Name

Kapelle Unserer Lieben Frau auf dem Dürrenberg

Adresse
Kapellenweg 16
3212 Gurmels
Geografische Hierarchie
Koordinaten (WGS 84)
AutorIn und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2017
Informationen zum Gebäude / zur Institution

Ein erstes Oratorium, das vermutlich im 7. Jahrhundert als Eigenkirche einer lokalen Familie errichtet worden war, konnte in Dürrenberg durch Grabungen 1982–1985 nachgewiesen werden. Eine zweite und dritte Kirche wurde vermutlich im 12. und 14. Jahrhundert errichtet. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert diente die Kapelle Dürrenberg als lokaler Wallfahrtsort zur Muttergottes. Offenbar war die Kapelle auch Pilgerstätte zur Taufe totgeborener Kinder, ein sogenanntes «sanctuaire à répit». Sie gewann als solche nach dem Übertritt Berns und der Waadt zur Reformation an Bedeutung, indem sie wichtige Wallfahrtsorte dieser Art, die sich zuvor in Lausanne und in Büren an der Aare befunden hatten, ablöste (Schriftliche Belege dafür gibt es offenbar nicht, jedoch wurden bei den Grabungen im Schiff auffallend viele Säuglingsskelette gefunden. Schöpfer 2000. S.356 und S.360. Graenert 2005. S.88–95. Zum Brauch, totgeborene Kinder in ein meist der hl. Jungfrau Maria geweihtes Heiligtum zu bringen, wo sie einen Augenblick zum Leben erweckt wurden und getauft werden konnten, s. Gutscher/Ulrich-Bochsler/Utz Tremp 1999). Den Höhepunkt erreichte die Marienwallfahrt im 17. und 18. Jahrhundert (Die Taufe ungeborener Kinder hatte im Barock ein Ende genommen). Mit der Erweiterung des Kirchenschiffs 1662/63 wurde dieser religiösen Bedeutung Rechnung getragen. Die Kapelle war nun zur Grösse einer stattlichen Landpfarrkirche herangewachsen. Der schlechten Fundamentierung wegen musste 1710 jedoch das ganze Schiff abgebrochen und samt Fundament neu errichtet werden. An den Bau spendete 1709 der Rat von Freiburg 150 Pfund, das Kapitel St. Nikolaus stellte das Bauholz zur Verfügung (Zur Baugeschichte ausführlich Schöpfer 2000. S.356–358). 1882 erwarb das Museum drei Scheibenstiftungen des Freiburger Klerus aus dem Jahr 1710. Die Glasgemälde waren – wohl mit weiteren – nach 1878, spätestens aber im Frühling 1881 aus der Kapelle Dürrenberg bei Gurmels an einen Berner Händler verkauft worden. Andere sollen bei einem Schneider in Freiburg aufge- taucht sein (Zur bewegten Geschichte und dem Erwerb dieser Scheiben s. Schöpfer 2001 [mit Quellenangaben]). Tatsächlich erinnerte sich noch der Kapuziner und Historiker Apollinaire Dellion 1885 in seinem «Dictionnaire historique et statistique des paroisses catholiques du canton de Fribourg» an weitere Glasfenster mit den Wappen Auderset, Meuwly, Bürgy und Kilchoer. Sie sollen später gestohlen bzw. verkauft worden sein (Dellion IV, 1885. S.347). Auch eine Freiburger Standesscheibe ist heute verschollen: die Stiftung des «obrigkeitl[ichen] Schildt[s] für die kirchen zu Düreberg» im Jahr 1710 ist nur noch quellenmässig nachweisbar (StAF SR 506, 1710/11, p.49. Vgl. auch RM 260, 1709, p.415 [10.12.1709]). Die Wappenscheibe kostete den Rat 24 Pfund. Die Scheibe des Kapitels machte mit 26 Pfund und 8 Schilling etwa die gleiche Summe aus (StAF Chapitre de Saint-Nicolas, Comptes 1710: Außgeben: Dem glaßmahler für capitels wappen in der nüwen capellen zu Gurmels 26 lb 8 ß). Mit den Scheibenstiftungen brachten der Freiburger Klerus, der Rat von Freiburg und vermutlich auch einzelne Privatpersonen ihre Verbundenheit mit der Kapelle Dürrenberg zum Ausdruck. Die Koordination des Auftrags an einen Glasmaler muss über die Pfarrei erfolgt sein, die dafür besorgt war, einen einheitlichen Zyklus von Scheiben für ihre Kirche zu erhalten. Die finanziellen Mittel werden die Stifter selbst gesprochen haben, und wie es die Regel war, werden sie auch die entsprechenden Angaben zum Bildprogramm und zu den Inschriften geliefert haben.

Literatur

Gutscher, D., Ulrich-Bochsler, S. und Utz-Tremp, K. (1999). "Hie findt man gesundtheit des libes und der sele". Die Wallfahrt im 15. Jahrhundert am Beispiel der wundertätigen Maria von Oberbüren. In: Berns grosse Zeit. Das 15. Jahrhundert neu entdeckt. Hrsg. von E. J. Beer, N. Gramaccini. C. Gutscher-Schmid, R.C. Schwiges. Bern. S. 380–391

Schöpfer, H. (2000). Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg. Bd. V. Der Seebezirk II. Basel

Lauper, A., Biffiger, S. et Beytrison, I. (2012). Gurmels. In: Fribourg/Freiburg, Valais/Wallis. Guide artistique de la Suisse. Bern: Soc. d'histoire de l'art en Suisse, p. 323–324.

Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern: Peter Lang