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BE_1443: Wappenscheibe Rodolphe Benoît, Abt von St. Johannsen
(BE_Bern_BHM_33619)

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Titel

Wappenscheibe Rodolphe Benoît, Abt von St. Johannsen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1526
Masse
42.9 x 32.9 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das auf lila Fliesenboden stehende Wappen des St. Johannser Abtes Rodolphe Benoît ist von dessen Insignien, der Mitra (Inful) und dem durchgesteckten Pedum, überhöht. Gehalten wird es von zwei blauflügeligen Engeln mit blonden Ringellocken, von denen der eine ein langes blassgrünes, der andere ein langes weisses Gewand mit Goldsaum trägt. Hinter Figuren und Wappen erhebt sich vor blauem Grund eine reiche Renaissancearchitektur in Form eines Doppelbogens. Dessen Stützglieder bestehen aus einem weissen Mittelpfeiler mit vorgelagerter Säule sowie zwei seitlichen Pfeilern von brauner (oben) und weisser (unten) Farbe. Darüber lagert sich ein weisser Architrav, auf dessen verkröpftem Mittelstück die Jahreszahl 1526 steht. Darauf befindet sich zwischen zwei Kopfmedaillons und Blattwerk ein bauchiges Gefäss. Das vermutlich im 19. Jahrhundert erneuerte Oberbild zeigt den Fischzug Petri und die Apostel auf dem Schiff, die in höchster Not ihren Herrn zur Besänftigung des Sturmes wecken.

Iconclass Code
11D · Christus
11G · Engel
11I36 · (einzelner) Apostel, nicht spezifiziert
11P31131 · Insignien eines Bischofs, z.B. Mitra, Krummstab
26C3 · Sturm
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
46C21 · Schiffe (generell)
73C33 · der wunderbare Fischzug (vor der Auferstehung) auf dem See Genezareth; Jakobus und Johannes helfen beim Einbringen der Netze
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Rodolphe Benoît, Abt St. Johannsen

Inschrift

1526.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Viele neue Ergänzungen; leichte Korrosionsschäden in der Bemalung; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1850–1900 Restaurierung durch Johann Heinrich Müller, Bern (Einsetzen der Ergänzungen)?

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Rodolphe (de) Benoît stammte aus Bursins im Waadtland und gehörte 1480 als Mönch der Abtei Payerne an. 1483 wurde er Vorsteher des Priorats Perroy im Waadtland. Gleichzeitig war er Prior zu Corcelles und Generalvikar in Payerne. 1501 wurde ihm die Abtei Erlach übertragen. Er setzte sich gegen zwei Konkurrenten, darunter Niklaus von Diesbach, durch, und mit Unterstützung von Bern amtete er seit August 1504 als unumstrittener Abt des Erlacher Benediktinerklosters St. Johannsen. 1512/13 liess er eine Brücke über die Zihl erstellen und erhielt dafür einen Ablassbrief von Papst Julius II. Rodolphe Benoît war der letzte Abt des Klosters St. Johannsen, das er bei der Säkularisation am 3. September 1529 mit allen Gütern und Einkünften der Stadt Bern übergab. Abt und Mönche wurden dabei mit Geld und Mobilien abgefunden. Benoît setzte am 9. Juni 1534 sein Testament auf, in dem er den Wunsch äusserte, im Chor des Priorats Perroy im Grab seines Onkels Nicod Benoît beigesetzt zu werden (Helvetia Sacra III, 1.1, S. 670f. und III, 1.2, S. 963f.; HBLS 2/1924, S. 101).
Von Rodolphe Benoît gibt es neben der vorliegenden Scheibe eine weitere, um 1501 entstandene aus der Wallfahrtskirche Oberbüren im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 363), eine Doppelscheibe von 1523 in der Kirche Ligerz sowie ein 1987 von der Gemeinde Erlach erworbenes Glasgemälde (mündliche Mitteilung Andres Mosers vom Okt. 2014). Ein künstlerisch überaus beachtenswertes Glasgemälde dieses Abtes, das dessen Wappenschild ebenfalls in Begleitung zweier Engel zeigt, ist zudem durch ein Foto Sybill Kummers im Vitrocentre Romont dokumentiert. 1975 gelangte in der Galerie Stuker in Bern eine Benoît-Scheibe von 1519 zur Auktion, die vermutlich einen illegitimen Sohn des Abtes zum Stifter hatte (Kat. Stuker 1975, Nr. 5377, Taf. 68). Überdies besitzt das Bernische Historische Museum von Rodolphe Benoît eine holzgeschnitzte Wappentafel, die aus St. Johannsen stammt (BHM Bern, Inv. 1976). Alle hier genannten Scheiben sind ähnlich komponiert, d. h. sie zeigen zwei Engel als Schildhalter. Wie bereits Hans Lehmann (1916) und Hugo Wagner (1950/51) festhielten, stammen sie aber von verschiedenen Händen.

