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BE_540: Wappenscheibe Landschaft Niedersimmental (Weissenburg)
(BE_Oberwil_im_Simmental_refK_Niedersimmental)

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Titel

Wappenscheibe Landschaft Niedersimmental (Weissenburg)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1520
Masse
44.5 x 32. cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der Wappenschild der Landschaft Niedersimmental steht über der von zwei sitzenden Putten gehaltenen Schriftrolle mit dem Stiftungsjahr. Vor blauem hobelspanartigem Damastgrund wird er von zwei goldgelockten Engeln präsentiert, die über ihm ein Feston emporhalten. Sie erscheinen beide in Diakonentracht, das heisst einer Albe sowie einer grünen beziehungsweise einer blauen Dalmatika. Die Seitenrahmung bilden gelbe Pfeiler mit vorgestelltem Säulchen. Der darüber gesetzte, reich dekorierte gelbe Rundbogen ist mit einem Blattkranz behängt. Die Bogenzwickel füllt Blattwerk.

Iconclass Code
11G · Engel
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Amorette · Engel · Putto
Heraldik

Wappen Landschaft Niedersimmental

Inschrift

1520.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprung und einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes und blaues Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

1449 errichtete Bern die Kastlanei (Landvogtei) Niedersimmental, welche die Gerichte Weissenburg und Erlenbach sowie Anteile an den Herrschaften Diemtigen und Wimmis umfasste. Amtssitz des bernischen Kastlans war die Burg Wimmis. Die Landleute der Talschaft Niedersimmental besassen ein eigenes, von Bern 1454 kodifiziertes Landrecht, das ihnen eine weitgehende Selbstverwaltung zugestand (HLS 9/2010, S. 260f.).
Die Scheibenstiftung der Landschaft Niedersimmental erfolgte 1520 zum Abschluss der in den vorangehenden Jahren im Chor der Kirche Oberwil durchgeführten Erneuerungsarbeiten (Einbau einer Holztonne). Um die gleiche Zeit erhielt die Kirche einen neuen Taufstein.

Hans Lehmann weist dem zwischen 1505 und 1525 in Berns Staatsrechnungen mehrfach als Glaser erwähnten Jakob Stächeli eine umfangreiche Gruppe von Glasmalereien zu, darunter auch die Scheibe von 1520 in Oberwil. Das von Lehmann für Stächeli in Anspruch genommene Œuvre lässt sich allerdings weder durch schriftliche Quellen noch durch signierte Werke stützen (Kurmann-Schwarz 1998, S. 413). Eine Tätigkeit Stächelis als Glasmaler ist also nicht eindeutig belegt (Anderes 1963, S. 125, Anm. 2). Der Schöpfer der Niedersimmentaler Landschaftsscheibe kann deshalb auch einer jener anderen in den Staatsrechnungen Berns des frühen 16. Jahrhunderts als Glaser angeführten Lohnempfänger gewesen sein, von denen wir nicht sicher wissen, ob sie den Glasmalerberuf ausübten. Zumindest darf aber davon ausgegangen werden, dass das Glasgemälde in Oberwil in derselben Werkstatt entstand wie die in ihrer Grundkomposition damit übereinstimmende, von Lehmann ebenfalls mit Jakob Stächeli in Verbindung gebrachte Stadtscheibe Aarbergs in der Kirche Grossaffoltern.

Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen sahen im Jahre 1896 in der Kirche Oberwils ausser der Landschaftsscheibe Niedersimmentals noch eine undatierte Berner Ämterscheibe. Dieses heute verschollene Glasgemälde muss im frühen 20. Jahrhundert von dort entfernt worden sein.

Datierung
1520
StifterIn

Niedersimmental, Landschaft

Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 262.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 46, 76.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Januar 1882, S. 246.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 28, 82 (irrigerweise 1529 datiert).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 249 (irrigerweise 1529 datiert).

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 144 (Jakob Stächeli).

Hans Lehmann, Stächeli, Jakob, in: Ulrich Thieme/Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig, Bd. 31/1937, S. 439 (Jakob Stächeli).

Simmentaler Heimatbuch, Hrsg: Heimatkundevereinigung des Simmentals, Bern 1938, S. 244.

Arnold Blatti, Kirche Oberwil im Simmental, Oberwil i. S. 1985, S. 12 (Jakob Stächeli).

Holger Finze-Michaelsen/Klaus Völlmin, Alte Kirchen im Simmental und Saanenland. Ein Kirchenführer für Entdeckungsreisende, Zweisimmen 2008, S. 167.

Vgl.

Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü., Freiburg 1963.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 165, Neg. Howald, R 344/10; SNM Zürich, Neg. 8366, 8367 (Jakob Stächelin)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Oberwil_im_Simmental_refK_Niedersimmental
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Oberwil im Simmental

Inventar

Referenznummer
BE_540
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016