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BE_411: Standesscheibe Bern mit Bannerträger
(BE_Bern_BHM_366)

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Titel

Standesscheibe Bern mit Bannerträger

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
um 1508/09
Masse
59 x 43.1 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das zentrale Motiv bildet der in gespreizter Haltung auf einem Feld voller Blattpflanzen stehende Berner Bannerträger. In ein kostbares rotes Seidendamastgewand mit goldenem Brokateinsatz gehüllt und mit einem wallenden Federbarett auf dem Kopf präsentiert er stolz das Banner seiner Stadt. Mit der Linken sein am Riemen befestigtes Schwert umgreifend, erscheint er in einer üppig bewachsenen Landschaft, in der ein Weg zu einem bewaldeten Flusslauf führt. Dahinter erheben sich auf felsigem Hügelzug Wehrbauten. Die Scheibe bildet das Gegenstück zu derjenigen mit dem hl. Vinzenz.

Iconclass Code
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
Iconclass Stichworte
Heraldik

Banner Bern

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Alte Ergänzungen (ein Glas im Himmel und zwei Rasenstücke) sowie von Johann Heinrich Müller 1875 ergänzte Gläser (linkes Wegstück und das Bogenstück oben rechts); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen Juni 1875 Johann Heinrich Müller, Bern. Die alten Scheiben wurden damals (d. h. noch vor dem Kirchenbrand) im Auftrag Friedrich Bürkis durch den Berner Glasmaler Johann Heinrich Müller restauriert. Dieser setzte dabei auch Ergänzungen ein (vgl. dazu: Schweizer Handels-Courier 10.4.1875; ASA 1878; Lehmann 1913, S. 221).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Vor dem verheerenden Kirchenbrand von 1878 befanden sich in den drei Chorfenstern die fünf alten, 1875 im Auftrag Friedrich Bürkis durch Johann Heinrich Müller restaurierten Glasgemälde, nämlich im Mittelfenster die Scheibe mit dem Allianzwappen Dittlinger-Huber (BE_407, Bernisches Historisches Museum, Inv. 364), im zweiten Fenster die Bannerträgerscheiben Saanens (BE_408, BHM Bern, Inv. 367) und des Niedersimmentals sowie im dritten Fenster die Vinzenzen- und Bannerträgerscheiben Berns (BE_410, BE_411, BHM Bern, Inv. 365 und 366). Dank des mutigen Einsatzes von Gottlieb Steiner konnten diese Glasgemälde 1878 beim Brand mit einer Ausnahme unversehrt aus der Kirche gerettet werden. Durch das Feuer vernichtet wurde jedoch die 1509 datierte Scheibe des Niedersimmentals (offenbar blieben davon im Schutt keine Fragmente mehr übrig; vgl. dazu Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern). Zu der von der Kirchgemeinde ursprünglich geplanten Überführung der vier vor dem Feuer verschont gebliebenen Glasgemälde in den 1881 vollendeten Kirchenneubau kam es in der Folge nicht mehr, wurden doch diese nach dem Brand für 2'400 Franken an den Berner Grossrat Friedrich Bürki veräussert (Heinz Matile, in: Inventar Bürki, S. 63, BHM Bern). Nach Bürkis Tod 1881 gelangten sie über dessen Erben ans Bernische Historische Museum (unzutreffend ist der Hinweis in Allemann-Wampflers Artikel von 1917, wonach die beim Brand geretteten Scheiben dem Hersteller der neuen Fenster übergeben und von diesem nach Paris verkauft wurden). Die Stiftung von Berns Bannerträgerscheibe steht in Zusammenhang mit dem 1505 vollendeten Kirchenneubau. Darauf weist der folgende Eintrag vom 12. November 1508 in den Berner Ratsmanualen: "Mh. haben denen an der lengk an iren kilchenbuw geben 100 Pfund und sollen si darus zalen ein venster" (Haller 1900). Der Berner Rat machte seine Fenster- und Wappengabe also erst geraume Zeit nach der Fertigstellung des Kirchenneubaues, wobei er in diesem Falle die Auftragserteilung für ihre Herstellung der Kirchgemeinde überliess. Die Scheibe besitzt die gleiche Grösse wie diejenige mit dem hl. Vinzenz. Diese beiden Werke dürften demnach als Gegenstücke in das von Bern finanzierte Fenster eingefügt worden sein. Allerdings sind sie nicht als eigentliche Pendants komponiert, unterscheiden sie sich doch bezüglich ihrer Rahmen- und Hintergrundgestaltung. Man kann sich deshalb fragen, ob für die Realisierung der nach Lenk gestifteten Vinzenzenscheibe allenfalls gar nicht der Berner Rat, sondern das Vinzenzenstift zuständig war. Hans Lehmann spricht die Bannerträgerscheibe ebenso wie das Glasgemälde mit dem hl. Vinzenz Lukas Schwarz zu. Weil von diesem Meister keine gesicherten Glasmalereien existieren, erweist sich seine Zuschreibung jedoch nicht als schlüssig (vgl. Christine Hediger, in: HLS 11/2012, S. 264). Im Ausstellungskatalog des Getty Museums von 2000 wird hingegen Hans Funk als möglicher Schöpfer zur Diskussion gestellt. Unter den noch ganz spätgotisch geprägten Werken Funks aus dem frühen 16. Jahrhundert lassen sich denn auch stilistisch vergleichbare Beispiele namhaft machen. Zu nennen ist hier insbesondere die im Figurenstil verwandte Stadtscheibe von Bremgarten im Bernischen Historischen Museum (BE_824, BHM Bern, Inv. 20274). Trotzdem ist die Autorschaft Funks nicht gesichert. Geschaffen worden sein könnte die nach Lenk gestiftete Bannerträgerscheibe nämlich ebenso gut von einem der anderen damals in Bern nachgewiesenen Glasmaler, von deren Schaffen man keine Kenntnis hat und von denen der eine oder andere sicher unter Funks Einfluss stand. Von der gleichen Hand wie diese Scheibe stammt möglicherweise das in der Kirche Münchenbuchsee erhaltene Berner Standesscheibenfragment, bei dem der Wappenbär auf dem gleichen Muster beruht wie im vorliegenden Banner. Ähnlich wie das Stück aus Lenk komponierte Bannerträgerscheiben wurden in den Jahren vor, um und nach 1500 in Berner Werkstätten übrigens mehrfach in Auftrag gegeben. Beispiele dafür bieten die wahrscheinlich kurz vor 1500 entstandene Thuner Bannerträgerscheibe aus der Sammlung Reding in Schwyz (SZ_1, Meyer 1978, S. 367, Abb. 382) oder der Scheibenriss mit dem Bannerträger von Aeschi, Büren oder Nidau aus der Zeit um 1510 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 20036.1; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 144). Im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich gibt es von der Scheibe eine Pause Johann Heinrich Müllers (SNM, Inv. LM 24498). Darin hat Müller das Eckstück oben rechts und das Wegstück links vom Venner nicht eingezeichnet. Die betreffenden Teile wird dieser demnach in der Scheibe ergänzt haben.

Datierung
um 1508/09
Zeitraum
1508 – 1520
StifterIn

Bern, Stand

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1878 Kirche Lenk. – Friedrich Bürki, Bern

Inventarnummer
BHM 366

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 256.

Egbert Friedrich von Mülinen, Über die Glasmalerei in der Schweiz, in: Alpenrosen 22. Dez. 1872, No. 51, S. 503.

Egbert Friedrich von Mülinen, in: Berner Intelligenzblatt 23. 7. 1878, S. 3.

Kleinere Nachrichten, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA), Jg. 11, 1878, S. 863f.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 29.

Johann Heinrich Müller, Die ältesten Glasgemälde der Kirchen des Kantons Bern. 1300–1530, in: Festschrift zur Eröffnung des Kunstmuseums in Bern 1879, Bern 1879, S. 8.

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 52 (1520 datiert).

Johann Rudolf Rahn, Erinnerungen an die Bürki'sche Sammlung, in: ders., Kunst- und Wanderstudien aus der Schweiz, Wien 1883, S. 299.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 52.

Eduard von Rodt, Das historische Museum Berns, in: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1885, Bern 1885, S. 83.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Glasgemälde des Standes Bern (um 1510), in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 3, Bern 1906/07, Bl. 71 (nur erwähnt).

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 46.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 27, 76.

B. Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, 1.Teil, 1900, S. 6, 120.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 82 (hier 1520 datiert!).

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 5.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 219f., Taf. XXb (Lukas Schwarz).

Hermann Schmitz, Die Glasgemälde des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Mit einer Einführung in die Geschichte der deutschen Glasmalerei, Bd. 1, Berlin 1913, S. 179, Abb. 305.

Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 397 (Lukas Schwarz).

H. Allemann-Wampfler, Einiges über die Kirche in Lenk (Simmental), in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde13/1917, S. 76.

Hans Lehmann, Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz, Frauenfeld/Leipzig 1925, S. 107, Abb. 9 (Lukas Schwarz).

Paul Ganz, Glasgemälde mit dem Pannerträger des Standes Bern, in: Schweizer Archiv für Heraldik 41/1927, Heft 4, S. 190, Taf. VIII (um 1508).

Hans Lehmann, Die Schweiz im Spiegel der Jahrhunderte, Zürich 1937, Abb. S. 514.

Simmentaler Heimatbuch, Hrsg: Heimatkundevereinigung des Simmentals, Bern 1938, Taf. nach S. 224.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 18 (Lukas Schwarz).

Jenny Schneider, Die Standesscheiben von Lukas Zeiner im Tagsatzungssaal zu Baden, Basel 1954, S. 51 (Anm. 2), 129f., Abb. 19 (um 1510).

Elisabeth von Witzleben, Bemalte Glasscheiben, München 1977, Abb. 93.

Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, Nr. 262.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, S. 138, Abb. 144.1.

Barbara Butts/Lee Hendrix, Painting on Light. Drawings and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein, Ausstellungskatalog J. Paul Getty Museum u. Saint Louis Art Museum, Los Angeles 2000, Nr. 118, Farbabb. (Hans Funk?).

Susan Marti (Hrsg.), Söldner, Bilderstürmer, Totentänzer. Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation, Ausstellungskatalog Bernisches Historisches Museum, Bern/Zürich 2016, S. 146, Nr. 18, Abb. 29 (Hans Funk zugeschr.).

Vgl.

André Meyer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz. Der Bezirk Schwyz I, Neue Ausg., Basel 1978.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt Bern, Neg. Hesse B 1144; SNM Zürich, Neg. 9107 (Lukas Schwarz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_366
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_411
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler ; Sarah Keller 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema