Hans Heinrich Olbrecht (1.1.1659–5.8.1727) war der Sohn Heinrichs, eines Angehörigen der gleichnamigen Familie aus Egelshofen. 1677 ehelichte er Susanna Studer von Rickenbach, die bei der Geburt ihres neunten Kindes 1691 starb. Am 14. Juni des gleichen Jahres heiratete Olbrecht Veronika Harder vom Besmer zu Rickenbach (†1721) und am 3. November 1722 in dritter Ehe in der Schlosskirche Altenklingen Anna Magdalena Meyer, eine geborene Rüeber, aus Tägerwilen. Beruflich betätigte er sich vermutlich als Landwirt, Weinbauer und Händler. Seit 1697 amtete er lebenslänglich als Kirchenpfleger von Rickenbach-Egelshofen. Zudem war er Ammann der Vogtei Eggen sowie seit 1718 Quartierhauptmann von Emmishofen. Olbrecht, der enge Beziehungen zu Bürgermeister Hirzel in Zürich und zu den Zollikofer von Altenklingen pflegte, bekleidete damit die höchsten Amtsstellen, die gewöhnliche Bürger der Landgrafschaft Thurgau innehatten (Leutenegger, 1924, S. 50f.; Kreuzlinger Mosaik, 1991, S. 201–203). 1717 wurde Hans Heinrich Olbrecht, Ammann der Vogtei Eggen, vom Konstanzer Bischof als Gewalthaber des Jakob Ruprecht Zollikofer von und zu Altenklingen mit dem Hof und Gut Pfauenmoos belehnt (Dokument im Staatsarchiv Thurgau, C 0'1, 0/24, 194).
Olbrecht, der bereits 1716 in Egelshofen eine Gebäude zur Unterbringung des evangelischen Pfarrers erworben hatte, war als Ammann und Kirchenpfleger direkt in den dort 1724 in Gang gekommenen Kirchenbau involviert. Als Promotor desselben machte er auch eine Wappengabe in den Neubau, ebenso sein Sohn Hans Jakob (TG_143).
Der Zyklus für die neuerbaute Kirche von Egelshofen dürfte ursprünglich knapp zwei Dutzend Glasgemälde umfasst haben. Nach einer Beschreibung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts waren damals die einzelnen Scheiben je zu zweit auf die in der Kirche von 1724 vorhandenen zehn Rundfenster verteilt (zwei Rundfenster an der Ost- sowie je vier an der Nord- und Südseite; vgl. Erni/Raimann, 2009, S. 204, Abb. 182, 184). Peter Erni und Alfons Raimann gehen davon aus, dass dies ihrer ursprünglichen Anordnung entsprach. Laut Hermann Strauss sollen die Glasgemälde 1724 hingegen in gleicher Weise in die beiden östlichen Chorfenster eingebaut worden sein, indem in sechs paarweise übereinander geordneten Feldern jeweils je zwei Rundscheiben oben und unten, sowie zwei viereckige Scheiben in der Mitte zur Aufstellung kamen (Strauss, 1954). Worauf sich Strauss bei dieser Angabe stützt, lässt sich seinen Ausführungen jedoch nicht entnehmen. Als die Kirche 1862 neue Fenster erhielt, wurden die zu jener Zeit noch existierenden 17 alten Glasgemälde vom Konstanzer Glasermeister Josef Ditz in den beiden Chorfenstern (Ostseite) neu zusammengestellt. Zu einer Umplatzierung kam es erneut beim Kirchenumbau von 1899. Damals wurden die Wappenscheiben vom Zürcher Glasmaler Friedrich Berbig auf die seitlichen Kirchenfenster verteilt. 1954 waren in der Kirche vom einstigen Bestand lediglich noch die elf Glasgemälde zu sehen, welche heute mehrheitlich zu Paaren vereint in die sechs modern verglasten Fenster unter der Orgelempore eingefügt sind. Von den abhanden gekommenen Werken sind insgesamt sechs bekannt. Es handelt sich um eine Scheibe der landsfriedlichen Kommission (vgl. TG_152) sowie um diejenigen von Christoph Hochreutiner (Amtsbürgermeister von St. Gallen), Hans Jakob Züblin (Bürgermeister und Reichsvogt zu St. Gallen), Georg Joachim Zollikofer von Altenklingen (Stadtschreiber von St. Gallen und Schwiegervater von Ammann Olbrechts Sohn Hans Heinrich), Johann Rudolf Albrecht aus Bern (Landammann im Thurgau) sowie um die von Hans Jakob Harder (Richter der Vogtei Eggen und Schwiegervater Johann Heinrich Olbrechts) und Johann Morell (Kirchenpfleger) gemeinsam gemachte Stiftung.
Der stilistisch relativ einheitlich wirkende Scheibenzyklus scheint in einer einzigen Werkstatt in Auftrag gegeben worden zu sein. Die Scheiben des Daniel Herrmann Zollikofer sowie der Stadt Bern und der Stadt Zürich weisen dieselbe Rahmung wie eine von Johann Georg Spengler signierte Scheibe des Kreuzlinger Abtes Georg Fichtel von Landenberg auf (Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A101). Auch für die Scheibe des Priors von Ittingen, Anthelmus Entlin, von 1717 verwendete Spengler dieselbe Rahmung (TG_69). Aufgrund dieser identischen Rahmung sowie der sehr ähnlichen Putten, ist auch der Zyklus in Egelshofen Johann Georg Spengler zuzuweisen. Peter Erni und Alfons Raimann (2009, S. 210) wiesen Hermann Strauss folgend den Zyklus dessen Sohn Josef Anton Spengler zu. Dessen überliefertes Werk besteht jedoch nur aus in Grisaille gemalten Rundscheibchen (Rott, 1926, S. 88).
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 34.
Leutenegger, 1924, S. 68f., 71.
Strauss, 1954, Nr. 3, Abb.
Raimann/Knoepfli/Hungerbühler, 1986, S. 23, 25.
Stadtrat Kreuzlingen, 1991, S. 203f.
Erni/Raimann, 2009, S. 204, 210 (vermutlich Josef Anton Spengler).