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FR_285: Wappenscheibe Jakob Körber 1644
(FR_Murten_Museum_FR_285)

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Titel

Wappenscheibe Jakob Körber 1644

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · zugeschrieben
Datierung
1644
Masse
31.2 x 20.5 cm (im Licht)

Ikonografie

Beschreibung

Das Wappen der Familie Körber wird von zwei weiblichen Allegorien in den seitlichen Architekturöffnungen flankiert. Links steht auf einem Podest Justitia (die Gerechtigkeit) mit Schwert und Waage, rechts Prudentia (die Klugheit) mit der Schlange und dem Spiegel als Sinnbild der Selbsterkenntnis. Neben dem Bogenaufsatz, von dem ein Fruchtbouquet vor gelbem Grund herabhängt, sind in den Oberbildern zwei Chirurgenszenen dargestellt, die auf den Beruf der beiden Stifter anspielen. Dargestellt sind der Steinschnitt, eine oft praktizierte Operation zur Entfernung von Blasen- und Nierensteinen, und die Bruchoperation. Links behandelt der Arzt den sitzenden Patienten. Den Unterkörper entblösst, hockt der Mann an Armen und Beinen zusammengebunden auf einer Trage und erwartet den Eingriff des Chirurgen, der zwischen seinen Beinen das Messer führt, um den Stein herauszuschneiden. Gehilfen halten den Patienten fest, denn die Narkose war noch unbekannt; ein Priester hält sich für den schlimmsten Fall mit der Bibel bereit, und ein Angehöriger schaut ängstlich über die Schultern der Anwesenden. Rechts liegt der im Schambereich entblösste Patient festgebunden auf dem Operationstisch. Der Arzt schickt sich an, mit dem Messser den Schnitt auszuführen, um den Bruch zu operieren. Dabei betrachtet er prüfend das Gesicht des Kranken. Gehilfen stützen den Kopf des Patienten und halten den vor Schmerz unruhigen Mann. Zugegen sind auch hier ein händeringender Angehöriger und ein Priester mit der Bibel. Seine Anwesenheit macht deutlich, dass stets mit einem Misslingen des Eingriffes gerechnet werden musste. Am Fuss der Scheibe rahmen zwei Putten mit Vasen und Früchten die rollwerkgerahmte Stifterinschrift.

Iconclass Code
11M41 · Klugheit, Prudentia (Ripa: Prudenza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
46A122(KÖRBER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (KÖRBER)
49G35 · Operation, Chirurgie
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Körber: In Blau ein silberner Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen zwischen den Zähnen; Helm; Helmdecke; Helmzier: ein wachsendes Skelett, ein Operationsmesser in der Rechten, einen Starstichel in der Linken haltend.

Inschrift

Stifterinschrift: Hr Jacob Körber des Raths / der Statt Murten, vnd Hr. Jacob / Körber Vatter vnd Sum. Ao. / 1644.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Unzählige Notbleie, einzelne Sprünge und Flickstücke.

