Forschung
Samuel Frisching (12.3.1605–1.9.1683) war der Sohn Johanns (1569–1620) und der Maria Sager. 1627 ehelichte er Susanna Lombach und 1661 Katharina von Bonstetten. 1621–1623 studierte er in Genf und danach bis 1626 in Paris. Zurück in Bern wurde er hier 1629 des Grossen Rats, 1634 Grossweibel, 1637 Vogt von Trachselwald, 1646 Sechzehner, 1647 Kleinrat, 1648 Bauherr und 1653 Venner. Seine Karriere gipfelte im Schultheissenamt, das er von 1668 bis zu seinem Tod bekleidete. Als Landvogt zu Trachselwald erweiterte er das dortige Schloss, seinen Amtssitz. Mit Langnau eng verbunden, liess er sich dort einen Landsitz bauen. In Langnau erwarb er sich 1649 auch das Pintenschenkrecht im Gasthaus "Hirschen". 1673/74 wirkte er dort als Initiant des Kirchenbaues (HLS 4/2005, S. 838; HBLS 3/1926, S. 341). In Bern war Frisching von 1620–1683 Besitzer des Von-Wattenwyl-Hauses an der Junkerngasse, für das er 1676 vermutlich seine noch heute dort befindliche Porträtscheibe in Auftrag gab.
Als Vogt zu Trachselwald stiftete Frisching 1642 in die Kirche Trub eine Scheibe. Von Hans Jakob Güder geschaffene Scheiben gibt es von ihm ausser im Von-Wattenwyl-Haus in der Berner Nydegg-Kirche (1668) sowie in den Kirchen von Langnau (1674) und Nidau (1680). Verschollen ist seine 1670 ins Pfarrhaus (Pfrundhaus) von Höchstetten (Grosshöchstetten) gestiftete Scheibe (Keller-Ris 1915, S. 169).
Das bedeutendste Glasgemälde Samuel Frischings ist dessen Porträtscheibe im Besitz der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Laut dem Text auf dem Schriftband um den Kranz liess der 1668 zum Berner Schultheissen erwählte Frisching diese 1676 im Alter von 71 Jahren herstellen (von Mandachs Datierung beruht auf einem Irrtum). Wie bei den meisten anderen Glasgemälden Frischings handelt es sich um eine Arbeit des Berner Glasmalers Hans Jakob Güder (1631–1691). Darauf weisen die Putten im Blattwerk mit ihren prallen Körpern und roten Backen. Sie kennt man in gleicher Form von der 1668 in der Werkstatt Güders für die Berner Nydeggkirche geschaffenen und dort 1685 erneuerten Wappenscheibe Emanuel Steigers. Analog gestaltete Figuren zeigt gleichfalls die Wappenscheibe Samuel von Muralts, die Güder 1683 für die Kirche Nidau anfertigte. Frischings Porträtscheibe steht in der damaligen Berner Glasmalerei vereinzelt da. Sie belegt, dass Güder in Bern nicht nur als Glas-, sondern ebenfalls als Porträtmaler zu den damals führenden Künstlern gehörte. In der künstlerischen Ausführung steht Güders Werk denn auch in keiner Weise hinter den 1680 in Zürich vermutlich von Kaspar Hirt geschaffenen, im dortigen Nationalmuseum erhaltenen Rundscheiben mit den Porträts von Johannes Huss und dem Zürcher Antistes Johannes Heinrich Erni zurück (Schneider 1971, Bd. II, Kat.-Nrn. 669, 670). Kompositorisch lässt es sich entfernt mit der Porträtscheibe des Antistes Heinrich Bullinger vergleichen, die der Schaffhauser Glasmaler Daniel Forrer 1571 nach einer Vorlage Tobias Stimmers anfertigte (Schneider 1971, Bd. I, Kat.-Nr. 333).
Datierung
1676
StifterIn
Frisching, Samuel (1605–1683), Schultheiss
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Kunstsammlung Schweizerische Eidgenossenschaft (vormaliger Depositär: Von-Wattenwyl-Haus Bern)
Inventarnummer
vW 152