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BE_27: Figurenscheibe Zisterzienserkloster Frienisberg (Abt Urs Hirsinger?) mit hl. Benedikt
(BE_Grossaffoltern_refK_Frienisberg_nII.2b)

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Titel

Figurenscheibe Zisterzienserkloster Frienisberg (Abt Urs Hirsinger?) mit hl. Benedikt

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Umkreis
Datierung
1524
Masse
81.1 x 49 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund steht auf grünem Wiesengrund ein Heiliger in violettem Ordenshabit und mit einem schwarzen Birett auf dem Haupt. In seiner Rechten hält er ein Buch und in der Linken das Pedum mit Pannisellus. Dieser Heilige wird einerseits als hl. Benedikt und andererseits als hl. Bernhard angesprochen. Seine Gewandung entspricht eher derjenigen der Benediktiner als derjenigen der Zisterzienser (die Benediktiner besitzen ein schwarzes Habit, haben zuweilen aber ein Birett als Kopfbedeckung; die Zisterzienser erscheinen in weisser Tunika, schwarzem Skapulier und weisser Flocke). Es handelt sich daher sicher um eine Darstellung des hl. Benedikt von Nursia, der als Gründer des Mutterordens auch von den Zisterziensern geheiligt wurde. Umfasst wird die Figur von einer Rahmenarkade aus weissen Rundpfeilern mit weinroten Basen und Kapitellen sowie einem Astbogen mit vorwiegend weissem Blattwerk und dem am Scheitel festgehaltenen Stiftungsjahr.

Iconclass Code
11H(BENEDICT) · Benedikt von Nursia, Abt von Monte Cassino und Gründer des Benediktinerordens, mögliche Attribute: Weihwedel, Buch, Kelch (manchmal zerbrochen), Rabe mit Brotlaib, Sieb (oder Tafel)
Iconclass Stichworte
Inschrift

1524.
H. Müller Rest. 1868 (in der Ecke unten links aus dem erneuerten Postament radiert).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Gläser in der Kleidung des Heiligen sowie die Pfeilerbasis unten links und ein Stück in derjenigen unten rechts neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1868 Johann Heinrich Müller (1822–1903), Bern: Einsetzen von Ergänzungen (vgl. seinen Restaurierungsvermerk auf der Scheibe). Müllers Restaurierung ist durch die dazu vorhandene Offerte dokumentiert, die dieser am 6. Februar 1868 der Berner Baudirektion unterbreitete (Staatsarchiv Bern, BB X 648: Grossaffoltern 1840–1930). Wie daraus hervorgeht, besassen vor Müllers Eingriff alle fünf damals in den Chorfenstern eingefügten Glasgemälde (hl. Abt, Madonna, hl. Vinzenz, hl. Ursus, Bernscheibe) ältere Ergänzungen sowie zwei davon in die fehlenden unteren Teile der Figuren eingesetzte Flickstücke. Von der vorliegenden Scheibe gibt es von Müller zudem eine nur in Teilen ausgeführte Zeichnung (BHM Bern, als Depositum im Vitrocentre Romont, Inv. 28504, E 8). Bezüglich der von Müller erneuerten Stücke lassen sich daraus allerdings keine Rückschlüsse ziehen.
1909 Gustav Robert Giesbrecht, Bern: Giesbrechts Restaurierung ist durch eine Rechnung von 1909 dokumentiert (Kirchgemeindearchiv Grossaffoltern, Angabe von Caviezel/Bruneau, Denkmalpflege Kanton Bern).
1963/64: Bei der damaligen grossen Kirchenrenovation werden die alten Glasgemälde herausgenommen und die Fenster renoviert. Ob damals auch die Glasgemälde restauratorische Eingriffe erfuhren und bei der Wiedereinsetzung umplatziert wurden, ist ungewiss (Angabe von Caviezel/Bruneau). Zumindest die vorliegende Scheibe scheint 1963/64 an ihren heutigen Standort versetzt worden zu sein (s. u.).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Berner Ratsmanual hält am 8. Juni 1524 folgenden Eintrag fest: "Mh. haben geraten, das Mh. abbt von frienisperg denen von affoltern an ir kilchenbuw [15] kronen und ein pfenster solle geben" (Haller 1900. S. 121; Lehmann 1914, S. 142 [Angabe des genauen, von Haller nicht genannten Kronenbetrags]). Die Berner Obrigkeit fordert hier offenbar den Abt von Frienisberg auf, eine Fensterstiftung nach Affoltern zu machen. Schon Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896, S. 54) betrachteten die Scheibe mit dem Heiligen, in denen sie einen Bischof(?) bzw. den hl. Benedikt sahen, als Stiftung des Klosters Frienisberg, das den Kirchensatz von Affoltern bei Aarberg (Grossaffoltern) besass. Laut ihnen befand sich im Kirchenschiff ein Gegenstück dazu, nämlich eine weitere Heiligenscheibe, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Hagel zerstört worden sei (Thormann/von Mülinen 1896, Nr. 8; Lehmann 1914, S. 143). In diesem Fall dürfte das Kloster Frienisberg 1524 ebenso wie Bern eine Fensterstiftung mit mutmasslich vier Glasgemälden nach Affoltern getätigt haben. So haben sich vergleichbare vierteilige Glasgemäldestiftungen des Benediktinerklosters Trub von 1520 in der Kirche Lauperswil erhalten. Sie zeigen das Wappen des Klosters Trub, das Wappen des Abtes sowie den Ordensgründer Benedikt und die hl. Helena mit dem hl. Kreuz, dem das Kloster Trub geweiht war. Auch das Kloster Frienisberg hatte schon 1501 eine vierteilige Glasgemäldestiftung ins Berner Münster getätigt, mit den Wappen von Cîteaux, des Klosters Frienisberg, des Abtes und des Grafen von Thierstein (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 284/285, 288/289). Nach Affoltern könnte das Kloster 1524 Glasgemälde mit den Ordensheiligen Benedikt und Bernhard sowie den Wappen des Klosters (Frienisberg, Cîteaux?) und des Abtes gestiftet haben. Beim diesem muss es sich aufgrund der Regierungsdaten um den letzten Abt des Klosters Frienisberg, Urs Hirsinger (1512–1539), gehandelt haben. Hirsinger und ein Grossteil der Klosterinsassen widersetzten sich bei der Reformation dem Befehl Berns, die Ordenskleider abzulegen. Nach seiner Flucht nach Hauterive, bei der er eine Handvoll Handschriften mitführte (vgl. Jurot 2014), ernannte Urs Hirsinger noch 1539 Ludwig Hug von Burgdorf, einen einstigen Mönch in Frienisberg, zu seinem Nachfolger als Abt des Klosters und verkündete dies dem Berner Rat (HLS 6/2007, S. 374).