Technik

Farbloses, blaues, rotes, grünes und rosabraunes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot, blauen, violetten und grünen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Körber stammten ursprünglich aus Bern und liessen sich im frühen 17. Jahrhundert in Murten nieder. Die Familie stellte Ärzte, Pfarrer und städtische Beamte. Der Chirurg Jakob Körber wurde 1616 Mitglied der Burger in Murten. 1617 amtete er als Chorrichter, 1618 als Rechtsprecher, 1620 als Schätzer und 1626 als Seevogt. Er kam 1627 in den Murtner Rat und übernahm 1626 das Amt des Waisenvogts. Körber war 1632 auch Ohmgeltner, 1633 Spitalmeister und 1635 Holzherr. Er starb im Jahr 1657 (Engelhard 1828. S. 360. 1617 erwarb er von Hans Biffard ein Haus in Murten, vgl. StAF RM 168, 1617, p. 328 [29.5.1617]). Sein Sohn Jakob führte den Beruf des Vaters weiter (Bei Bosson 2009. S. 474 wird nur der Vater als Arzt geführt. Jedoch verlangten beide gemeinsam ihre Arztkosten. StAF RM 203, 1652, fol. 260r [25.11.1652]. Ein Scherer namens Jakob Körberer heiratete in Murten am 9.6.1580 "Susanna Ganjauw von der Nuwenstatt". Türler 1903. S. 235). Auf die Tätigkeit der Chirurgen spielen nicht nur die Oberbildszenen an, sondern auch das Wappen: das dem Helm entwachsende Skelett schwingt in der Rechten das Chirurgenmesser, das in den Oberbildern verwendet wird, und deutet mit der Linken den Starstich an. Die Stein- und Bruchoperationen waren sicher nicht so häufig, wie die Berufsbezeichnung "Stein- und Bruchschneider" vermuten liesse, doch rühmten sich die Chirurgen, die solche Eingriffe erfolgreich auszuführen verstanden, ganz besonders (Vgl. Wehrli 1927. S. 86–87). Scherer und Bader stritten sich in vielen Städten um das Recht zur Ausübung der Chirurgie (Martin 1906. S. 97–100).
Der Glasmaler der Scheibe nahm sich den Scheibenriss des Zürcher Glasmalers Christoph Murer (1558–1614) für die Thurgauer Familie Wehrli von Greifenberg zum Vorbild, von dem sich mehrere Nachzeichnungen erhalten haben. Einzig der Riss im Kunstmuseum Bern datiert 1602, weist das Monogramm Murers auf, und dürfte damit die grundlegende Originalzeichnung darstellen (Inv. A 933; Vignau-Wilberg 1982. S. 34, Anm. 339; Hasler 1996/1997. Bd. II. Abb. 596.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 285.1). Die davon abhängigen Nachzeichnungen befinden sich heute im Bernischen Historischen Museum (Slg. Wyss Inv. 20036.424; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 210–211, Nr. 596; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 285.2), in der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin (Hdz. 1673 [als Arbeit Murers geführt]; Hasler 1996/1997. Bd. II, Abb. 596.2) und im Schweizerischen Nationalmuseum (Inv. AG 11878 [Monogramm AK, Aarburg 1604]; Hasler 1996/1997. Bd. II. Abb. 596.3). Wie die in bernischen Glasmalereiwerkstätten entstandenen 1655 bzw. 1656 datierten Wappenscheiben Christian Willadings und Jakob Buchers (Einst Wiedlisbach, Städtische Sammlung. Foto SLM 20745/6. Hasler 1996/1997, Bd. II. S. 211) ist auch die Körber-Scheibe nach dem Grundschema des Murer-Risses komponiert: unter einem gestelzten und geschweiften Bogen steht das Vollwappen des Stifters, das in den Seitennischen von den auf Postamenten stehenden Allegorien der Justitia und Prudentia begleitet wird, während Putten die Inschrifttafel präsentieren. Indirekt vom Scheibenriss beeinflusst ist auch die 1656 vom Berner Glasmaler Matthias Zwirn erstellte Wappenscheibe Gerhard von Diesbachs (BHM Inv. 7365; Hasler 1996/1997. Bd. II. Abb. 593.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 285.3). Sicher entstand auch die Murtner Scheibe in einer bernischen Glasmalerwerkstätte, weil einerseits der Scheibenriss Murers in Bern bekannt und beliebt war, anderseits sich die Murtner für ihre Scheibenbestellungen gerne an die Aarestadt wandten. Die einstige Zuschreibung der Körber-Scheibe an den Monogrammisten VBL durch Hans Lehmann in der Fotothek des Nationalmuseums ist aus historischen und stilistischen Gründen abzulehnen, denn der Monogrammist war um 1625 nur ein bis zwei Jahre in oder für Freiburg tätig. Es ist vielmehr anzunehmen, dass die Scheibe Körbers zu den Stiftungen ins Schützenhaus gehört, die dem Glasmaler Matthias Zwirn in Bern in Auftrag gegeben wurden. Die in Murten erhaltene, von Zwirn signierte Stadtscheibe (vgl. [FR_284](/objects/FR_284)) ist ihres grösseren Formats wegen stilistisch sicher schwerer vergleichbar als die oben erwähnte Scheibe von Diesbachs und die ebenfalls signierte, gleichformatige Wappenstiftung der beiden Murtner Schützenmeister Jakob Tschachtli und Heinrich Stulz, die heute in einer Privatsammlung in Arnas (Burgund) aufbewahrt wird (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 284.1). Sie zeigt aber den gleichen Schriftduktus und Figurencharakter wie die vorliegende Scheibe, die in Murten verblieben ist.

Datierung
1644
Eingangsdatum
1907
StifterIn

Körber, Jakob, Vater († 1657) und Sohn (?–?)

Schenker*in / Verkäufer*in

Familie Engelhard, Murten.

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Museum Murten

Vorbesitzer*in

Aus dem Schützenhaus Murten, dann Slg. Johann Friedrich Ludwig Engelhard. 1907 Erwerb von der Familie Faucherre-Engelhard.

Inventarnummer
H-IV-16

Bibliografie und Quellen

Literatur

Martin, Alfred. Lithotomy portrayed in swiss paintings on glass. In: The urologic and cutaneous review 25, 1921. S. 316, Abb. 2–4.

Wehrli, G. A. Die Bader, Barbiere und Wundärzte im alten Zürich. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich XXX, Heft 3). Zürich 1927. S. 62, 87, Abb. 39.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997. Bd. II. S. 210–211, Abb. 596.4.

Rubli, Markus F. (Text) und Heini Stucki (Fotos). Murten. Gegenwart und Vergangenheit. Murten 2002. S. 121, mit Abb.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 285.

Vgl.

Engelhard, Joh. Friedr. Ludw. Der Stadt Murten Chronik und Bürgerbuch. Bern 1828. (Reprint Genf 1978) S. 360.

Türler, Heinrich. Aus dem ältesten Eherodel von Murten. In: Neues Berner Taschenbuch 9, 1903. S. 229–239.

Martin, Alfred. Deutsches Baderwesen in vergangenen Tagen. Nebst einem Beitrag zur Geschichte der deutschen Wasserheilkunde. Jena 1906. S. 97–100.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) IV, 1927. S. 526.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) IV, 1928. S. 386.

Vignau-Wilberg, Thea. Christoph Murer und die «XL. Emblemata Miscella Nova». Bern 1982.

Les vitraux de Bourgogne, Franche-Comté et Rhône-Alpes. (Corpus Vitrearum medii aevi France. Série complémentaire. Recensement des vitraux anciens de la France, volume II) Paris 1986. S. 290, Abb. 256.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997.

Bosson, Alain. Docteur! Dictionnaire biographique des médecins fribourgeois (1311–1960), précédé de Médecine et santé dans le canton de Fribourg, recueil d’études. (Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg, n. s. 3) Fribourg 2009.

Staatsarchiv Freiburg (STAF): Ratsmanuale (RM).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 17115; Museum Murten

Vorlage

Christoph Murer, Scheibenriss mit Wappen Wehrli von Greifenberg 1602. Kunstmuseum Bern.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Murten_Museum_FR_285
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Eigentümer*in

Museum Murten

Inventar

Referenznummer
FR_285
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Jakob Körber 1644