Forschung
Aufgrund der Lebensdaten kommen für die vorliegende Scheibe zwei Stifter in Frage, nämlich Burkhart von Erlach (1535–1566), der Herr von Jegenstorf (von Erlach 1989, Stamm-Taf. D VIII, E1 IX), oder Burkhart von Erlach (1533–1577), der Sohn Diebolds (von Erlach 1989, Stamm-Taf. D VIII, E1 IX). Von diesen beiden Angehörigen der Berner Familie von Erlach ist jedoch eher der erstgenannte Burkhart als Auftraggeber in Betracht zu ziehen. Dieser war mit Adelheid Sigelmann verheiratet. 1563 (?) gab er sein Burgerrecht in Bern auf. In der Folge wurde er der Begründer der deutschen Linie von Altenburg (von Erlach 1989). Die Scheibe ist mit ihrem Blattkranz in einer Säulenrahmung ungewöhnlich gestaltet. Eine ähnliche Komposition findet sich schon auf der Scheibe des Wolfgang von Erlach in der Kirche Jegenstorf von 1538. Da Wolfgang der Vater des Burkhart (1535–1566) war und diesem die Herrschaft Jegenstorf vererbte, ist anzunehmen, dass letzterer der Stifter des vorliegenden Glasgemäldes war. Burkhart müsste die Stiftung vor seiner Ausburgerung gemacht haben. Ob diese wirklich 1563 erfolgte, ist unklar, da am 4. Juni 1564 noch ein Sohn, Hans Sebastian, in Jegenstorf getauft wurde (vgl. Kessel 2015).
Sich auf ein Gutachten von Hans Drenckhahn stützend, weist Rudolf Wegeli die Scheibe einem Basler Glasmaler zu (Wegeli 1938). Es gibt jedoch keinen Anlass zur Annahme, die Scheibe sei nicht in Bern hergestellt worden. Alfred Scheidegger sieht darin denn auch eine Arbeit des Berner Glasmalers Joseph Gösler. Da sich Gösler jedoch kein einziges Werk gesichert zuweisen lässt, ist diese Zuschreibung nicht haltbar. Die Frage nach dem Hersteller des Glasgemäldes muss offen bleiben.
Zwei weitere Scheiben aus dem Jahre 1563 stammen wahrscheinlich von demselben Stifter.
Die eine davon (SNM Zürich, Foto-Neg. 33698) trägt die Inschrift "J. Burckhart von Erlach 1563". Sie befand sich wie die vorliegende Scheibe 1938 in der Sammlung F. E. Sidney in London, Hampstead. 1938 gelangte sie an Dr. Rothenhäusler in Mels und heute ist sie verschollen (vgl. Rackham 1929, S. 223–230, Abb. 12; Boesch 1936, S. 44, Nrn. 24, 25). Die andere, ebenfalls verschollene Scheibe (SNM Zürich, Foto-Neg. 33153) trägt auch die Inschrift "J. Burckhart Von Erlach 1563". Sie war 1938 auf der Auktion der Galerie Fischer (Kat. Fischer 1938, Nr. 316; Scheidegger 1947, Nr. 24, Abb. 42). In den Auktionskatalogen der Galerie Stuker in Bern (Kat. 45/1956, Nr. 2100) und von Sotheby's in Zürich (1. Dez. 1981, Nr. 8a) erschien ohne Abbildung je eine Scheibe "J. Burckhart Von Erlach 1563". Ob diese beiden Werke allenfalls identisch und mit der einen oder anderen der oben erwähnten Scheiben gleichzusetzen sind oder ob es sich dabei um eine (oder zwei) Kopie(n) handelt, muss offen bleiben.
Datierung
1563
StifterIn
Erlach, Burkhart (Burkhard) von (1535–1566)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 1938 Bernisches Historisches Museum
Vorbesitzer*in
Bis 1938 London, Hampstead, Sammlung F. E. Sidney. – 1938 Galerie Fischer, Luzern (Auktion).
Inventarnummer
BHM 26711