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BE_989: Standesscheibe Bern
(BE_Bern_BHM_418)

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Titel

Standesscheibe Bern

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Egeri, Carl von · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
1554
Masse
41.8 x 30.1 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Wappenpyramide Bern-Reich ist vor die schmale Front des Podestes mit der Jahreszahl 1554 gesetzt. Dahinter sind vor blauem Damast zwei Krieger postiert. Die beiden mit Schwert und Schweizerdolch bewaffneten bärtigen Männer erscheinen in stahlblauem Halbharnisch und mit einem Federhut. Während der Venner mit dem Banner Berns unter der Rüstung eine Kleidung in den Miparti-Farben Schwarz und Rot trägt, erscheint sein Gegenüber in blauen Hosen und Strümpfen sowie einem geschlitzten violetten Hemd. Die Rahmung bilden grüne Säulen mit roten Kapitellen sowie ein grüner, mit einer Girlande umwickelter Dreiecksgiebel. Das Oberbild in Grisaille- und Silbergelbmalerei zeigt Simson im Kampf gegen den Löwen und als Träger der Stadttore von Gaza (Ri 14,5 f. und 16,3).

Iconclass Code
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
45B · der Soldat; Soldatenleben
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
71F325 · Samson tötet den Löwen mit seinen bloßen Händen
71F3631 · Samson trägt die Stadttore auf seinen Schultern bis auf den Gipfel eines Berges bei Hebron
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Reich

Inschrift

1554.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der Harnisch und die Arme des linken Kriegers neu ergänzt; ein Sprung und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Einsetzen von Ergänzungen durch Johann Heinrich Müller, Bern?

Technik

Farbloses und farbiges Glas; blaues und grünes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Seckelmeisterrechnungen Berns aus dem Jahr 1554 geben uns keine sicheren Aufschlüsse über Hersteller und Bestimmungsort der vorliegenden Scheibe. Joseph Gösler wurde im ersten Halbjahr für Fenster und Wappen in den Freien Hof nach Thun, in die Wirtschaft zum Bären und in das Haus Peter Kirchhofers bezahlt. Meister Melchior Guldi schuf Fenster mit dem Wappen ins Haus Hans Salzmanns. Ein Fenster mit dem Wappen wurde dem Glaser Simon Thormann bezahlt und dem Pfister Stefan Linder geschenkt. Zwei weitere Aufträge gingen an die Freiburger Glaser und Glasmaler Lienhard Jerli und Hans Heinrich Hack. Auch im zweiten Halbjahr wurden mehrere Glaser bzw. Glasmaler beschäftigt: Andreas Iselin (Fenster mit Wappen für Joachim Pur in Oberhofen und Paul Guggisberg), Mathis Walther (Fenster nach St. Johannsen und St. Bernhard), Melchior Guldi (Fenster mit Wappen für Hans Heimberg) und Peter Wolang von Murten (Fenster mit Wappen dem Ammann zu Balm). Ein Fenster verschenkte die Berner Obrigkeit zudem nach Appenzell (zu diesen Berner Stiftungen: Benziger 1903/04, S. 188). Nach Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) wäre die vorliegende Scheibe identisch mit derjenigen, die Bern 1554 in ihre Landvogtei St. Johannsen stiftete und die von Mathis Walther geschaffen wurde. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass die vorliegende Berner Standesscheibe als obrigkeitliches Zeichen in das Untertanenland oder an eine unbedeutende Privatperson verschenkt wurde. Vielmehr gehört sie zu einer Serie von Standesscheiben, die an einen noch unbekannten öffentlichen Ort der Eidgenossenschaft (Wirtschaft, Schützenhaus, Rathaus etc.) oder eine verdiente Persönlichkeit gestiftet wurde. Denn zur Berner Standesscheibe existiert ein Pendant des Standes Schwyz. Diese Scheibe mit dem gleichen formalen Aufbau, dem gleichen Datum und dem gleichen Damastgrund gelangte 1976 ins Staatsarchiv Schwyz (Inv. 244 KG; 1974 bei Sibyll Kummer-Rothenhäusler auf der KAM in Basel; zuletzt publiziert bei Ruoss/Giesicke 2012, Katalog, S. 378, Fig. 276). Ganz offensichtlich wurde nach dem gleichen Entwurf ein Jahr später, d. h. 1555, noch einmal eine Standesscheibenserie geschaffen, von der sich (ebenfalls!) die Schwyzer und Berner Scheiben im Gotischen Haus zu Wörlitz erhalten haben (Ruoss/Giesicke 2012, Kat.-Nrn. XXIII, 8 und XXIII, 11). Aus dem gleichen Kontext soll auch eine Stiftung des französischen Königs Heinrich II. gehören (Ruoss/Giesicke 2012, Kat.-Nr. XXX, 5). Die Berner Standesscheibe von 1555 in Wörlitz stellt in den Oberbildern allerdings nicht Simson, sondern Judith dar. Sie und ihr Schwyzer Gegenstück werden der Werkstatt des Zürcher Glasmalers Carl von Egeri zugeschrieben. Egeri schuf zwischen 1540 und 1560 sicher mit Hilfe seiner Mitarbeiter zahlreiche Standesscheibenzyklen, unter anderem für die Rathäuser in Weesen (1540/41), Stein am Rhein (1542) und Rheineck (1555), das Wirtshaus zu Glarus (1543), das Zürcher Schützenhaus (1546/47), die Kartause Ittingen (1551/52) und das Kloster Muri (1557) (Hasler 2010, S. 343). Davon haben sich nur jene in Stein am Rhein, Rheineck und Muri erhalten. Egeris Standesscheiben erfreuten sich grosser Bekanntheit und Beliebtheit und inspirierten auch zahlreiche weitere Glasmaler (vgl. den Standesscheibenzyklus aus Sursee von 1547, heute im Rathaus Winterthur). Über die Tagsatzungen erreichten die Orte 1554 folgende Bitten um Scheibenschenkungen: im Juli 1554 bat der Gesandte von Appenzell um die zwölf Standesscheiben in das neue Kauf- und Gesellenhaus zu Herisau; im April 1554 warb Zug für Fenster- und Wappengaben ins dortige Schützenhaus; im November 1554 baten Gesandte von Huttwil um Wappen und Fenster in ihr neu errichtetes Rathaus, ebenso warb der Stadtpfeifer von Baden um Fenster und Ehrenwappen. Von diesen erwünschten Stiftungen sind auf der Seite Berns zumindest die Zahlungen nach Appenzell (ins Gesellenhaus Herisau) in den Seckelmeisterrechnungen fassbar. Der Auftrag für die vorliegende Scheibe ging sicher an einen auswärtigen Glasmaler, wahrscheinlich an die Werkstatt des Zürcher Glasmalers Carl von Egeri, wie die stilistischen und motivischen Vergleiche dargelegt haben.

