Forschung
Im Thuner Museumsinventar wird die Scheibe widersprüchlich datiert, nämlich zum einen um 1550 und zum anderen um 1598. Von ihrem Stil her muss sie jedoch aus der Zeit um 1530 stammen (s. u.). Zudem soll die Stifterinschrift laut diesem Inventar folgendermassen lauten: „Jacob Crug von Reymund“. Die Ortsangabe Reymund (Romont?) ist auf der Scheibe jedoch nicht festgehalten. Wie sich dem im Stifterwappen unterhalb des Blattes wiedergegebenen Kröseleisen entnehmen lässt, muss der auf der Scheibe genannte, bislang nicht identifizierte Jakob Krug den Glaserberuf ausgeübt haben. Bei ihm dürfte es sich um den Angehörigen einer bislang nicht fassbaren Schweizer Familie gehandelt haben (das berühmte Basler Geschlecht der Krug führte ein anderes Wappen als das hier dargestellte). Darauf deutet die Anbetungsszene, die Krug auf seinem Glasgemälde anbringen liess. Ihr begegnet man in analoger Form auf der heute im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich befindlichen Bildscheibe von 1539 (SNM, Inv. IN 57/4). Dabei handelt es sich um die Stiftung von Kaspar Schufelbühl, dem Angehörigen eines in Münster und Sursee beheimateten Luzerner Geschlechtes (Schneider 1971, Bd. I, Kat.-Nr. 214; Lehmann 1941, S. 97f., Abb. 138). Weil sich Krugs Scheibe stilistisch deutlich davon abhebt, ist sie zwar sicher nicht der gleichen Werkstatt zuzuweisen wie das vermutlich in Luzern geschaffene Glasgemälde Schufelbühls, das im Oberbild ebenfalls die Verkündigung an Maria zeigt. Gleichwohl dürfte die von ihrer Darstellungsart her schwierig zu lokalisierende Stiftung Krugs eher an einem Ort in der Zentral- oder Ostschweiz (Zürich, Luzern, Schaffhausen) als irgendwo im Westen des Landes (Bern, Freiburg, Basel) entstanden sein. Einen Anhaltspunkt dafür bieten die kurz vor und um 1520 in einer unter dem Einfluss Hans Leus des Jüngeren stehenden Zürcher Werkstatt für das Kloster Wettingen ausgeführten Glasgemälde, die hinsichtlich ihrer monumental gestalteten Figuren, ihres Rahmenwerks und ihrer Landschaftswiedergaben zumindest entfernt mit der Scheibe in Thun vergleichbar sind (Hoegger 2002, S. 240–250, Abb. S. 62–71). Zudem ist das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich im Besitz eines um 1510 wohl für das Kloster Kappel am Albis oder das Kloster Wettingen gefertigten Altarbildes, das die Figuren der Epiphanie in ähnlicher Form wie auf den Glasgemälden Krugs und Schufelbühls wiedergibt (Wüthrich/Ruoss 1996, S. 59, Kat.-Nr. 76).
Von Jakob Krug hat sich übrigens noch ein weiteres Glasgemälde erhalten. Diese ebenfalls die Anbetung der Heiligen Drei Könige und dessen Wappen darstellende Bildscheibe stiftete Krug wesentlich später als das vorliegende Stück, nämlich 1554. Sie befindet sich heute in Vaux-de-Cernay (ehemaliges Zisterzienserkloster) in Frankreich.
Datierung
um 1530
Zeitraum
1525 – 1550
StifterIn
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Seit 1930 Schlossmuseum Thun (Schenkung Eduard Hopf: Vermittler oder Vorbesitzer)
Inventarnummer
Inv. 2768