Hans Lehmann (1914, S. 142) interpretierte die oben genannte Quelle im Ratsmanual allerdings dahingehend, dass der Rat darin verfügte, dem Abt zu Frienisberg seien zu Handen des Kirchenbaus in Affoltern 15 Kronen und ein Fenster zu verabreichen. Damit würde sich der Eintrag auf die noch erhaltenen Scheibenstiftungen Berns beziehen (Standesscheibe, Figurenscheiben hl. Vinzenz und Muttergottes).
Lehmann war es auch, der die Scheiben von Grossaffoltern Jakob Stächeli zuschrieb (1914, S. 142), dem 1524 vom Berner Seckelmeister 52 Pfund für ungenannte Arbeiten bezahlt wurden (Trächsel 1878, S. 188). Ihm zufolge entsprach diese Summe ungefähr dem Preis eines grossen Kirchenfensters mit drei gemalten Scheiben. Um das Jahr 1520 muss der Meister tatsächlich Fenster oder Glasgemälde (privater Stifter?) nach Affoltern in die Kirche geliefert haben, denn am 26. Juni dieses Jahres befahl der Berner Rat laut Ratsmanuale dem Meier von Affoltern, die Glasgemälde in der Kirche auszubrechen und in Verwahrung zu nehmen, bis Jakob Stächeli für seine Arbeit bezahlt sei: "An meyer von Affholtern, die pfänster uβzubrächen und die zu sinen handen zu behalten, so lang, vil und gnug, biβ Jakob Stächeli sellicher sin arbeit bezalt werde." (Haller 1900, S. 121; Lehmann 1914, S. 141, hier der Eintrag irrigerweise auf den 8. April 1520 datiert). Zu diesen etwas älteren Scheiben könnten an sich die Wappenscheibe Berns, die Stadtscheibe Aarbergs und die Figurenscheibe Matthias Maurers gehören, die stilistisch von den 1524 datierten Werken abweichen. Lehmanns Zuschreibungen an den Meister Stächeli beruhen allerdings auf reinen Hypothesen. So stellt sich u. a. die Frage, ob mit der im Eintrag von 1520 genannten Kirche Affoltern nicht eher diejenige von Affoltern im bernischen Emmental denn jene von Grossaffoltern im Berner Seeland gemeint sein könnte (vgl. SKL 3/1913, S. 209). Dass der in den Quellen stets als Glaser bezeichnete Jakob Stächeli tatsächlich auch Glasmaler war, ist zudem nicht belegt. Es muss deshalb letztlich offen bleiben, wer die Scheiben für die Kirche Grossaffoltern schuf. Sicher ist nur, dass der mit ihrer Ausführung betraute Glasmaler von 1524 unter Einfluss Hans Funks in Bern arbeitete, dessen voluminösen Figuren- und Ornamentformen wir auch hier begegnen.

Die Heiligenscheibe, zu der auch Nachzeichnungen Johann Heinrich Müllers (z. T. in Feder, z. T. in Bleistift) existieren (Nachlass im Besitz des BHM Bern als Depositum im Vitrocentre Romont), befand sich 1896 und 1914 im zentralen Chorfenster und nicht wie heute im Chorfenster n II.

Datierung
1524
StifterIn

Frienisberg, Zisterzienserkloster · Abt Hirsinger, Urs (1513–1528)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grossaffoltern.
Die Unterhaltspflicht der fünf Glasgemälde im Chor 1887 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 56.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 54, Nr. 1.

Berchtold Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, 1. Teil, Bern 1900, S. 121.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 237.

Hans Lehmann, Die Glasmalerfamilie Wildermut zu Biel und Neuenburg und die Glasgemälde in der Kirche zu Ligerz, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 12/1910, Heft III, S. 242 (Stächeli, Jakob).

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 142–144 (Jakob Stächeli).

Hans Lehmann, Stächeli, Jakob, in: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig, Bd. 31/1937, S. 439 (Jakob Stächeli).

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 44.

Ernst Marti, Aus der Geschichte der Kirche Grossaffoltern 1513–1988, Grossaffoltern 1988, S. 41, Farbabb. S. 44.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern 2014, Bd. 1, S. 352, Farbabb. 243 (unbekannter Glasmaler, vermutlich Stiftung von Abt Urs Hirsinger).

Vgl.

G. Trächsel, Kunstgeschichtliche Mittheilungen aus den bernischen Staatsrechnungen von 1505 bis 1540, in: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1878, Bern 1877, S. 167–205.

Schweizerisches Künstler-Lexikon 3/1913 (SKL).

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Romain Jurot, Biblia sacra (Isaias-Malachim), in: e-codices, 2014 [URL: http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/bcuf/L0084; 18.10.2016].

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald (1988 von Leiter aus) R 2465 K (=c) und SW, Neg. Hesse 04142 (1963); SNM Zürich, Neg. 8920, 8921 (Jakob Stähelin, Stächeli)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Grossaffoltern_refK_Frienisberg_nII.2b
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Grossaffoltern
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grossaffoltern.
Die Unterhaltspflicht der fünf Glasgemälde im Chor 1887 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_27
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema