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BE_269: Wappenscheibe Michael Freudenreich
(BE_Bern_BHM_394)

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Titel

Wappenscheibe Michael Freudenreich

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1631
Masse
22 x 15.1 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Das über die gelbe Inschriftenkartusche gesetzte Vollwappen Michael Freudenreichs erhebt sich vor der zentralen Öffnung der dreiachsigen Rahmenarchitektur. Vor den beiden schmalen Seitenöffnungen stehen auf Fliesenboden zwei weibliche Tugendgestalten, links die Barmherzigkeit (Caritas) mit einem Kleinkind in den Armen sowie rechts die Geduld (Patientia) mit dem Lamm als Attribut. Die hinter ihnen aufragenden Pfeiler und Säulen tragen ein stark nach hinten fluchtendes grünes Gebälk. Darauf fusst ein rotes Bogenstück.

Iconclass Code
11M33 · (Nächsten)liebe, Caritas (Ripa: Carità) als eine der drei theologischen Tugenden
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
54A44 · Geduld; Ripa: Patienza
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freudenreich, Michael

Inschrift

Hr. Michel Froüdenrich / Bauwher vnd des Raths / der Statt Bern. 1631.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Eine kleine mit Klarglas ergänzte Fehlstelle am linken Rand (im Rock der Figur); Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe; rückseitig die Brandmarke "0".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Michael Freudenreich (12.9.1585–10.7.1632), Sohn Peters und Dorothea Imhofs, wurde in Bern 1612 Grossrat und 1613 Rathausammann. 1616–1622 war er Landvogt zu Lenzburg, ab 1623 Kleinrat und ab 1627 Bauherr zu Bern. Er war zweimal verheiratet, seit 1603 mit Margaretha Huber ( 27.4.1583), Tochter Hans Hubers und Margaretha Sunis, und seit 1630 mit Anna Lerber ( 25.2.1591), Tochter Daniel Lerbers und Margaretha von Werdts (Hasler 2002, Kat.-Nr. 33; Kessel 2016).
Es sind gleich mehrere Wappenschenkungen Michael Freudenreichs bekannt. Neben der vorliegenden Scheibe von 1631 hat sich ein Glasgemälde des Stifters von 1622 in der Kirche Gontenschwil im Kanton Aargau erhalten (Hasler 2002, Kat.-Nr. 33). Eine weitere, die er 1626 gemeinsam mit Samuel Holzer stiftete, befindet sich heute in amerikanischem Privatbesitz in Hillsborough (Caviness 1989, S. 113; Hasler 1996/97, Bd. 1, S. 26.). Die Wappenscheibe aus der Zeit um 1620 in der Kirche Leutwil (Kanton Aargau) ist nur fragmentarisch überliefert (Hasler 2002, Kat.-Nr. 60). Zudem wird in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums ein Riss aufbewahrt, den Michael Freudenreich 1620 zur Erneuerung einer 1598 von seinem Vater (in die Burg Schenkenberg?) gestifteten Scheibe bei Hans Ulrich I. Fisch in Auftrag gab (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 2). Um 1630 fertigte dieser Aarauer Meister für Freudenreich einen weiteren Scheibenriss, der sich ebenfalls in der Sammlung Wyss erhalten hat (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 15).

Die meisten seiner Scheibenstiftungen liess Michael Freudenreich beim Aarauer Glasmaler Hans Ulrich I. Fisch ausführen. Die vorliegende Scheibe lässt sich aus stilistischen Gründen aber dem Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher zuschreiben. So weist dessen signierte Scheibe Samuel Jenners von 1640 aus der Kirche Lengnau im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 4295) eine sehr ähnliche architektonische Komposition und den gleichen Malstil auf. Auch die Scheibe Daniel Lerbers von 1638 in der Kirche Oberwil bei Büren bietet sich als Vergleich an. Die ebenfalls Laubscher zuzuweisende Scheibe Emanuel Hermanns von 1645 im Zunfthaus zum Affen in Bern zeigt zudem die gleichen allegorischen Figuren.

Datierung
1631
StifterIn

Freudenreich, Michael (1585–1632)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventarnummer
BHM 394

Bibliografie und Quellen

Literatur

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 54.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 53.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 48.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 10.

Hans Lehmann, Sybold, Abraham, in: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig, Bd. 32/1938, S. 359 (Abraham Sybold).

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, S. 26.

Vgl.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Madeline H. Caviness u. a., Stained glass before 1700 in American collections. Midwestern and western states (CVMA USA, Checklist III), Washington 1989.

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2016 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F24947&main_person=I59930; 7.1.2016].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 9229 (Abraham Sybold, Bern)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_394
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Vor/seit 1882 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_269
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016