Von der vorliegenden Berner Scheibe existiert eine exakte neuzeitliche Glasgemälde-Kopie, die sich um 1969 Im Besitz von Frau Lili Rohr in Bern befand (1969 Heinz Matile zur Begutachtung vorgelegt, vgl. dessen Inv.-Register "Scheiben" im BHM Bern). Diese Kopie ist eventuell identisch mit der bei Stuker in Bern versteigerten Berner Scheibe aus dem 19. Jahrhundert (Kat. Stuker 1986, Nr. 4703: "vor blauem Damast Wappenpyramide Bern-Reich in Begleitung zweier Bannerträger, im Oberbild Simson mit Löwen bzw. Stadttoren"). Diese oder eine andere Kopie befindet sich heute in der Schlosskapelle Interlaken. Der Berner Glasmaler Johann Heinrich Müller (1822–1903) schuf von der Berner Standesscheibe eine Pause, die sich heute im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich befinden (Inv. LM 24498). Er kommt damit auch als Autor der Kopie in Frage, eventuell aber auch als Restaurator einer zweiten Berner Standesscheibe von 1554 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 10377), die anstatt der Kriegerfiguren zwei Löwen als Schildhalter zeigt. Diese in Stil und Komposition gut vergleichbare, stark ergänzte Scheibe weist in ihrem Oberbild zudem die gleichen Szenen Simsons in seitenverkehrter Ansicht auf.

Datierung
1554
StifterIn

Bern, Stand

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1888 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern.

Inventarnummer
BHM 418

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalog der Sammlungen des verstorb. Hrn. Alt-Grossrath Fr. Bürki. Auktion in der Kunsthalle Basel, 13. Juni 1881 und folgende Tage, Nr. 357.

Johann Rudolf Rahn, Erinnerungen an die Bürki'sche Sammlung, in: Kunst- und Wanderstudien aus der Schweiz, Wien 1883, S. 328.

Antiquarisches Museum der Stadt Bern. Bericht der Museumskommission über die Jahre 1886 bis und mit 1890, Bern 1892, S. 19f. (Carl von Egeri).

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 49.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 37, 42.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 6.

Hans Lehmann, Glasmaler und Glasgemälde des alten Zofingen im Rahmen der Stadtgeschichte, Zofingen o. J. [1945], S. 20.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 45f., Nr. 30, Farbabb. Frontispiz.

Heinz Matile, Berner Ämterscheiben, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums in Bern, Jg. 45/46, 1965/66, S. 44, Anm. 55.

Rolf Hasler, Kat.-Nr. IV.6, in: Ansgar Reiss/Sabine Witt (Hrsg.), Calvinismus. Die Reformation in Deutschland und Europa. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums Berlin und der Johannes a Lasco Bibliothek Emden, Dresden 2009, S. 228f., Abb. IV.6.

Mylène Ruoss/Barbara Giesicke, Die Glasgemälde im Gotischen Haus zu Wörlitz, Berlin 2012, Bd. 2, S. 367.

Vgl.

Josef Carl Benziger, Verzeichnis der Fensterschenkungen, welche in den Deutsch Seckelmeister-Rechnungen der Stadt Bern in den Jahren 1550–1600 vorkommen, in: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde NF 5/1903–04, S. 188.

Galerie Jürg Stuker Bern, Auktionskatalog Nr. 296–303, 13.–26. November 1986.

Rolf Hasler, Die Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts im Kanton Schaffhausen, Bern etc. 2010.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9213 (Carl von Egeri)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_418
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1888 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_989
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler ; Sarah Keller ; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema