Forschung
Der hl. Charalampius (Hararampe, Haralambie, Haralampos, Charalampos, Charalampes usw.) aus Antiochia in Pisidien (*2. Jh.), nach einigen hagiographischen Quellen Bischof von Magnesia, wird in der Ostkirche als Schutzpatron gegen Pest, Cholera und Viehseuchen verehrt. Sein Namenstag wird am 10. Februar gefeiert. Er soll während der Verfolgung durch Septimus Severus in Magnesia verurteilt und zusammen mit den bekehrten Folterknechten Porfirius und Dauctus (Baptus) sowie drei Augenzeuginnen seiner Wunder im Jahr 203 in Magnesia enthauptet worden sein (LCI 5, 1973. Sp. 484/486). Als Hinweis auf seinen Sieg über Krankheit und Märtyrertod wird dem Heiligen meist die nackte kleine, mit einem Goldhelm bewehrte Figur eines Dämons als Personifizierung der Pest oder des Todes beigegeben. Wie hier erscheint sie in ihrer Unbeholfenheit oft in karikaturhafter, ja komischer Gestalt, doch wurde dieser Charakterzug bei den Gläubigen durchaus nicht so empfunden: die Bedrohung durch Pest, Seuche und plötzlichen Tod war ihnen zu gegenwärtig. Der Volksglaube deutete zudem das Motiv dahingehend, "dass der Heilige, wann immer er strafen müsse, die Möglichkeit des Loslassens der festgeketteten Gestalten habe" (Fabritius/Nentwig 2003. S. 220).
Ikonen des hl. Charalampius waren vor allem auch in der siebenbürgischen Hinterglasmalerei beliebt. Der Heilige nahm im Volksglauben und in der Volksmedizin eine wichtige Stellung ein, die bei drohendem Ausbruch von Seuchen und Krankheiten stets anstieg. Das Hinterglasgemälde des thronenden Heiligen wurde nach einer seitenrichtigen Vorlage gemalt, so dass er mit der linken Hand segnet und die Hände der Figuren verkehrt gezeichnet erscheinen.
Für die Formgebung der Augenpartie, der Hände und der Mantelfalten ist das Werk stilistisch vergleichbar mit den Darstellungen der Marienkrönung (Inv.-Nr. RY 59), teilweise auch mit dem ausführlicheren Bild des hl. Charalampius (Inv.-Nr. RY 311) der Sammlung R.+F. Ryser im Vitrocentre Romont, so dass auch hier eine späte Datierung kurz nach 1850 anzusetzen ist. Ikonographisch interessant ist auch der hl. Charalampes der Sammlung Udo Dammert im Schloissmuseum Murnau (Dammert 1993, S. 21).
Datierung
Um 1860
Zeitraum
1850 – 1870
Eingangsdatum
7.12.2012
Schenker*in / Verkäufer*in
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
SE 39