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BE_830: Stadtscheibe Genf
(BE_Bern_BHM_16009)

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Titel

Stadtscheibe Genf

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1540
Masse
54.2 x 57.4 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die bekrönte Wappenpyramide Genf-Reich begleiten ein Bär und ein Löwe. Mit einer ihrer Vorderpranken stützen sich die beiden auf ihren Hinterbeinen stehenden Schildwächter auf eine Halbarte, während sie in der anderen je einen der Genfer Schilde halten. Der die Stadt Bern repräsentierende Bär erscheint in Panzerhemd und Federbarett sowie mit Schwert und Schweizerdolch am Gürtel. Der die Stadt beziehungsweise Republik Genf symbolisierende Löwe (Ganz 1922) ist hingegen nicht näher charakterisiert. Die Wappen und ihre Begleiter sind auf ein kleines Podium gesetzt, an dessen Front entlang zwei von einer nackten Halbfigur gehaltene Schriftbänder mit dem Stifternamen kunstvoll ausgerollt sind. Auf dem Podium erhebt sich vor blauem Grund ein Wappen und Tiere umfassendes monumental gestaltetes architektonisches Gehäuse. Dieses in perspektivischer Verkürzung wiedergegebene Gehäuse besteht aus vier prachtvollen, mehrfarbigen Balustersäulen, die ein mit Blattkränzen behängtes Gebälk tragen.

Iconclass Code
25F23(BEAR) · Raubtiere: Bär
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Adler · Baer · Loewe · Saeugetier
Heraldik

Wappen Genf, Reich

Inschrift

DIE STAT JENF 1540

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Zwei Gläser über dem Kopf des linken Bären neu ergänzt; ein Sprung und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen 1946: Einsetzen von zwei Ergänzungen, vermutlich durch Hans Drenckhahn, Thun. Teile der zersplitterten, damals aus der Scheibe entfernten Originalstücke sind im Bernischen Historischen Museum erhalten (BHM Bern Inv. 32484 [blaues Glas mit Hellebarde] und Inv. 32485 [Architravstück]).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem und blaues Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Im Genfer Ratsmanual (Registres du Conseil de la République de Genève) vom 8. Januar 1540 findet sich der folgende Eintrag: "Le sr Grandferrier de Berne. Lequelt az envoye une missive aux sr George de les Clés luy fayssant assavoyer coment il az ediffier une mayson novaz et luy prie luy done ses armes ainsy qu'il prioyt Messrs de laz Ville luy donne les armes de laz Ville pour le mestre en la dicte mayson aux verrières jouxte de Berne. – Resoluz de luy done les dictes armes" (Deonna 1923, S. 144). Mit dem Grandferrier von Bern ist der Venner Hans Rudolf von Graffenried (1505–1559) gemeint. 1534 in Bern zum Kleinrat ernannt, hatte er sich 1535 und 1538 an den Gesandtschaften nach Genf beteiligt. Seine damals dorthin geknüpften Kontakte bewogen ihn offenbar dazu, die Genfer Behörden um eine Wappenscheibe für sein gegen Ende der 1530er Jahre neu erbautes Wohnhaus in Bern anzufragen (es handelt sich um den Vorgängerbau des Hôtel de Musique an der heutigen Hotelgasse). Laut dem Eintrag kam der Genfer Rat 1540 seiner Bitte nach.

