Forschung
Die beiden ligierten Monogramme "HIP", das für Johann Jakob Plepp steht, und "DLM" für Daniel Lindtmayer wurden in der älteren Forschung unterschiedlich gewertet. Ganz erkannte, dass es sich beim vorliegenden Scheibenriss um eine Kopie Johann Jakob Plepps nach einer Vorlage von Daniel Lindtmayer handelt (Ganz 1966, S. 63) und widerlegte die ältere Zuschreibung Lehmanns an Lindtmayer (Lehmann 1904, S. 345). Plepp hat folglich neben seinem eigenen Monogramm als Zeichner, auch das Monogramm des Urhebers der Vorlage festgehalten. Ein Entwurf Lindtmayers von 1572 im Kunsthaus Zürich (1938/66, IV Slg. Ganz, 2) zeigt eine ähnliche, seitenverkehrte Komposition (Thöne 1975, S. 143). Nach Thöne diente allerdings ein heute verschollener Riss Lindtmayers als Vorlage für Plepp (Thöne 1975, S. 240). Dieser Entwurf muss nach Thöne in der unteren Reihe ebenfalls neun Schilde und im Oberbild zwei Szenen der Josephsgeschichte aufgewiesen haben.
Ein ähnlicher Entwurf um 1565 aus dem Umkreis Lindtmayers ist in der Staatlichen Kunstbibliothek in Berlin (Hdz. 1641) überliefert und wird mit Felix Lindtmayer d.J. in Verbindung gebracht (Thöne 1975, S. 296). In Schaffhauser Privatbesitz wird eine Scheibe mit dem Wappen Khitz von 1568 aufbewahrt, die sechs Gesellen an einem Tisch zeigt (Hasler 2010, S. 293–294; Thöne 1975, S. 292). Sie wird ebenfalls mit Felix Lindtmayer d.J. verbunden.
Wie Hasler im Zusammenhang des vorliegenden Riss darlegt, habe bereits Lindtmayer, der die Vorlage für Plepp lieferte, seinerseits auf eine ältere Arbeit aus dem Umfeld Tobias Stimmers zurückgegriffen (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 102). Dies legt ein Scheibenriss von Samuel Sybold aus der Sammlung Wyss (BHM 20036.255) von 1568 nahe. Der Riss Sybolds besitzt einen ähnlichen Aufbau mit neun leeren Schilden in der Fusszone und zwei Szenen aus der Josephsgeschichte im Oberbild. Im Mittelbild hängt vom Bogen eine Tafel mit der Jahreszahl 1567 herab und ist nach Hasler ein Hinweis dafür, dass Sybolds Vorlage aus diesem Jahr stammt (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 216). Die Vorlage für den Riss Sybolds wird von der Forschung im Umkreis Tobias Stimmers lokalisiert (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 216).
Eine Aufnahme einer Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert, die den Riss Plepps kopiert, wird im Archiv für Schweizerische Kunstgeschichte in Basel, allerdings ohne Herkunftsausweis, aufbewahrt. In dieser Zeichnung sind die Wappen eingezeichnet, es handelt sich um folgende Berner Familien, von links: Gruner, von Rodt, unbekannt, von Steiger, Wäber, unbekannt, Maser, Furer und Tschiffeli. Laut darüberstehender Inschrift handelt es sich um die Mitglieder der Berner Gesellschaft zu Kaufleuten im Jahr 1597. Die Zeichnung gibt offenbar eine verlorene Wappenscheibe wieder, für die Plepps Riss von 1574 als Vorlage gedient haben könnte.
Datierung
1574
StifterIn
Gesellschaft zu Kaufleuten, Bern?
Eigentümer*in
Schweizerische Eidgenossenschaft
Vorbesitzer*in
Bis 1605 Ludwig Koch Bern; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646); Seit dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Johann Emanuel Wyss.
Inventarnummer
BHM 20036.223