1954). Worauf sich Strauss bei dieser Angabe stützt, lässt sich seinen Ausführungen jedoch nicht entnehmen. Als die Kirche 1862 neue Fenster erhielt, wurden die zu jener Zeit noch existierenden 17 alten Glasgemälde vom Konstanzer Glasermeister Josef Ditz in den beiden Chorfenstern (Ostseite) neu zusammengestellt. Zu einer Umplatzierung kam es erneut beim Kirchenumbau von 1899. Damals wurden die Wappenscheiben vom Zürcher Glasmaler Friedrich Berbig auf die seitlichen Kirchenfenster verteilt. 1954 waren in der Kirche vom einstigen Bestand lediglich noch die elf Glasgemälde zu sehen, welche heute mehrheitlich zu Paaren vereint in die sechs modern verglasten Fenster unter der Orgelempore eingefügt sind. Von den abhanden gekommenen Werken sind insgesamt sechs bekannt. Es handelt sich um eine Scheibe der landsfriedlichen Kommission (vgl. TG_152) sowie um diejenigen von Christoph Hochreutiner (Amtsbürgermeister von St. Gallen), Hans Jakob Züblin (Bürgermeister und Reichsvogt zu St. Gallen), Georg Joachim Zollikofer von Altenklingen (Stadtschreiber von St. Gallen und Schwiegervater von Ammann Olbrechts Sohn Hans Heinrich), Johann Rudolf Albrecht aus Bern (Landammann im Thurgau) sowie um die von Hans Jakob Harder (Richter der Vogtei Eggen und Schwiegervater Johann Heinrich Olbrechts) und Johann Morell (Kirchenpfleger) gemeinsam gemachte Stiftung.

Der stilistisch relativ einheitlich wirkende Scheibenzyklus scheint in einer einzigen Werkstatt in Auftrag gegeben worden zu sein. Die Scheiben des Daniel Herrmann Zollikofer sowie der Stadt Bern und der Stadt Zürich weisen dieselbe Rahmung wie eine von Johann Georg Spengler signierte Scheibe des Kreuzlinger Abtes Georg Fichtel von Landenberg auf (Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A101). Auch für die Scheibe des Priors von Ittingen, Anthelmus Entlin, von 1717 verwendete Spengler dieselbe Rahmung (TG_69). Aufgrund dieser identischen Rahmung sowie der sehr ähnlichen Putten, ist auch der Zyklus in Egelshofen Johann Georg Spengler zuzuweisen. Peter Erni und Alfons Raimann (2009, S. 210) wiesen Hermann Strauss folgend den Zyklus dessen Sohn Josef Anton Spengler zu. Dessen überliefertes Werk besteht jedoch nur aus in Grisaille gemalten Rundscheibchen (Rott, 1926, S. 88).

Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 34.
Leutenegger, 1924, S. 68f., 71.
Strauss, 1954, Nr. 3, Abb.
Raimann/Knoepfli/Hungerbühler, 1986, S. 23, 25.
Stadtrat Kreuzlingen, 1991, S. 203f.
Erni/Raimann, 2009, S. 204, 210 (vermutlich Josef Anton Spengler).

Datierung
um 1724
Zeitraum
1724 – 1726
StifterIn

Olbracht, Hans Heinrich (1659–1727), Kirchenpfleger Egelshofen · Rüeber, Anna Magdalene

Herstellungsort
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Kreuzlingen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Büchi, J. (1890). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde

insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, H 30.

Erni, P. und Raimann, A. (2009). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. VII: Der Bezirk Kreuzlingen I. Die Stadt Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Leutenegger, A. (1924). Kreuzlingen-Kurzrickenbach (Kurzrickenbach-Egelshofen-Emmishofen). Erster Teil: Von der Reformation bis 1798. Kreuzlingen: Buchdruckerei A.-G. und Thurg. Volksfreund.

Raimann, A./Knoepfli, A./Hungerbühler, A. (1986). Kreuzlingen TG. Schweizerische Kunstführer. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Rott, H. (1926). Die Konstanzer Glasmalerfamilie der Spengler. Badische Heimat 13, 78–90.

Staatsarchiv Thurgau, C 0'1, 0/24, 194. Abgerufen von https://query-staatsarchiv.tg.ch/detail.aspx?ID=124313

Stadtrat Kreuzlingen (Hrsg., 1991). Kreuzlinger Mosaik. Berichte und Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart. Ein Quellenbuch der Grenzstadt Kreuzlingen bis ca. 1960. Kreuzlingen: Bodan AG.

Strauss, H. (1954). Egelshofer Kirchenfenster. Evangelisches Kirchgemeinde-Blatt Kreuzlingen. 14. Jahrgang.

Weiteres Bildmaterial

Amt für Denkmalpflege Thurgau

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Kreuzlingen_evangKirche_TG_142
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Evangelische Kirchgemeinde Kreuzlingen
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Kreuzlingen

Inventar

Referenznummer
TG_142
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020