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BE_1549: Stadtscheibe, Bannerträgerscheibe Aarberg
(BE_Bern_BHM_16898)

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Titel

Stadtscheibe, Bannerträgerscheibe Aarberg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1620 (?)
Masse
42.2 x 33.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das Stadtwappen Aarbergs ist vor das Podium gesetzt, an dessen Vorderseite in roter Rahmung der Stiftername festgehalten ist. Auf dem lila Fliesenboden des Podiums stehen zwei bärtige Bannerträger vor gelbem Damastgrund. Derjenige links im Halbharnisch und in roten Beinkleidern trägt das Banner der Stadt Aarberg. Er ist mit Schwert und Schweizerdolch bewaffnet. Sein Kollege in grünen Hosen und blauem Rock sowie mit Federhut und übergelegter Schärpe hält das Banner der Landvogtei bzw. des Amtes Aarberg, das zusätzlich zum Stadtadler auf rotem Dreiberg ein durchgehendes weisses Kreuz zeigt (Aarberg 1999, S. 191). Auf den hinter den beiden Schildwächtern kaum sichtbaren Rahmensäulen fusst ein flaches rotes Gebälk. Darüber erscheint im Oberbild ein Auszug von Aarberger Büchsenschützen in Begleitung eines Trommlers.

Iconclass Code
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
45C16(RIFLE)(+2) · Schußwaffen: Gewehr (+ Landstreitkräfte, Heer)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Aarberg, Banner Stadt, Amt Aarberg

Inschrift

Die Statt [ArBerg 1620].

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die zweite Teil der Inschriftentafel unten rechts neu ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe entspricht in Stil, Komposition und Grösse der Bannerträgerscheibe Nidaus von 1621 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 20793). Die zwei Scheiben stammen sicher von derselben Hand und wurden wahrscheinlich auch an denselben Ort gestiftet.
Nach der Burgermeisterrechnung Nidaus von 1620/21 machte dieses Städtchen damals nicht weniger als fünf Fenster- und Wappengaben: "Umb die Pfenster und Waapen gan Büren, in das Schützenhus, gan Kerzers, Siselen, zur Hütten, ouch alhir [= Nidau] in Lysers Hus" (Burgerarchiv Nidau, S. 27; Auszüge von Trudi Aeschlimann im Vitrocente Romont). Die betreffenden Gaben waren also für das Schützenhaus von Büren sowie vermutlich für Privatpersonen in Kerzers, Siselen, "zur Hütten" und in Nidau selbst bestimmt. Dafür bezahlt wurde Hans Rudolf Schmalz, der ebenfalls in den Burgermeisterrechnungen von 1612/13 und 1617/18 als Lohnempfänger für gelieferte Fenster und Wappen erscheint. Bei ihm muss es sich um einen Verwandten von Abraham Schmalz handeln, der 1638/39 als Glaser von Nidau bezeichnet wird und von diesem Ort 1642/43 für ein Fenster mit Wappen entschädigt wurde. Da sich weder an Hans Rudolf noch an Abraham Schmalz erhaltene Glasgemälde gesichert zuweisen lassen, steht allerdings nicht eindeutig fest, dass diese beiden Glaser auch Glasmaler waren. Ob sie die Stadtwappen in den von ihnen für Nidau hergestellten Fenstern tatsächlich eigenhändig ausführten oder sie von einem auswärtigen Glasmaler bezogen, muss deshalb offen bleiben. Während Hans Rudolf Schmalz als Schöpfer der eingangs erwähnten Nidauer Stiftung sowie der vorliegenden Scheibe zumindest in Betracht gezogen werden darf, kommt Peter Feitknecht als solcher bestimmt nicht in Frage (so Jahrbuch BHM Bern 1939). Dieser ist in den Burgermeisterrechnungen des Burgerarchivs Nidau nämlich nur bis 1614 dokumentiert (S. 29; vgl. dazu Bourquin 1922, S. 36, 41) und zudem sind auch von ihm keine Glasgemälde erhalten.

Von den genannten Örtlichkeiten, die Nidau 1620/21 mit einem Fenster und Wappen beschenkte, fällt am ehesten das Schützenhaus von Büren an der Aare für die hier zur Diskussion stehenden Bannerträgerscheiben als Bestimmungsort in Betracht (dass Aarberg und Nidau gemeinsam an Privatpersonen solche Gaben machten, ist kaum wahrscheinlich). Darauf deutet der Umstand, dass zwischen 1616 und 1621 mehrere Scheiben in das Schützenhaus von Büren gestiftet wurden. Bereits 1616 hatte so der Bürener Schultheiss Sebastian Hofmeister im Auftrag seiner Stadt das folgende Gesuch an die Stadt Bern gerichtet: "Damethin so gelangt an Uewer Gnaden einer Burgerschaft zu Büren, gantz under dienstliche Pitt sy mit einem par Fennly und par zinnige Knöpf uf ir nüw Schützenhuss samt Euwes Gnaden Ehrenwappen und Fenster jn dasselbige zu verehren 1616" (vgl. Moser 1977, S. 4). Laut ihrem Ratsprotokoll vom Dezember 1620 verehrte damals zudem die Stadt Biel dem Schützenhaus in Büren eine Scheibe: "Der Statt Büren uff ir pitt 1 fänster in ir nüw erbuwen schützenhus." (Ratsprotokoll Dez. 1620, R. P. XV. 75; zit. nach Bourquin 1922, S. 41). Dass auch Aarberg, obwohl nicht quellenkundlich belegt, um 1620 nach Büren eine Fenster- und Wappengabe machte, ist insofern naheliegend, als im Ancien Régime die vier bernischen Landvogteien Aarberg, Büren, Erlach und Nidau eng verbunden waren. Gestützt auf ihre ähnliche Verwaltungsstruktur wurden sie von Bern 1595–1628 militärisch im sog. Seefähnchen zusammengefasst (HLS 11/2012, S. 395: "Seeland").
Der besagte Scheibenzyklus dürfte übrigens schon früh aus dem Schützenhaus abhanden gekommen sein. Dieses befand sich nämlich bereits gegen 1716 in einem verwahrlosten Zustand, so dass sogar ein Fenster daraus gestohlen wurde (Moser 1977, S. 4).

Datierung
1620 (?)
Zeitraum
1620 – 1621
StifterIn

Aarberg, Stadt

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1926 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1925 Sammlung in England

Inventarnummer
BHM 16898

Bibliografie und Quellen

Literatur

Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 6, 1926, S. 91f., 98, Taf.-Abb.

Felix Hunger, Geschichte der Stadt Aarberg, Aarberg 1930, Abb. S. 2.

Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 11, 1931, S. 146.

Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 19, 1939, S. 183 (Peter Feitknecht).

Aarberg. Porträt einer Kleinstadt, Aarberg 1999, S. 191f. (Farbabb.).

Vgl.

Werner Bourquin, Beiträge zur Geschichte Biels, Biel 1922, S. 36, 41.

Martin Moser, Von den Glasgemälden in der Sankt Katharinen-Stadtkirche von Büren und allerlei was drum und dran, in: Hornerblätter Jg. 35, 1976, Büren a.d. Aare 1977.

Historisches Lexikon der Schweiz.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 24819 (Peter Feitknecht, Biel)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_16898
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1926 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1549
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016