Hugo Wagner (1950/51) und Michael Stettler (1952) sehen stilistische Bezüge zur Doppelscheibe Berns aus der Kirche Arch im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 7906). Die Parallelen beschränken sich jedoch auf das auch sonst verbreitete Rankenmuster auf den architektonischen Elementen. Die Zuschreibung Hans Lehmanns (1916) an Niklaus Schmalz, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde gesichert zuweisen lässt, ist unhaltbar. Die Frage nach dem Schöpfer der Scheibe muss vorläufig offen bleiben.

Benoîts Wappenscheibe befand sich ursprünglich vielleicht in einer Kirche, die St. Johannsen unterstand. Andres Moser (1998) zieht so beispielsweise diejenige von Le Landeron im Kanton Neuenburg in Betracht, die 1828 abgebrochen wurde.

Datierung
1526
StifterIn

Benoît (de Benediktis), Rodolphe, Abt Kloster St. Johannsen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1951 Bernisches Historisches Museum, Depositum

Vorbesitzer*in

Eduard von Rodt, Bern

Inventarnummer
BHM 33619

Bibliografie und Quellen

Literatur

Hans Lehmann, Die Glasmalerfamilie Wildermut zu Biel und Neuenburg und die Glasgemälde in der Kirche zu Ligerz, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 12/1910, Heft III, S. 240, Anm. 3 (hier irrtümlicherweise 1520 datiert).

Eduard von Rodt, Bernische Kirchen, Bern 1912, Abb. S. 102.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 18/1916, S. 139f., Abb. 1 (Niklaus I. Schmalz; hier richtig 1526 datiert).

Hugo Wagner, Wappenscheibe des Rodolphe Benoit Abtes von St. Johannsen, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1950 und 1951, Bern o. J., S. 29–32, Abb. S. 31.

Michael Stettler, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 31, 1951 (Bern 1952), S. 141–143, 152, Taf. 11 (Niklaus I. Schmalz).

Olivier Clottu, Monuments sigillographiques et héraldiques de l'ancien monastère de Saint-Jean de Cerlier, in: Schweizer Archiv für Heraldik 91/1977, S. 27, Anm. 18 (hier irrtümlicherweise 1520 datiert).

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998, S. 129 (Anm. 56).

Vgl.

Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog 146, November/Dezember 1975.

Elsanne Gilomen-Schenkel (Red.), Frühe Klöster, Die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz (Helvetia Sacra, Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 1, Erster Teil), Bern 1986.

Elsanne Gilomen-Schenkel (Red.), Frühe Klöster, Die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz (Helvetia Sacra, Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 1, Zweiter Teil), Bern 1986.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9594 (Niklaus Schmalz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_33619
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Christine Moor
Aufnahmedatum
2017
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1951 Bernisches Historisches Museum, Depositum

Inventar

Referenznummer
BE_1443
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema