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TG_130: Wappenscheibe Johann Rudolf von Beroldingen und Barbara Schmid
(TG_Schlatt_Eisenbibliothek_TG_130)

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Titel

Wappenscheibe Johann Rudolf von Beroldingen und Barbara Schmid

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1623

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen mit dem gevierten Wappenschild befindet sich als zentrales Motiv zwischen den Namenspatronen des Stifterpaares, Johannes dem Täufer mit dem Lamm (links) und Barbara mit Buch und Palmzweig (rechts). Im Oberbild sind in einer Landschaft mit klösterlichen Bauten, die an diejenigen von Paradies erinnern, drei Szenen aus dem Leben des heiligen Franziskus von Assisi dargestellt. Die Szene links zeigt ihn am Boden liegend und einen Kruzifixus an sich drückend bei der Vision eines im Himmel musizierenden Engels. In der Mittleren neigt sich ihm Christus am Kreuz zu und in der Dritten ist seine Vision der Gottesmutter in der Strahlenglorie, die ihm das Christkind überreicht, festgehalten. In der Fusszone unten links steht eine weibliche Figur mit Buch, Becher und Kreuzstab, um den sich eine Schlange windet. Beim oval umkränzten Wappen in der Ecke unten rechts handelt es sich um ein Flickstück. An dessen Stelle dürfte ursprünglich eine weitere Tugendgestalt als Pendant zur Fides postiert gewesen sein.

Iconclass Code
11H(FRANCIS)342 · ein Engel, der Geige spielt, erscheint dem hl. Franz von Assisi, der dabei manchmal auf dem Kranken- oder Sterbebett liegt oder in der Luft schwebt und meditiert
11H(FRANCIS)343 · der hl. Franz von Assisi umarmt den gekreuzigten Christus
11H(FRANCIS)344 · Maria überreicht dem hl. Franz von Assisi das Christuskind
11H(JOAN THE BAPTIST) · männliche Heilige (JOAN THE BAPTIST)
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
11M31 · Glaube, Fides (Ripa: Fede, Fede catholica, Fede christiana, Fede christiana catholica), als eine der drei theologischen Tugenden
11P315 · Mönchsorden, monastisches Leben in der römisch-katholischen Kirche
46A122(BEROLDINGEN VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BEROLDINGEN VON)
46A122(SCHMID) · Wappenschild, heraldisches Symbol (SCHMID)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Beroldingen, Johann Rudolf von: Geviert: 1 und 4 in Gold ein blauer Reichsapfel mit schwarzem Ring und Kreuz und von zwei goldenen Sternen belegt, 2 und 3 in Gold ein aufgerichteter, golden bewehrter schwarzer Löwe mit blauer Halsbinde; Helm: blau mit goldenen Spangen; Helmdecke: rot und silbern; Helmzier: über mehrfarbigem Wulst ein wachsender, golden bewehrter und rotbezungter schwarzer Löwe mit blauer Halsbinde.
unbekanntes Wappen (Flickstück): In Blau ein aufgerichtetes silbernes Einhorn, im linken Obereck begleitet von silbernem Gerät in Form einer Majuskel Y; Helm: silbern mit goldenen Spangen; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: ein wachsendes silbernes Einhorn.

Inschrift

Lüttenampt Joa: Ruodolff / vo Beroldingen der Zÿt verwalt / ter deβ würdige gottshus im paradis / vnd F. Barbara Schmidin, sin Eh: / 1623

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

In der Ecke unten rechts alles alte Flickstücke; drei neue Ergänzungen in der Helmzier (die beiden Löwentatzen und das anschliessende Klarglasstück); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
Entgegen der Annahme Raimanns (1992, S. 378), die Inschrift sei ergänzt, handelt es sich dabei um ein originales Scheibenstück.

Technik

Farbloses und farbiges Glas, rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff, Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe. Rückseitig die eingeritzte Brandmarke “2”.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der einem Urner Geschlecht entstammende Hauptmann Hans Rudolf von Beroldingen war mit Barbara Schmid verehelicht. Mit ihr zeugte er Antoninus (Karl Franz) von Beroldingen (1634–1713), der von 1669–1677 die Benediktinerabtei Pfäfers als Administrator leitete. Sein Wappen ist geviert, so wie es seine Familie seit der 1521 erfolgten Verleihung des Adelsdiplomes führte (Raimann, 1992, S. 378; Historisches Lexikon der Schweiz, 2/2003, Abb. S. 320).
Hans Rudolf von Beroldingen stiftete seine Scheibe als Verwalter des Klosters Paradies, als der er ab 1617 amtete. Dort ist er noch 1627 als solcher bezeugt.
Das 4 Kilometer rheinaufwärts von der Stadt Schaffhausen gelegene Klarissenkloster Paradies wurde vom dortigen Rat bei der Reformation 1529 säkularisiert und seit 1548 durch einen Schaffhauser Vogt verwaltet. Auf Beschluss der Tagsatzung musste Schaffhausen 1574 seine Oberhoheit über Paradies jedoch aufgeben und 1578 wurde der Konvent von den fünf katholischen Orten wieder eingerichtet.
Wohin der Paradieser Verwalter seine Scheibe stiftete, bleibt unbekannt. In den Oberbildern seiner Scheibe kamen drei Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus zur Darstellung. Nachdem der Heilige den Franziskanerorden gegründet hatte, gründete er im Jahr 1212 gemeinsam mit Klara von Assisi (1193–1253) den Klarissenorden, zu welchem das Kloster Paradies gehörte.

Ein Schaffhauser Glasmaler kommt aus stilistischen Gründen als Hersteller der Scheibe des Hans Rudolf von Beroldingen und der Barbara Schmid eher nicht in Frage. In den 1620er Jahren waren vor allem Hieronymus Spengler, Hans Jegli sowie Hans Jakob I. Nüscheler für Thurgauer Stifter tätig. Zu den signierten Werken aus der Werkstatt Nüschelers (vgl. die Scheiben für Urban VIII. und Ranuccio Scott von 1638 im Schweizerischen Nationalmuseum, Schneider, 1971, Bd. 2, Nrn. 573, 574; die Stadtscheibe Diessenhofen von 1649, Hasler, 2010, Kat.-Nr. 189 sowie TG_166)sowie aus derjenigen Hans Jeglis (vgl, TG_21, TG_1789) bestehen stilistische und kompositorische Parallelen. Spezifische Merkmale für eine sichere Zuschreibung fehlen jedoch.

Die Scheibe wird genannt in:
Knoepfli, 1954.
Galerie Stuker, 1954, Nr. 19 (Verkauf für Fr. 1450.--).
Raimann, 1992, S. 378.

Datierung
1623
StifterIn

Beroldingen, Johann Rudolf von, Verwalter Kloster Paradies · Schmid, Barbara

Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Eisenbibliothek, Schlatt

Vorbesitzer*in

Paul Boesch? · Sammlung des Ministers H. M. · 1954 Auktion Galerie Stuker, Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Galerie Jürg Stuker Bern (1954). Auktionskatalog XXXVIII, 24./25. November 1954.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 5. Bern etc.: Peter Lang.

Knoepfli, A. (1954). Wappenscheibe des Joa Ruodolff von Beroldingen Verwalter des Gottshus Paradis 1617 (Expertise zum Kauf der Scheibe). Paradies, Eisenbibliothek, Archiv.

Raimann, A. (1992). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. V: Der Bezirk Diessenhofen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Wiese Verlag.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Th. Gut & Co.

Weiteres Bildmaterial

Paradies, Eisenbibliothek, Archiv

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Schlatt_Eisenbibliothek_TG_130
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Jürg Fausch, Schaffhausen)
Aufnahmedatum
2009
Copyright
© Eisenbibliothek
Eigentümer*in

Eisenbibliothek, Schlatt

Inventar

Referenznummer
TG_130
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema