Die Scheibe zeigt das vor blauen Damastgrund gesetzte Stadtwappen Burgdorfs. Es wird von zwei den Reichsapfel bzw. das Richtschwert in ihren Vorderpranken haltenden Löwen präsentiert. Die beiden Schildwächter stehen auf dem gefliesten Boden des Podiums, an dessen Front das von einer grünen Blattranke umkränzte Stiftungsjahr prangt. Hinter Wappen und Löwen erhebt sich eine Rahmenarchitektur aus blauen Pfeilern und einem blauen Flachbogen. Vom Engelskopf am Bogenscheitel ausgehend, zieht sich vor dem Bogen ein gelbes Schriftband mit dem Namen Burgdorfs hin. Die Scheibe ist analog wie diejenige von Zofingen gestaltet.

Der ganze Scheibenoberteil mit den Löwenoberkörpern sowie ein Teil des Wappens neu ergänzt (das Foto 10048 des SNM Zürich zeigt an Stelle der heutigen Ergänzungen noch die Lücken); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen 1914/15 Hans Drenckhahn, Thun. Laut Jahresbericht des BHM Bern von 1914 (S. 17) wurde damals der ganze Scheibenbestand der Kirche durch Drenckhahn restauriert. Bei der vorliegenden Scheibe muss Drenckhahn die Ergänzungen eingefügt haben.

Der Kirchenneubau in Melchnau von 1709 bot Anlass zu Fenster- und Wappenschenkungen seitens der Berner Obrigkeit, benachbarter Städte sowie des Stifts Beromünster und des Klosters St. Urban.

Die analog gestalteten, 1709 entstandenen Stadtscheiben Burgdorfs und Zofingens in Melchnau sind Werke des gleichen Glasmalers und dieser wird von Hans Lehmann mit Johann Jakob Müller von Zofingen gleichgesetzt. Mit Samuel Schwarzwald (1653–1717) besass Burgdorf 1709 zwar noch einen eigenen Glasmaler. Die von diesem bekannten, durchwegs wesentlich älteren Werke besitzen mit Burgdorfs Stiftung in Melchnau jedoch keinerlei Stilverwandtschaft. Die Burgdorfer Obrigkeit wird die Scheibe, die sie in die knapp 30 Kilometer nordöstlich von ihrer Stadt entfernte Kirche von Melchnau verehrte, demnach ebenfalls beim Zofinger Glasmaler Johann Jakob Müller in Auftrag gegeben haben (vgl. dazu die Ausführungen zur Scheibe Zofingens).