Forschung
Hans Franz Nägeli (ca. 1497–1579), Bruder von Hans Rudolf (Stifter der Scheibe mit altem und jungen Eidgenossen), war Herr zu Münsingen und ab 1545 Herr zu Bremgarten. 1521 befand er sich zusammen mit seinem Bruder Hans Rudolf in päpstlichen Diensten und 1522 wurde er in Bern zu Burgern aufgenommen. 1525–1529 amtete er als Schultheiss zu Burgdorf. Nachdem er 1529 in den Kleinen Rat eingetreten war, diente er seiner Stadt 1533–1540 als Seckelmeister und 1540–1568 als Schultheiss. Er war an zahlreichen diplomatischen Missionen beteiligt sowie Hauptmann der Berner im Müsserkrieg, im zweiten Kappelerkrieg und 1536 bei der Eroberung der Waadt. 1524 heiratete er Ursula Stokar aus Schaffhausen und 1545 in zweiter Ehe 1545 Rosina Wyttenbach aus Biel (HLS 9/2010, S. 70).
Neben der Allianzwappenscheibe Nägelis von 1550 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 21530) sind für diesen vier verschollene Glasgemälde bekannt. Dazu zählen eine Wappenscheibe von 1549 (Kat. Stuker 1996, Nr. 6320), eine runde Wappenscheibe von 1557 (Kurmann-Schwarz 1998, S. 406, Abb. 425) sowie zwei Allianzwappenscheiben von 1571 (Kat. Stuker 1984, Nr. 2269) bzw. 1572 (Kat. Stuker 2015, Nr. 8859). Zudem gibt es von ihm im Kupferstichkabinett der Öffentlichen Kunstsammlung Basel einen Riss zu einer runden Allianzwappenscheibe von 1579 (Inv. Z. 63).
Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt das vorliegende Glasgemälde in überzeugender Weise der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu. Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen (Kurmann-Schwarz 1998, S. 380). Dazu zählen die Glasgemälde in der Kirche Oberdiessbach sowie die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595). Zu den letzteren gehört sicher auch die Scheibe des Andreas von Diesbach von 1563 in Freiburger Privatbesitz (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 350). Zwei Scheiben für François d'Estavayer und Jean de Mestral von 1561 schliessen sich daran an (Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 350.3 und 350.4). Auch die Thuner Stadtscheibe von 1564 im Schlossmuseum Thun (Inv. 470) ist diesem Umkreis zuzuordnen. Sie trägt das Monogramm Thüring Walthers (1546–1615). Als Hersteller der vorliegenden Scheibe kommt dieser aber aufgrund seiner Lebensdaten nicht in Frage.
Scheideggers Zuschreibung an die Werkstatt Joseph Göslers, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist unhaltbar (vgl. Scheidegger 1947).
Von der Scheibe existiert eine undatierte Pause Hans Drenckhahns in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont (Mappe "Oberhofen", 161). Laut Aufschrift handelt es sich um den Bleiriss für eine Kopie der Scheibe (darauf sind nur die Gläser mit den Wappen und den Inschriften ausgeführt). Laut Drenckhahn wurde diese Kopie von ihm am 17. September 1917 "abgeliefert".
Datierung
1550
StifterIn
Nägeli, Hans Franz (ca. 1497–1579) · Stokar, Ursula · Wyttenbach, Rosa (Rosina)
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Bernisches Historisches Museum, Depositum
Vorbesitzer*in
Sammlung von Mülinen, Bern
Inventarnummer
BHM 21530