Forschung
Stifter der Scheibe war Johann Anton III. Tillier (6.1.1569–26.10.1634), Sohn Johann Antons II. und Ursula Nägelis. Der Bürger zu Bern wurde 1596 Landvogt zu Wangen, 1604 und 1618 Kleinrat in Bern, 1606 Landvogt zu Lausanne und 1621 Ohmgeldner. Johann Anton Tillier amtete auch als Obervogt des grossen Spitals und stockte das Stipendium seines Grossvaters um 3000 Pfund auf. Seine erste Ehefrau Katharina von Wattenwyl (1569–1624), Tochter des Johannes und der Anna von Erlach, schenkte ihm sechs Kinder. Nach ihrem Tod verehelichte sich der Witwer mit Margaretha Meier, Tochter des Samuel Meier (HBLS 6/1931, S. 791; Kessel 2015).
Von Johann Anton III. Tillier kennt man eine verschollene Scheibenstiftung aus dem Jahr 1605 (BHM Bern, Foto 1439) sowie das vorliegende Glasgemälde von 1613.
Das Glasgemälde entspricht in Format, Stil und Komposition der aus dem gleichen Jahr datierenden Allianzwappenscheibe Albrecht Manuels und Magdalena Nägelis im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 5773). Beide besitzen den gleichen gezierten Schriftcharakter der Inschrift und werden wohl ehemals an denselben unbekannten Ort gestiftet worden sein. Eine vermutlich auf den gleichen Entwurf zurückgehende, undatierte Scheibe mit den Allianzwappen des Niklaus von Diesbach und der Magdalena von Wattenwyl ist verschollen (BHM Bern, Foto 29446). Mit dieser ist auch die im Schema übereinstimmende Allianzwappenscheibe des Albrecht Manuel und der Magdalena Nägeli von 1608 im Bernischen Historischen Museum eng verwandt (BHM Bern, Inv. 18115). Manuels Scheibe von 1608 zeichnet sich jedoch durch einen dichteren Schwarzlotauftrag und einen schlichteren Inschriftencharakter aus und dürfte daher einer anderen Werkstatt entstammen als die beiden 1613 datierten Wappenscheiben. Sie steht dem Werk Hans Jakob Hübschis nahe, so insbesondere dessen durch Quellen gesicherter Berner Standesscheibe für das Rathaus Luzern im dortigen Historischen Museum (Galliker 2009, Abb. S. 17). Die jüngeren Scheiben von 1613 sind hingegen einem unbekannten Glasmaler zuzuschreiben. Dieser verzichtete hier auf die dunklen Masken in den mit farbigen Hüttengläsern komponierten Architekturen und ersetzte die ins Schwarzlot gravierten Puttenköpfe durch solche, die mit rötlichem Lot und Silbergelb malerisch komponiert sind.
Datierung
1613
StifterIn
Tillier, Johann Anton III. (1569–1634) · Wattenwyl, Katharina von (1569–vor 1624)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1897 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Sammlung G. Wüthrich, London (laut Foto BHM Bern, dies widerspricht aber dem BHM Ankaufsdatum 1897). – Sammlung Oberst May von Büren?
Inventarnummer
BHM 2890