Nach dem Manual-Eintrag erbat sich von Graffenried in Genf auch von Georges de les Clées eine Scheibe für seinen neuen Berner Wohnsitz. Daneben wird er weitere Personen und Institutionen um Wappenscheiben gebeten haben. Im Anschluss an Rudolf Wegeli (1925) geht Paul Hofer (1959) denn auch davon aus, dass Hans Rudolf von Graffenried 1539/40 eine ganze Reihe solcher Wappengaben erhielt. Ausser der Genfer Scheibe zählt er dazu die im Bernischen Historischen Museum erhaltenen Stiftungen der Berner Zunft zum Affen von 1539 (BHM Bern, Inv. 14965), der Stadt Lausanne von 1539 (BHM Bern, Inv. 14966) und des Hans Rudolf Nägeli (BHM Bern, Inv. 21643) sowie die verschollenen, durch Nachzeichnungen in diesem Museum dokumentierten Scheiben der Berner Zünfte zu Schiffleuten von 1539 und zu Zimmerleuten von 1540 (Hofer 1959, Abb. Abb. 348–351). Obwohl die betreffenden Glasgemälde in ihren Massen übereinstimmen – mit rund 56 x 56 Zentimetern besitzen sie alle ein erstaunlich grosses Format – und auch stilistisch gut vergleichbar sind, ist jedoch keineswegs gesichert, dass sie, wie von Hofer postuliert, alle für den gleichen Bestimmungsort geschaffen wurden. Solch grossformatige Scheiben wurden damals auch für andere Orte in Auftrag gegeben. Ein Beispiel dafür bietet der 57,5 x 60,5 Zentimeter messende Riss mit dem Wappen Jakob Mays im Kunsthaus Zürich, den Hans Funk 1532 nach Vorlagen Niklaus Manuels schuf (Z. Inv. 1938/38; Kat. Manuel 1979, Kat.-Nr. 301, Abb.). Die undatierte Scheibe Hans Rudolf Nägelis mit dem Alten und Jungen Eidgenossen kann zudem ebenso gut bereits in den frühen 1530er Jahren an einen unbekannten Ort gestiftet worden sein (s. d.). Für die drei genannten Zunftscheiben schliesslich ist als ursprünglicher Standort eher das gegen 1539 an der Kramgasse in Bern von der Affenzunft erneuerte Gesellschaftshaus denn der Wohnsitz von Graffenrieds in Betracht zu ziehen. Darauf deuten zum einen die Scheibenschenkung, welche der Berner Rat damals in dieses Zunfthaus machte und durch den Berner Glasmaler Niklaus Schmalz († 1556) anfertigen liess (Trächsel 1877, S. 191; Haller 1900, S. 134), und zum anderen die Tatsache, dass zur gleichen Zeit dorthin nachweislich weitere Glasgemälde gelangten. Dies belegen die Aktenstücke zur Auseinandersetzung zwischen dem Glasmaler Hans Funk und dem Glaser Simprecht Baumeister, die sich im Mai 1539 abspielte und in deren Verlauf Funk seinen Kontrahenten mit dem Degen tödlich verwundete. Wie daraus hervorgeht, ging es bei diesem handfesten Streit vor Funks Hause um Glasgemälde, welche die beiden genannten Meister für die Affenzunft herzustellen hatten (Lehmann 1916, S. 135–138). Damit ist die Frage tangiert, wem sich die 1539/40 entstandenen, zu den Hauptleistungen der damaligen schweizerischen Glasmalerei zu rechnenden Scheiben zuweisen lassen. Von der Forschung werden dieselben fast uneingeschränkt Hans Funk beziehungsweise dessen Werkstatt zugeschrieben. Weil Funk nach dem Streit mit Baumeister aus Bern floh und von dort verbannt nach 1540 in Zürich starb, ist man sich dabei bewusst, dass sie aufgrund ihrer Entstehungszeit kaum mehr für diesen selbst in Anspruch zu nehmen sind. Da seine Frau in Bern verblieb, ist aber davon auszugehen, dass sie die Werkstatt ihres Mannes mit Hilfe eines oder mehrerer Gesellen für eine gewisse Zeit weiter betrieb. Demnach dürften nach Funks Wegzug dort zumindest die damals in Ausführung begriffenen Glasmalereien noch vollendet worden sein. Wer die Stifter der für die Affenzunft bestimmten, den Streit zwischen Funk und Baumeister verursachenden Glasgemälde waren, verschweigen die Prozessakten zwar. Sie lassen aber keinen Zweifel daran, dass es Funk war, der bei deren Herstellung die führende Rolle einnahm. Der unbekannte, in der Glaserwerkstatt Baumeisters (dieser selbst malte nicht auf Glas) beschäftigte Glasmaler hatte sich nämlich veranlasst gesehen, von Funk in Erfahrung zu bringen, wie er die betreffenden Scheiben machen solle. Zudem hatte Funk nach seiner eigenen Aussage Baumeister Visierungen dazu gezeigt. Wie wir von Funk weiter vernehmen, betätigte er sich als Lehrmeister. Die Namen seiner Lehrlinge nennt er zwar nicht. Im Anschluss an Hans Lehmann (Lehmann 1916, S. 138f.) darf man aber annehmen, dass zu den von ihm ausgebildeten Glasmalern neben Heinrich Ban (Bergmann 2014, Bd. 1, S. 211–215) und Joseph Gösler (Scheidegger 1947, S. 31) ebenfalls jener Niklaus Schmalz gehörte, der wie Funk und Baumeister an der Herstellung der Glasgemälde für die Affenzunft mitwirkte, indem er dorthin 1539 die Berner Standesscheibe lieferte (s. o.). Davon ausgehend, glaubt Josef Zemp die Genfer Scheibe nicht der Werkstatt Funks, sondern Schmalz zusprechen zu können. Weil von diesem keine gesicherten Werke existieren und Genf seine Stiftung nicht für die Affenzunft in Auftrag gab, erweist sich Zemps Vorschlag jedoch als wenig stichhaltig. Man hat sich vielmehr mit der Feststellung zu begnügen, dass der Schöpfer von Genfs Glasgemälde im Umfeld oder in der Nachfolge Hans Funks zu suchen ist. Den mutmasslichen Funk-Schüler und Meister dieses Werkes mit Namen zu benennen, vermag jedoch bislang nicht mit Sicherheit zu gelingen.

Datierung
1540
StifterIn

Genf, Stadt

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1925 Bernisches Historisches Museum, Depositum

Vorbesitzer*in

Bis 1879 Sammlung des Grafen Pourtalès-Gorgier. – 1923 Privatsammlung Paris. – Bis 1924/25 Pariser Antiquar.

Inventarnummer
BHM 16009

Bibliografie und Quellen

Literatur

A. Mayor, Fragments d'archéologie genevoise, 1897, p. 170, note 2.

Paul Ganz, Zwei Standesscheiben der Stadt und Republik Genf, in: Schweizer Archiv für Heraldik 1922, Heft 3/4, S. 93f., Fig. 1 (Hans Funk).

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. III, 1923, S. 117 (Werkstatt Hans Funk).

H. Deonna, Vitraux aux armes de Genève, in: Genava. Bulletin du Musée d'art et d'histoire de Genève 1/1923, S. 142–145, Fig. 1.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. V, 1925, S. 100f.,Taf.-Abb., 107 (Werkstatt Hans Funk).

Paul Ganz, l’Oeuvre d’un amateur d’art. La Collection de M. F. Engel-Gros. Catalogue raisonné, Genf/Paris 1925, Bd. 1, S. 266f. (Hans Funk).

Josef Zemp, Erwerbungen, in: Bericht über die Tätigkeit der eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung 1925, S. 11–14 (Niklaus Schmalz).

Paul Ganz, Ämterscheibe des Standes Solothurn, in: Schweizer Archiv für Heraldik 42/1928, S. 110 (Hans Funk).

Rudolf Wegeli, Die Scheibe mit dem Alten und dem Neuen Eidgenossen, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. XI, 1931, S. 5, 16. – W. Deonna, Les Arts à Genève, in: Genava 20/1942, S. 366–370, Fig. 245.

W. Deonna, La justice et la paix, in: Schweizer Archiv für Heraldik 66/1952, S. 51.

Paul Hofer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Bd. II: Die Stadt Bern, Basel 1959, S. 348–350.

Peter Dürrenmatt, Schweizer Geschichte, Zürich 1963, Abb. S. 213.

Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, S. 477–480.

Peter Jezler/Peter Martig, Von Krieg und Frieden. Bern und die Eidgenossen bis 1800 (Glanzlichter aus dem Bernischen Historischen Museum 11), Bern 2003, S. 56, Farbabb. 61.

Rolf Hasler, Kat.-Nr. I.6, in: Ansgar Reiss/Sabine Witt (Hrsg.), Calvinismus. Die Reformation in Deutschland und Europa. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums Berlin und der Johannes a Lasco Bibliothek Emden, Dresden 2009, S. 73f. (Abb.).

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 1, S. 74, Farbabb. 38 (Werkstatt Hans Funk).

Vgl.

Gottlieb Trächsel, Kunstgeschichtliche Mittheilungen aus den bernischen Staatsrechnungen 1505 bis 1540, in: Berner Taschenbuch 27, Bern 1877.

Berchtold Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, 1. Teil, Bern 1900.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 18/1916.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern-Bümpliz 1947.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_16009
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1925 Bernisches Historisches Museum, Depositum

Inventar

Referenznummer
BE_830
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler ; Sarah Keller 2016

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