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FR_356: Wappenscheibe Hans Jakob von Ulm 1595
(FR_Privatbesitz_FR_356)

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Titel

Wappenscheibe Hans Jakob von Ulm 1595

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Schweiz · Ostschweiz oder
Deutschland · Süddeutschland
Datierung
1595

Ikonografie

Beschreibung

Im Mittelbild steht links der Stifter als bärtiger Kriegsmann breitbeinig vor gelbem Grund und rahmenden gelben Pilastern mit roten Kapitellen. Er trägt den vollen Harnisch mit verzierten Beinschienen, Armzeug und Brustpanzer. Den Kopf schützt ein Federbuschhelm mit aufgeklapptem Visier. Um den Hals und über die Brust gelegte Ehrenketten zeichnen den Krieger aus, der mit der Linken seinen Streithammer gegen die Hüfte stemmt. Dem Stifter steht rechts sein nur wenig kleineres Vollwappen gegenüber. Die Jagdszene über dem abschliessenden roten Architrav ist ergänzt. Am Fuss der Scheibe halten zwei blaue Putten die Inschriftkartusche.

Iconclass Code
43C11 · Jagen; die Jagd
45B · der Soldat; Soldatenleben
46A122(ULM) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ULM)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Ulm: Geteilt von Rot und Blau, belegt mit einem fünfmal gebrochenen silbernen Querbalken; Helm: blau mit goldenen Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: ein Greifenhals in den Farben des Schildbildes.

Inschrift

Stifterinschrift: Hanns Jacob Von Vlm / zu Wellenberg. 1595.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Notbleie und zahlreiche, geklebte Sprünge, z. T. mit gesprungener Doublierung. Ein fehlender Scherben. Kleinere Ergänzungen und Flickstücke.

Technik

Farbloses, violettes und blaues Glas. Rotes Überfangglas, teilweise mit rückseitigem Ausschliff. Das Rot in der Helmzier aufgeschmolzen. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen Schmelzfarben. Schmelzfarben stellenweise sehr dünn aufgetragen, in der Rüstung radiert. Brandmarke: o.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das schwäbische Geschlecht der von Ulm war in Konstanz beheimatet und auch in Zürich verbürgt, wo es der Konstaffel angehörte. Es besass ausgedehnte Güter in der Schweiz, u. a. die Herrschaften Teufen ZH, Griessenberg, Wellenberg, Hüttlingen, Liebburg und Neuburg bei Mammern. Hans Jakob gehörte der Linie zu Wellenberg und Hüttlingen an. Er sass 1576–1603 auf Schloss Wellenberg im Thurgau (Boesch 1944. S. 156).
Eine verwandte Scheibe des Georg von Ulm zu Wellenberg aus dem Jahr 1600 wird heute im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart aufbewahrt und dürfte der gleichen Hand entstammen (Aus Brougham Hall, Slg. A. Bloch-Frey, Neuhausen. Foto SM 42591; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 356.1). Im selben stilistischen Umfeld entstand wohl auch die Wappenscheibe des Metzgers und Bürgers von Überlingen Junghans Heubler von 1603 (Heutiger Standort unbekannt. 1972 im Besitz von Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich. Foto SLM 92022). Als möglicher Glasmaler all dieser Scheiben würde sich aufgrund der geographischen Umstände Caspar Spengler (1553–1604) in Konstanz anbieten. Der in St. Gallen geborene Sohn Hieronymus Spenglers bürgerte sich in Konstanz ein, erhielt dort jährlich Aufträge vom Rat, war aber auch für das eidgenössische Grenzgebiet stark beschäftigt (Thieme-Becker Bd. 31, 1937. S. 356; Schneider 1971. Bd. II. S. 490). Seine Scheiben versah er bisweilen mit dem Monogramm C. S. Während der Schriftduktus seiner signierten Scheiben für Ulrich Lindauer im Schweizerischen Nationalmuseum von 1594 (Schneider 1971. Bd. II. S. 259–260, Nr. 402; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 356.2) oder für Elias Fels und Catharina Morelin (Foto SLM 32677) von 1601 jenem der vorliegenden Scheibe sehr ähnlich ist, so weicht im Schriftbild die Ziffer 9 doch deutlich ab, und auch die Standfigur des Stifters wirkt hier wesentlich steifer. Der Glasmaler dieser Scheibe muss daher weiterhin namenlos bleiben, dürfte aber dem nordöstlichen schweizerischen bzw. südlichen deutschen Raum angehören.

Datierung
1595
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn

Ulm, Hans Jakob von (?–?)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Schweiz · Ostschweiz oder
Deutschland · Süddeutschland
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Aus der Eremitage, St. Petersburg. 1932 bei Helbing, 1936 und 1947 bei Fischer in Luzern verauktioniert.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Aus Schloss E. SR. Erlaucht des Grafen K. zu E. Glasgemälde aus fürstlichem Besitz. Nachlass Dr. H. Wagner, Bad Soden, Nachlässe R… u. S… Jüdische Kultgegenstände. Moderne Gemälde eines Frankfurter Sammlers. (Auktionskatalog Hugo Helbing, Frankfurt a. M. 21., 22. und 23. Juni 1932) Frankfurt a. M. 1932. S. 21, Nr. 289.

Grosse Auktion in Zürich. Nachlass Frau Dr. Wendland, Bissone. Mobiliar Schloss Chardonne. Berner und Luzerner Privatbesitz. Museums- und diverser Besitz. (Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern, in Zürich, Zunfthaus zur Meise. 13.–16. Mai 1936) Luzern 1936. S. 65, Nr. 874.

Boesch, Paul. Schweizerische Glasgemälde im Ausland. Die ehemalige Sammlung in der Ermitage in St. Petersburg. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 6, 1944. S. 151, 156, Nr. 108.

Kunstauktion in Luzern. Mobiliar aus Genfer und Luzerner Privatbesitz. Nachlass des Baron Hans Reitzes aus Marienwert, Wien. Porzellansammlung eines Auslandschweizers. Gemälde: Sammlung der Frau Geheimrat B und aus ausländischem Adelsbesitz. (Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern. 7.–10. Mai 1947) Luzern 1947. S. 30, Nr. 371.

Grosse Kunstauktion in Luzern. Succession du Chevalier H. de Stuers. Nachlass T. von Riedemann und R. Leitner. Sammlung Miss A. R. de Wassermann und Mr. R. W., New York. Tafelsilber aus dem Sächsischen Königshaus. Gemälde alter und neuer Meister. (Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern. 21.–25. Oktober 1947) Luzern 1947. S. 47, Nr. 634.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 356.

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) VII, 1934. S. 114–115 (von Ulm).

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) VI, 1932. S. 725 (von Ulm).

Thieme, Ulrich und Felix Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bde. Leipzig 1907–1950.

Schneider, Jenny. Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa o. J. [1971].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 29634; BHM 32024

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_356
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_356
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Hans Jakob von Ulm 1595